von Frank Stein
Die 14. Ausgabe der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“ mit dem Titel „Chewbacca“ versammelt den US-Fünfteiler „Chewbacca“, der ursprünglich zwischen Oktober und Dezember 2015 erschienen ist. Er steht damit in einer Reihe von Comic-Mehrteilern, die sich mit den Helden der klassischen Trilogie beschäftigen. So gab es direkt davor die „Lando“-Comics und davor „Princess Leia“. „Han Solo“ sollte folgen. Auf Deutsch kam der „Chewbacca“-Comic im Sommer 2016 als Softcover- und limitierter Hardcover-Band heraus, im November 2021 folgte nun also diese Edition.
Die Geschichte führt Chewie auf den Planeten Andelm IV im Äußeren Rand. Genau genommen stürzt er dort mit seinem A-Flügler ab. Motorschaden – oder so. Er wirkt jedenfalls recht entspannt, als wir ihn das erste Mal in einer Blumenwiese liegend sehen. Mit der Entspannung ist es bald vorbei, denn als er loszieht, um ein Ersatzteil zu besorgen, stolpert er über das Mädchen Zarro. Zarro ist gerade aus einer Mine geflohen, in die sie mit ihrem Vater und zahlreichen anderen Einwohnern der Gegend gesteckt wurde, weil sie ihre Schulden beim skrupellosen Gangster Jaum nicht zahlen konnten.
Der wiederum macht Geschäfte mit dem Imperium, wofür er die Sklavenarbeiter gut brauchen kann. Und obwohl Chewie eigentlich gerade nicht auf weiteren Stress mit dem Imperium aus ist – er hat ja gerade erst geholfen, den Todesstern über Yavin IV zu zerstören –, kann er die Augen vor dem Leid der Leute nicht verschließen. Denn er selbst hat so seine Erfahrungen als Sklave gemacht. Also heckt er mit Zarro einen dreisten Plan aus, um Zarros Vater und die anderen zu retten. Natürlich bewahrheitet sich das alte Sprichwort, dass kein Plan den Feindkontakt überlebt. Doch man sollte einen Wookiee niemals unterschätzen ...
Das Abenteuer ist eine kleine Episode in der großen, dunklen Epoche der imperialen Herrschaft über die Galaxis. Man hat derlei – den Aufstand der Geknechteten gegen ihre Unterdrücker – gefühlt schon zigmal gelesen. Auch wird dem Universum hier wenig Nennenswertes hinzugefügt. Jaum und sein imperialer Kontaktmann sind psychologisch eher einfach gestrickte Bösewichte. Und Andelm IV hat nicht nur einen langweiligen Namen, sondern auch eine langweilige Geografie. Irgendein Hinterwäldler-Planet, über den man recht wenig erfährt, außer, dass es dort Stollen gibt, in denen in großer Zahl Käferlarven leben, die gern explodieren und daher als Rohstoff für die imperiale Kriegsmaschinerie interessant sind.
Insofern ist dieser Comic sicher klein „Pflichtprogramm“ für „Star Wars“-Fans, sondern eher ein „Extra-Happen“. Er zieht seinen Reiz und Wert vor allem daraus, Chewbacca hier zur Hauptperson zu machen, wobei der sich das Rampenlicht natürlich mit dem Mädchen Zarro teilen muss, das allerdings deutlich sein „Co-Pilot“ bleibt, was in einem augenzwinkernden Moment auch thematisiert wird. Sehr schön ist auch das Ende, das Chewie in einem sehr emotionalen Moment zeigt und ein wenig erklärt, wofür er kämpft.
Die Illustrationen von Phil Noto sind durchaus ansehnlich und haben ihre eigene Note. Allerdings ist ihm just das Mädchen Zarro nur recht sperrig gelungen. Oft ist die Mimik leicht verzerrt und die Nase prangt ziemlich groß in einem Gesicht, das von einer unvorteilhaft kurzen Knabenfrisur gekrönt ist. Einen Charakterkopf nennt man sowas wohl. Trotzdem sieht man Noto seine Kunstfertigkeit an. Sturmtruppen, Droiden und nicht zuletzt Jaum zeichnet er mit sicherem Strich – auch aus dramatischen Perspektiven.
Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Im Vorwort wird einmal mehr viel zu viel Inhaltsangabe betrieben. Außerdem bezeichnet Marco Ricompensa den A-Flügler irritierenderweise als Abfangjäger, ein Begriff, der in der Regel mit dem TIE-Interceptor verknüpft ist. Zur Bebilderung dient einmal mehr ein „Star Wars #1 Variant Cover“. Zu dieser Praktik sage ich nichts mehr. (Ja, es hätte zahlreiche tolle Cover-Varianten von „Chewbacca“ gegeben.) Die Cover-Galerie am Ende bietet immerhin alle 5 Comic-Cover in der Phil-Noto-Version.
Fazit: Chewbacca kann auch im Alleingang dem Imperium auf die Nase hauen. Das beweist der vorliegende Comic. Ansonsten bleibt die Handlung aber eher unspektakulär. Ein Konflikt, der sehr typisch für „Star Wars“ ist und nicht wirklich besondere Kniffe aufweist. Wer die „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ nicht komplett sammelt, verpasst nicht viel, wenn er diesen Comic überspringt. Allein die letzten paar Seiten sind für Chewie-Fans ein bittersüßer, emotionaler Moment.
Star Wars Marvel Comics-Kollektion 14: Chewbacca
Comic
Gerry Duggan, Phil Noto
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-7416-2511-4
114 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,99
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