Star Wars: Darth Vader – Der Schatten des Schattens

Die Vergangenheit lässt Darth Vader einfach nicht los. Zwischendurch dachte man ja, er habe das Gute in sich selbst exorziert („Darth Vader – Das erlöschende Licht“) beziehungsweise der Imperator habe ihm jede nostalgischen Erinnerungen ausgetrieben („Darth Vader – Ins Feuer“), doch offenbar weit gefehlt. Der Zusammenstoß mit Sabé, einer der einstigen Zofen – Schatten – von Padmé Amidala, scheint Vader einmal mehr gehörig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Verliert ihn der Imperator aus dem Griff?

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #23-27 der Reihe „Darth Vader (2020)“. Die Geschichten darin tragen sich zwischen den Ereignissen der Event-Mini-Serien „Crimson Reign“ und „Hidden Empire“ zu, in welchen der letzte Kampf der Verbrecherorganisation Crimson Dawn gegen das Imperium erzählt wird. Bezüge hierzu gibt es kaum. Die Handlung steht völlig für sich beziehungsweise fügt sich in die Geschichte der „Vader“-Serie ein. Die fünf hier gesammelten „Star Wars“-Comic-Hefte wurden ursprünglich zwischen Juni und September 2022 in den USA auf Englisch veröffentlicht. Dieser deutsche Sammelband folgte dann im September 2023. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Greg Pak, illustriert wurden sie von Raffaele Ienco und Marco Castello, die Kolorierung besorgten Carlos Lopez und Alex Sinclair.

Die Geschichte setzt da ein, wo „Star Wars: Darth Vader – Jagd auf Crimson Dawn“ geendet hat. Sabé, Padmé Amidalas Zofe, die nie den mysteriösen Tod ihrer Herrin verwunden hat, stellt sich Darth Vader und konfrontiert ihn mit seiner Vergangenheit als Anakin Skywalker. Zu ihrem Glück scheint Vader nach der Begegnung mit seinem Sohn Luke in einer fortwährenden Sinnkrise zu stecken. Immer wieder holt ihn die Vergangenheit ein und er muss an die Frauen denken, die er verloren hat – seine Mutter, seine Geliebte –, weil er nicht stark genug war, sie zu retten. Sabé erkennt diese Schwäche und spielt das gefährliche Spiel, Vader für ihre Zwecke einzuspannen. Tatsächlich  gelingt es ihr, ihn dazu zu überreden, einer Kolonie von Ex-Sklaven gegen eine korrupte imperiale Gouverneurin beizustehen, die mit Hilfe von Crimson Dawn eine Welt ausbeutet. Normalerweise sollte das kein Problem für Vader sein, der doch das schwarze Herz eines ausbeuterischen Imperiums ist, aber Sabé nutzt genug Trigger (Shmi, Padmé, Ex-Sklaven, Crimson Dawn), um Vader in den Kampf ziehen zu lassen.

Natürlich treffen wir vor Ort auf Anakins ehemaligen Kinderfreunde Wald und Kitster, ein vermutlich unvermeidlicher, aber doch etwas überflüssiger Cameo, der immerhin wenig Auswirkung auf Vaders Handeln hat. Ihn interessiert allein Sabé – warum, das sei mal dahingestellt. Vielleicht sieht sie zu sehr wie seine Verflossene aus, als dass er sich ihr entziehen könnte. Und so geht Vader im Laufe der etwas hanebüchenen Handlung um eine Welt, der alle Lebensenergie abgezogen wird, auch verrückte Risiken ein, um wenigstens „diese Frau“ zu retten, die Autor Greg Pak mit großer Lust als entschlossene, aber auch reizvolle Kämpferin an Vaders Seite inszeniert. Man spürt, dass sie es sein soll, die Vader letztlich dazu bringt, mit dem Imperator zu brechen und den Rest von Gutem in sich zu entdecken, dass er während der Schlacht von Endor beweist.

Dazu gibt es reichlich Action im Pulp-Format, inklusive weltenzerstörender Erfindung, einer arroganten Superschurkin und einem wieselartigen Ochi von Bestoon, der immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und Vader mal zu verraten und mal zu retten versucht, je nachdem, was gerade günstiger für ihn ist. Einmal lacht auch der Imperator sinister von einer Seite herab und soll uns das Gefühl geben, all das von langer Hand geplant zu haben, was allerdings nur wenig Sinn ergibt, hat er sich doch vorher grenzenlos darüber aufgeregt, dass Vader nostalgische Gefühle entwickelt hat. Was würde ihm die Wiedervereinigung von Sabé und Vader also bringen? Hier – wie auch in den Comics zuvor an ähnlichen Stellen – holpert das Konzept von Pak ein wenig, denn entweder will er Vaders Wandel oder er will ihn nicht.

Visuell wird gehobene Kost geboten. Raffaele Ienco pflegt weiterhin einen feinen Strich, der für detaillierte Technik und knitterfreie Sturmtruppenmasken sorgt. Vader wirkt bei ihm allerdings etwas schwerfällig und oft wie vom Gewicht der Welt erdrückt. Das mag Absicht sein und sowohl auf sein Alter als auch seinen Konflikt hindeuten, aber es ist – zumindest in manchen Panels – gewöhnungsbedürftig.

Fazit: Mit dem Comic „Der Schatten des Schattens“ setzt Autor Greg Pak seine Geschichte um einen Vader fort, der von den Ereignissen während „Das Imperium schlägt zurück“ erschüttert wurde und nun durch viel Rückschau und wiederentdeckte Nostalgie „das Gute“ in sich finden soll. Dabei agiert er ungewöhnlich emotional und nicht mehr immer ganz treu zum Imperium, was man als Leser erst einmal verdauen muss. Als Einzel-Comic nur schwer lesbar und verständlich, fügt sich die Handlung gut in die bisherige „Vader“-Reihe ein.

Star Wars: Darth Vader – Der Schatten des Schattens
Comic
Greg Pak, Raffaele Ienco, Alex Sinclair u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3558-8
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR

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