von Markus Kolbeck

„Stille von Somerrisk“ ist 2019 bei Ulisses Spiele als Softcover mit einem Umfang von schlanken 28 Seiten (ohne die Umschlagseiten) auf Deutsch zum Preis von knapp 12,- Euro erschienen. Die englischsprachige Originalausgabe ist ebenfalls 2019 erschienen, aber bei Petersen Games. Die Autoren sind David N. Ross und Ian Starcher. Die Ortschaft von Somerrisk ist in einer nicht näher bestimmten hügeligen Küstengegend auf Faerûn, wie die Einwohner das Weltsetting „Die Vergessenen Reiche“ (englisch: „Forgotten Realms“) nennen, angesiedelt. Das Abenteuer enthält Landkartenausschnitte, Lagepläne, Schauplätze, Illustrationen und vier Beispielcharaktere (eine Katze aus den Traumlanden, einen Gnorri, einen Zoog und einen Mythos-Ghoul) auf Stufe 1 samt Charakterabbildungen.

Die Begegnungen sind in den Schwierigkeitsgraden und den Herausforderungen auf Charaktere der Stufe 1 ausgelegt, es gibt aber Hinweise, wie man die Begegnungen für höhere Stufen bis zur 20. ausgestalten kann. So gibt es Tabellen für jede Stufe von 2 bis 20 mit entsprechenden Herausforderungsgraden. Der Inhalt des Szenarios ist in Farbe gehalten. Der Band lässt sich in rund drei Stunden komplett durchlesen.

Mancherorts (sogar bei Ulisses Spiele und Amazon) wird „Stille von Somerrisk“ als „Stille aus Somerrisk“ aufgeführt. Das ist der falsche Titel! Auf dem Cover steht eindeutig: „Stille von Somerrisk“! Nicht verwechseln sollte man es auch mit dem entsprechenden Abenteuerband „Schweigen aus Somerrisk“, wie der Band für „DSA 5 Mythos“, das Äquivalent von der „D&D 5“-Version für das Rollenspiel „Das Schwarze Auge“, heißt.

Inhalt

In der Gegend Gnathowins, wo Somerrisk angesiedelt ist, gab es vor rund 100 Jahren eine Überschneidung von Faerûn und den Traumlanden. Enklaven der Traumlande sind zurückgeblieben und die alten Bewohner leben mit den neuen aus den Traumlanden zusammen. Die Abenteurer*innen werden gebeten, nach Hornburg zu kommen, um sich das Anliegen des dort ansässigen Konzils von Gnathowins anzuhören. In letzter Zeit sind etliche Personen verschwunden, insbesondere hat man längere Zeit keine Nachrichten mehr aus der Ortschaft Somerrisk gehört. Auf der kurzen Reise dorthin geschehen die ersten ungewöhnlichen Ereignisse. Die Charaktere werden von einem Mythos-Grul angegriffen! (Auf höheren Stufen von mehreren Grulen und Gugs und auf den beiden höchsten Stufen von zwei Dhole-Jungen.). Im weiteren Verlauf gelingt es den Spieler*innenfiguren hoffentlich, einen Kontakt in der überschwemmten Stadt von Somerrisk ausfindig zu machen. Die Charaktere können nun die weitere Gegend erkunden, ihre Fähigkeiten zum Einsatz bringen und ihre Schlüsse ziehen. Ihr Kontakt wird schließlich entführt, und es sollte zu einer Rettungsmission kommen! Dabei kommen sie der Auflösung des Abenteuers näher.

Kritik

Die Idee, das Szenario für alle Stufen spielbar zu machen, ist lobenswert. Vom Herausforderungsgrad ist es durchaus für Anfänger geeignet. Jedoch wird schon etwas Railroading (das Einengen der Spieler*innen auf einen vorgegebenen Handlungspfad) angewendet, was natürlich nicht so gut ist. Allerdings ist es für mit „Sandy Petersen's Cthulhu Mythos“ unerfahrenen Spielleitern*innen dann leichter, das Abenteuer zu leiten, da nicht so viele Abzweigungen im Plot berücksichtigt werden müssen.

„D&D“ sagt man ja nach, actionlastig zu sein. Bei diesem Abenteuer kommen auch andere Fertigkeiten wie Athletik, Akrobatik, Geschichte, Religion, Arkane Kunde und Yog-Sothotherie vor, jedoch liegt der Hauptaugenmerk auf den kämpferischen Auseinandersetzungen. Das gibt der Handlung Pepp und Schwung, außerdem bangen die Spieler*innen dann auch um das Schicksal ihrer Figuren, aber für angehende Spieler*innen bei „Cthulhu Mythos“ wäre dann doch vielleicht eine vielfältigere Herangehensweise angemessen. Gerade soziale Fertigkeiten hätte man mehr einbeziehen können. Aber es wurde ja nicht ganz auf Nicht-Kampf-Fertigkeiten verzichtet, wie bereits oben aufgeführt. So bleibt ein etwas zwiespältiger Eindruck zurück: Das hätte man durchaus besser machen können bei diesem Startabenteuer, um angehende „Cthulhu Mythos“-Spieler*innen zu formen beziehungsweise zu erziehen! Denn die actionlastige Herangehensweisen behält man im späteren Abenteurer*innenleben sonst vielleicht bei.

Auch ist das Buch mit gerade mal 28 Seiten, wovon acht Seiten für die Beispielcharaktere verwendet werden, etwas dünn. Dort nehmen die Abbildungen der Charaktere allein vier Seiten ein! Ansonsten ist die Aufmachung in Ordnung, und die Bereitstellung von Herausforderungen für höhere Stufen ist auch sehr nützlich. Die Rechtschreibfehler halten sich sehr schön in Grenzen. Auch wenn der Band dünn ist, für knapp 12,- Euro Anschaffungspreis kann man nicht meckern! Für „Insel der Ghoule“ kann man also insgesamt noch auf ein Mehr hoffen. Da dies ein Kampagnenband ist, wird er wohl besser ausgearbeitet sein und anderen Fertigkeiten als kämpferischen mehr Raum bieten.

Fazit: Rundherum gelungen ist „Stille von Somerrisk“ leider nicht, aber für den verlangten Preis kann man eigentlich erst mal nicht auf mehr zählen. Schade ist, das mit diesem Einführungsabenteuer kein optimaler Eindruck von den Möglichkeiten, die „Sandy Petersen's Cthulhu Mythos“ bietet, gegeben wird. Jedoch ist es für angehende „Cthulhu Mythos“-Spielleiter*innen, ausreichend Erfahrung mit „D&D 5“ selbst vorausgesetzt, relativ leicht zu leiten. Ich empfehle es allen Besitzern von „D&D 5“, die mit ihrer Gruppe mal in chtuloide Gefilde hineinschnuppern wollen!

Stille von Somerrisk
Abenteuerband
David N. Ross, Ian Starcher
Ulisses Spiele 2019
ISBN: 978-3963312380
28 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 11,95

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