von André Frenzer

Die in „Tag Eins“ vorgestellten Abenteuer stehen allesamt unter der gleichen Prämisse: Sie stellen den ersten Tag der Invasion der High Lords vor. Dabei erleben die Charaktere den Beginn des Möglichkeits-Krieges hautnah mit. Für jede der sieben verschiedenen Invasionen stehen dabei vorgefertigte Spielercharaktere zur Verfügung, deren Überleben auch nicht in jedem Abenteuer tatsächlich vorgesehen ist.

Die verschiedenen Abenteuer unterscheiden sich natürlich in der Thematik und den verschiedenen Optionen, die den Charakteren zur Verfügung stehen, genauso deutlich voneinander, wie die Cosms, die in unsere Welt eingedrungen sind. So führt das Abenteuer im Nil-Imperium zu pulpigen Massenschlachten (nebst abstürzenden Zeppelinen), während das Horror-Setting Orrorsh eine furchtbar finstere Nacht voller Schrecken für die Charaktere bereithält. Das Schema der Abenteuer ist dennoch immer gleich. Zunächst wird die Gruppe in eine völlig alltägliche Situation geworfen – sie sind Touristen bei der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten, Freunde auf dem Weg zu einer Hochzeit oder sitzen zufällig im gleichen Restaurant. Dann beginnt die Invasion und im Zuge der ersten Kämpfe erleben die Charaktere einen sogenannten „Moment der Krise“. Dieser Moment verwandelt die Charaktere in Storm Knights, da sie mit der Realität der Zentralerde verbunden bleiben und so deutlich mehr „Möglichkeiten“ (also Bonuswürfel) zur Verfügung haben, als die normalen Menschen und Eindringlinge. Die nächsten Szenen zeigen dann kurz die Themen des jeweiligen Cosms auf (wobei Kämpfe stets im Mittelpunkt der Abenteuer stehen), bevor ein knapper Epilog das Abenteuer schließt.

Didaktisch sind die Abenteuer dabei interessant gemacht und richten sich an Einsteiger in „TORG Eternity“. Denn der Spielleiter erhält stets wertvolle Hinweise darauf, wann Cosm- oder Schicksalskarten zu ziehen sind und welche regeltechnischen Optionen den Spielern zur Verfügung stehen, um die verschiedenen Herausforderungen zu meistern. So führen die Abenteuer gekonnt in die nicht unkomplexe Regelmechanik von „TORG Eternity“ ein. Somit erfüllt „Tag Eins“ die Anforderung an ein Einstiegsabenteuer technisch mit Bravour.

Inhaltlich bin ich allerdings recht enttäuscht. Immerhin erleben wir hier prinzipiell sieben Mal das gleiche Abenteuer. Dadurch, dass immer wieder unterschiedliche Charaktergruppen ihren persönlichen „Tag Eins“ erleben, eignen sich die Abenteuer auch nur schwer als Auftakt einer Kampagne – sofern man alle von ihnen erleben möchte. Auf der anderen Seite ist auch fraglich, wer unbedingt sieben Mal den gleichen Handlungsablauf mit immer neuen Gegnern erleben möchte. Ein Baukastensystem mit einer ausreichend informellen Hintergrundbeschreibung des Beginns der Invasion wäre hier deutlich flexibler gewesen. So wird eine gute Idee – das Erleben des ersten Tags der Invasion – gebetsmühlenartig wiederholt und unnötig aufgebläht.

Das Layout von „Tag Eins“ orientiert sich wieder am Grundregelwerk. Wir finden die gleichen Zierrahmen, großformatige und vollfarbige Illustrationen voller Action und auch Schriftbild und -größe haben sich nicht verändert. Optisch möchte ich damit weiterhin eine gute Note attestieren, wobei wiederum die meisten der mitgelieferten Karten eher zweckmäßig denn hübsch anzusehen sind.

Fazit: „Tag Eins“ stellt ein interessantes Abenteuerkonzept vor, kann das spannende Konzept jedoch nicht spieltischnah umsetzen. Schlussendlich bleibt viel zu viel erschlagendes und unnötiges Material für die gute Ursprungsidee. Ich würde dazu raten, das Konzept einmalig umzusetzen und als Kampagnenauftakt zu nutzen. Dafür braucht es aber sicher nicht diesen Abenteuerband.

Tag Eins
Abenteuerband
Darrell Hayhurst, Dean Gilbert, Shane Hensley u. a.
Ulisses Spiele 2019
ISBN: 978-3963311192
144 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 29,95

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