Supergirl – Einfach super?!

Supergirl ist bereits seit den 1970ern ein fester Bestandteil der Superhelden von DC. Sie begann als eine Nebenfigur in den „Superman“-Comics, später wurde sie die Protagonistin ihrer eigenen Reihe. Immer wieder gab es Versuche, ihre Figur neu zu erfinden, zu modernisieren und einem moderneren Frauenbild anzupassen. „Supergirl – Einfach super!?“ ist einer dieser Versuche.

von Andi Bottlinger

Es gibt einen signifikanten Unterschied, wie männliche Autoren (vor allem früher) weibliche Figuren geschrieben haben und wie weibliche Autoren (vor allem heutzutage) weibliche Figuren schreiben. Durchweg werden die Figuren in letzterem Fall etwas mehrdimensionaler und bodenständiger. Die vornehmliche Frage verlagert sich von „Was macht diese Person mit ihren Superkräften?“ zu „Wer ist eigentlich die Person hinter den Superkräften?“ Das war auch der Ansatz von Mariko Tamaki und Joëlle Jones in „Supergirl – einfach super!?“.

Einfache Anfänge

Kara ist ein ganz normaler Teenager – wäre da nicht die Tatsache, dass sie als Kind von ihren Eltern in einer Art Raumschiff gefunden wurde. Und wären da nicht ihre Superkräfte. Aber ihr Vater hat ihr eingeschärft, beides unter allen Umständen geheimzuhalten. Also rennt sie im Sport stets langsamer, als sie könnte, und erhebt sich nur nachts manchmal heimlich in die Lüfte. Sogar ihre beiden besten Freundinnen, Jen und Dolly, kennen ihr Geheimnis nicht. Abgesehen davon allerdings sind die drei Mädchen unzertrennlich.

Kara wünscht sich oft genug, ihre Kräfte nicht zu haben – bis zu dem Moment, an dem während einer Sportveranstaltung die Erde bebt und ihre Freundin Jen in eine Spalte fällt. Kara kann sie beinahe retten, doch gerade im entscheidenden Moment versagen ihre Kräfte und Jen stirbt.

Der Tod ihrer Freundin erschüttert sie sehr und macht gleichzeitig die Frage drängender, woher ihre Kräfte überhaupt kommen und warum sie gerade in diesem Moment nicht funktioniert haben. Gefangen zwischen Schuld, Trauer und einem ganz normalen Teenager-Leben muss Kara dem Geheimnis ihrer Herkunft auf die Spur kommen.

Von Freundschaft und Teenager-Problemen

Dem Comic gelingt es sehr gut, Kara als jemanden darzustellen, der zwar außergewöhnliche Kräfte hat, aber deswegen noch lange nicht über Alltagsproblemen steht. Genau wie ihre beiden Freundinnen muss sie ihre Hausaufgaben machen und bekommt Pickel. Und auch den Tod von Jen verkraftet sie nicht besser als Dolly. Eher belastet er sie mehr, weil sie das Gefühl hat, Jen im Stich gelassen zu haben.

In der Geschichte wird sehr schön gezeigt, wie wichtig Freundschaften auch für Personen mit Superkräften sind und was für einen großen Einfluss das richtige Umfeld darauf hat, was Kara letztendlich mit ihren Superkräften tut.

So geht es insgesamt nicht so sehr um Karas Kräfte, sondern eher darum, welche Entscheidungen sie trifft, wie sie sich selbst sieht und welche Personen ihr etwas bedeuten. Das alles stellen Mariko Tamaki und Joëlle Jones sehr gefühlvoll und überzeugend dar. Sie machen es möglich, mit Supergirl mitzufühlen und mit ihr zu hadern und zu trauern.

Fazit: „Supergirl – einfach super!?“ ist eine sehr nette Coming of Age Geschichte. Letztendlich darf man aber als eingefleischter DC-Fan nichts bahnbrechend Neues erwarten. Dieser Comic richtet sich eindeutig an Neuleser*innen und versucht, ihnen einen Zugang zu dem Charakter zu schaffen, wenn sie bisher noch nichts mit Superhelden-Comics anfangen konnte. Für Fans also nicht unbedingt ein Muss, aber wenn man ein Geschenk sucht, um den Samen für eine neue Leser-Generation zu pflanzen, eignet es sich sicher.

Supergirl – einfach super!?
Comic
Marika Tamaki, Joëlle Jones
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-7367-6863-5
212 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,99

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