von Frank Stein
Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #6-10 der Reihe „Star Wars: The High Republic Adventures (Phase III)“. Die fünf Comics wurden in den USA ursprünglich als Einzelband – „Eriadu Games“ – sowie als zwei Zweiteiler – „The Evacuation Run“ und „Tarkin Family Business“ – zwischen Mai und September 2024 veröffentlicht. Dieser deutsche Softcover-Sammelband bei Panini folgte dann im März 2025. Geschrieben wurden alle Comics von Daniel José Older. Die Zeichnungen stammen von Harvey Tolibao (#1-3) sowie Toni Bruno (#4-5). Für die Farben war Michael Atiyeh verantwortlich.
Die Geschichte beginnt mit einem bedeutungsschwangeren Monolog von Lula Talisola, der in ein bemerkenswert banales Ballspiel übergeht. Das wird von Nihil gestört. Nachdem sie lässig in Teamwork besiegt wurden, geht das Spiel weiter. Das war Band 1.
Dann werden Jedi-Jünglinge von Eriadu evakuiert. Schließlich liegt das mittlerweile am Rand der Nihil-Zone. Bei der Rückkehr unserer Helden – Lula, Zeen, Farzala und Qort – geraten diese in einen Nihil-Angriff. Doch der folgende Absturz ist nur ein Ärgernis. Die wahre Krise liegt in der Frage, wie sich Lula und Zeen wohl gegenseitig einen Antrag machen sollen. Zwischendurch springt der fragwürdige Ex-Bester-Freund von Zeen, Krix Kamerat, durch die Seiten. Wie der seiner Gefangenschaft entkommen ist, habe ich irgendwie verpasst (oder vergessen). Jedenfalls scheint er mit Crash und ihrer Sicherheits-Crew auf Corellia verbandelt zu sein, wenngleich er das Bündnis mit ihr gleich wieder aufzukündigen scheint, um zu den Nihil zurückzukehren. Klar sind seine Absichten allerdings nicht. Irgendwas, das in diesem Comic noch nicht verraten wird, führt er im Schilde. Band 2.
Dann sind wir plötzlich mit einer Tarkin-Tochter Sevran Tarkin unterwegs. Es geht um die Frage, wie sich Eriadu zu den Nihil verhalten soll. Der alte Onkel – das aktuelle Familienoberhaupt – plädiert auf Neutralität, den jungen Leuten reicht das aber nicht. Politische Ränke und eine veritable Familienkrise stehen hier im Mittelpunkt, wobei unsere Jedi-Freunde etwas auf die Seitenbank abgeschoben werden. Dazu gibt’s einen Cameo von Jedi-Meister Emerick Caphor (der eigentlich den Namenlosen nachspüren soll, aber hier aus nicht ganz klaren Gründen weise von den Panels blicken darf). Band 3.
Worauf will ich mit dieser Aufzählung an Ereignissen hinaus? Zum einen wird sicher deutlich: Es passiert durchaus eine Menge auf diesen 120 Seiten. Action wird vor allem in den ersten zwei Geschichten immer wieder geboten, von Harvey Tolibao aufregend chaotisch und fast lebensfroh in Szene gesetzt (trotz Kampf um Leben und Tod strahlen seine Helden immer wieder, als wären sie voll in ihrem Element). Allerdings geht alles zum anderen immer so schnell, dass es kaum Wirkung entfalten kann. Jede Bedrohung wirkt unbedeutend, wenn sie so beiläufig bezwungen wird, wie es hier geschieht. Eine echte Gefahr für die Charaktere scheint nie zu bestehen. Das steht in teils krassem Gegensatz zu dem Schmerz und den Entbehrungen, die andere Jedi-Protagonisten nur ein paar Planeten weiter während der dritten Phase von „Die Hohe Republik“ erleben müssen.
So wirkt vieles wie „zwischen Tür und Angel“ abgehandelt. Dazu tragen auch die teils extrem kurzen Szenen bei, die vor allem in der zweiten Geschichte parallel geschnitten werden und ständig von Lula und ihren Freunden zu Krix hin und zurück springen, selbst wenn eine Partei im dramatischen Kampf steckt. Das liest sich ein bisschen so, als würde man beim Auto ständig im Wechsel Gas geben und auf die Bremse treten. Nichts gegen eine Krix-Story, wenn dieser fragwürdige Charakter denn eine eigene Nebenhandlung bekommen soll. Aber in meinen Augen wäre sie in Form einer in sich geschlossenen Einzelgeschichte besser aufgehoben gewesen.
Es passiert viel und doch zugleich wenig in diesen fünf Heften, wenn an einen Schritt zurücktritt und das große Ganze betrachtet. Lula und ihre Freunde sind meist Spielbälle der Umstände, sie reagieren auf Dinge, die passieren, in ihrer kleinen Nische der Galaxis. Sie schlagen einen Angriff der Nihil (mit einem Schiff!) auf die „Künstlerstadt“ Bri-Phrang City auf Eriadu zurück, sie evakuieren ein paar Jünglinge, sie ärgern sich als Gäste im Rat der führenden Familien Eriadus herum. Dazwischen spielen sie Ball. Die weitere Ausdehnung des Sturmwalls durch Marchion Ro wie auch die Ränkespiele der Tarkin-Familie müssen sie einfach hinnehmen. Dafür, dass sich auf Eriadu mehr als ein halbes Dutzend Jedi-Ritter (beziehungsweise Ex-Jedi, Lula ist ja aus dem Orden ausgetreten) herumtreiben, fühlt sich das nach recht wenig Initiative an.
Visuell bleibt alles wie gehabt. Harvey Tolibao fordert die Sinne der Leser mit wimmelbildartigen Chaosbildern heraus, was reizvoll anzuschauen ist, wenn man mit seiner Art, Gesichtszüge zu überzeichnen, gut leben kann. Ich persönlich werde mit ihm nicht ganz warm, auch wenn ich den Detailreichtum vor allem seiner ganzseitigen Panels feiere. Toni Bruno pflegt dagegen fast asketische Strenge in seinen Bildern, was zweifellos zur Familie Tarkin passt, aber andererseits nicht sehr ansehnlich wirkt. Zwei Zeichner, die fast wie ein Gegensatzpaar wirken – überbordend hier, spartanisch da – und definitiv einen eigenen Stil pflegen. Zu meinen Favoriten zählen sie jedoch nicht.
Eine Covergalerie am Schluss gibt es nicht, dafür werden die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen Cover voneinander abgetrennt. Mir gefällt es so, weil es die Dramaturgie der einzelnen Hefte unterstreicht.
Fazit: „Eriadu in Gefahr“ ist ein gut gewählter Titel. Immer wieder bedrängen die Nihil diesen Grenzplaneten und die herrschende Elite ist zerstritten, wie man mit der Bedrohung umgehen soll. Leider haben auch die anwesenden (Ex-)Jedi rund um Lula Talisola keine echte Antwort darauf. In kurzen, gern actionreichen Szenen reagieren sie zwar und bezwingen den Feind mitunter mit lächelnder Beiläufigkeit, doch alles in allem fühlt sich die Handlung sehr nach Fragmenten an, nach Momentaufnahmen, die nicht so recht zu packen wissen, vor allem weil die Protagonisten die meiste Zeit nur reagieren. Sie scheinen selbst keinen Plan zu haben, was sie eigentlich tun sollen. In einer Krisenlage, wie sie eigentlich herrscht, ist mir das ein bisschen zu wenig.
Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer 9 – Eriadu in Gefahr
Comic
Daniel José Older, Harvey Tolibao u. a.
Panini Comics 2025
ISBN: 978-3-7416-4240-1
120 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,00 EUR
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