Stille von Somerrisk

Mit „Sandy Petersens Cthulhu Mythos“ liegt eine schwergewichtige Publikation für die fünfte Edition von „Dungeons & Dragons“ vor, die den Mythos nach Lovecraft mit dem ältesten Rollenspiel der Welt verknüpft. „Stille von Somerrisk“ ist ein im Rahmen des Crowdfundings finanziertes Abenteuer, das diese Themen an den Spieltisch bringen will.

von André Frenzer

Ein Horror-Setting wie den Cthulhu-Mythos mit einem klassischen Fantasy-Rollenspiel wie „Dungeons & Dragons“ zu verknüpfen, kann sich schwierig gestalten. Immerhin liegt der Fokus im Fantasy-Rollenspiel auf Helden, übermenschengroßen Kämpen, die fantastische Heldentaten vollbringen. Wie soll es gelingen, diesen Heroen Furcht einzuflößen? Mit „Stille von Somerrisk“ liegt nun ein Abenteuer vor, das ein Beispiel für die Verwendung des Mythos in einem „D&D“-Setting sein will.

Eigens für dieses Abenteuer wurde ein Mini-Setting geschaffen, das auf den ersten Seiten kurz umrissen wird. In der kargen Landschaft Gnathowins kam es vor wenig mehr als einhundert Jahren zu einem bemerkenswerten Zwischenfall. Die materielle Ebene und die Traumlande überlappten einander und verschmolzen zu einem neuen Kollektivgebiet. So leben nun Zoog, Mythos-Ghoule und Gnorri Seite an Seite mit den „traditionellen“ Fantasy-Völkern wie Elfen und Zwergen in dem Gebiet. Und natürlich haben auch die Mächte und Monstren des Mythos Einzug nach Gnathowins gehalten.

In dieser kargen, oft unheimlichen und meist bizarren Gegend kommt es nun immer wieder zu seltsamen Vorkommnissen. Kundschafter verschwinden, der Kontakt zu entlegenen Dörfern reißt ab und schlussendlich verschwindet sogar eine ganze Zoog-Enklave spurlos. Als auch noch der Kontakt zu der kleinen Stadt Somerrisk abreißt, tritt in der Stadt Horntor das Große Konzil zusammen, um zu entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen. Im Auftrag des Großen Konzils reisen schließlich unsere Helden nach Somerrisk, um nach dem Rechten zu sehen. Und wie es nicht anders zu erwarten war, haben die Diener der Großen Alten ihre Finger im Spiel. Einmal vor Ort stoßen die Helden auf die Anhänger von zwei verschiedenen Kulten und müssen sich mit arroganten Gnorri und wahnsinnigen Mondbestien-Zauberern auseinandersetzen …

Nun, es gibt durchaus Positives über „Stille von Somerrisk“ zu berichten. Die Karten der verschiedenen (Kampf-)Schauplätze sind großformatig und ansprechend gestaltet. Überhaupt gibt es optisch nichts zu meckern – die Bebilderung ist auf hohem Niveau und das verspielte Layout weiß zu gefallen. Außerdem skaliert das Abenteuer mit der Stufe der Heldengruppe und schlägt für die unterschiedlichen Encounter an die Stärke der Charaktere angepasste Gegnerscharen und Belohnungen vor. Handwerklich ist damit vieles gut gelöst.

Das ändert jedoch nichts daran, dass „Stille von Somerrisk“ schlussendlich eine öde Aneinanderreihung von Kämpfen ist. Sogar die eigentlich interessant gesponnene Intrige rund um das Verschwinden der Stadt löst sich in einer zünftigen Prügelei auf. Dass dabei die Mythosgegner schlussendlich austauschbar bleiben, ist schade. Sogar der finale Kampf hätte genauso mit einem finsteren Nekromanten und seiner Untotenhorde funktioniert. Das Abenteuer macht einfach nichts aus dem reichhaltigen Mythosthema und wird damit seiner Zielsetzung nicht gerecht.

Fazit: Während „Sandy Petersens Cthulhu Mythos“ eine reichhaltige Fundgrube darstellt, um cthuloide Schrecknisse auf „Dungeons & Dragons“-Charaktere loszulassen, ist „Stille von Somerrisk“ eher ein Beispiel dafür, wie man es nicht macht. Da hätte ich mir mehr erhofft.

Stille von Somerrisk
Abenteuerband
David N. Ross, Ian Starcher
Ulisses Spiele 2019
ISBN: 978-3963312380
32 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 11,95

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