von Bernd Perplies
Die Erweiterung kommt in einer kleinen Schachtel daher (ca. 9,5 x 13 x 4 cm), deren Cover von den enthaltenen Verbündeten geziert wird. Im Inneren erwarten einen fünf Plastikminiaturen, fünf Verbündetenkarten, vier Schatzkarten und ein Regelflyer. Die Kartenoptik entspricht dabei von der Qualität her exakt den anderen „Sword & Sorcery“-Produkten, es sieht also alles recht hübsch aus, allerdings ist die Schrift mitunter so klein, dass man sich eine Leselupe wünscht. Die Figuren sind ebenfalls nett anzusehen; von Detailgrad und Gussgenauigkeit keine Table-Top-Qualität, aber im Brettspiel-Kontext völlig in Ordnung.
Enthalten sind eine Katze, eine Krähe, eine Fledermaus, ein Gargoyle und ein Drache (allerdings nur ein kleiner). Katze und Krähe fallen in die Kategorie zahm, die Krähe ist wild und Gargoyle sowie Drache gehören zu den legendären Verbündeten. Der Gargoyle ist übrigens der einzige dezidiert „chaotische“ Verbündete, der nicht an Helden mit rechtschaffener Gesinnung angelegt werden kann. Alle anderen sind universell nutzbar, was auch gut so ist (ungeachtet der Tatsache, dass der Boxentitel diesbezüglich etwas in die Irre führt).
Zu Spielbeginn werden die Verbündetenkarten gemischt und verdeckt in drei Stapeln (zahm, wild, legendär) beiseitegelegt. Bei nur einem „Zubehör-Pack“ ist das Mischen der wilden Verbündeten etwas witzlos, weil es nur eine Karte gibt, aber schon das Geschwisterprodukt mit „Rechtschaffenen Verbündeten“ fügt fünf weitere Verbündete hinzu und dann hat das Ganze schon seinen Sinn, denn dann gibt es drei zahme und drei legendäre Verbündete sowie vier wilde.
Ins Spiel gebracht werden Verbündete ausschließlich durch Schatzkarten. Vier sind es in diesem Pack. Das ist ein wenig schade, denn der Schatzkartenstapel ist sehr dick und man wird mit Schätzen nicht unbedingt zugeschmissen. So besteht durchaus die Wahrscheinlichkeit, mehrere Szenarien lang auf keine Verbündeten zu treffen. Hier wäre es schöner gewesen, wenn man zumindest die zahmen Verbündeten (also die Katze und die Krähe) in den Städten beim Händler hätte erwerben können, denn wozu kaufe ich eine Erweiterung, wenn sie dann im Spiel doch kaum eine Rolle spielt? Da die Schatzkarten „einmalig“ sind, kann man auch nicht tricksen, drei Packs kaufen und dann zwölf Karten dem Schatzkartenstapel hinzufügen. Tatsächlich sind sogar die Schatzkarten in diesem und dem Geschwisterprodukt identisch, können also nicht zweimal dem Schatzkartenstapel hinzugefügt werden. So erhöht sich zwar die Auswahl an Verbündeten mit zwei – oder mehr – Packs, aber nicht die Wahrscheinlichkeit, sie zu bekommen.
Wenn man eine Verbündetenkarte vom Schatzkartenstapel zieht, kann man die Karte zu einem beliebigen Zeitpunkt einlösen und sich dann je nach Karte einen Verbündeten auswählen oder zufällig ziehen. Dieser bleibt bis zu seinem Tod fester Teil des Charakters, auch über Szenarien hinweg oder wenn der Charakter in Geisterform ist. Die Lebenspunkte mögen – je nach Verbündetem – gerade anfangs nicht üppig sein, dafür können sie keinen direkten Schaden von Gegnern nehmen, sondern nur traurige Opfer von Flächenschaden werden. Verteidigungswürfel und teilweise leichte Rüstung schützen davor immerhin etwas.
Die Fähigkeiten der Verbündeten sind recht nett, aber natürlich nicht spielentscheidend. Als freie Aktion aktiviert, können sie sich drei bis fünf (die Krähe, sehr schnell) Felder weit bewegen. Obendrein dürfen sie sich auch kostenlos mit Herrchen oder Frauchen bewegen. Dazu können sie ihre Spezialfähigkeit anwenden. So lenkt die Katze ganz gern (einmal pro Runde) einen Gegner ab, der daraufhin Würfel neu werfen muss. Die Krähe enthüllt unter gewissen Umständen die oberste Gegner-Aktivierungskarte. Die Fledermaus kann sich einmal pro Runde einen Schattenmarker (auch in größerer Entfernung) anschauen. Der Gargoyle heilt eine Wunde, wenn ein Gegner in näherer Umgebung getötet wurde. Und der Drache kann sowohl Gift als auch Feuer speien.
Die Kehrseite der Medaille: Stirbt ein Verbündeter, muss man alle bereiten Fähigkeiten um ein bis drei Zeitslots drehen. Ein trauernder Held kämpft halt nicht mehr so gut.
„Chaotische Verbündete“ ist sowohl mit „Die Alten Chroniken“ als auch dem älteren „Unsterbliche Seelen“ kombinierbar, was erfreulich ist.
Fazit: Auch „Chaotische Verbündete“ ist eine hübsche, kleine Erweiterung, die ein paar nette Verbündete ins Spiel bringt. Einzig schade ist erneut der Umstand, dass die Verbündeten nur durch Schatzkarten ins Spiel gebracht werden können, weswegen man im dümmsten Fall im ganzen Abenteuer keinen einigen davon zieht (was den Kauf des Packs dann echt unsinnig erscheinen lässt). Hier muss man sich gegebenenfalls mit Hausregeln behelfen. Müsste ich eines der zwei „Zubehör-Packs“ auswählen, würde ich wohl zu der Box der „Rechtschaffenen Verbündeten“ greifen, weil sich „rechtschaffene“ Helden in „Sword & Sorcery“ generell etwas einfacher spielen und ich dann lieber die Fee als den Gargoyle zur Auswahl hätte.
Sword & Sorcery – Die Alten Chroniken: Chaotische Verbündete (Zubehör-Pack)
Brettspiel-Erweiterung
Simone Romano, Nunzio Surace
Ares Games/Asmodee 2022
EAN: 4015566603639
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 14,99
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