Star Wars Comic-Kollektion 111: Darth Maul

Vieles hatten die Fans damals an „Star Wars – Episode 1: Die dunkle Bedrohung“ zu kritisieren. Den kindlichen Anakin Skywalker, Jar-Jar Binks und seine Gungans, die CGI-lastige Achterbahnfahrt der Handlung. In einem dürften sich jedoch alle einig gewesen sein: Der diabolische Handlanger Darth Maul war einfach cool. Der Moment, in dem sich die Tore des Hangars von Theed öffneten und Maul zu den ersten Fanfaren von „Duel of the Fates“ sein Doppelichtschwert zündete – das war großes Kino! Der vorliegende Comic stellt Maul ganz in den Mittelpunkt.

von Frank Stein

Band 111 der „Star Wars Comic-Kollektion“ versammelt fünf US-Einzelmagazine, zum einen die Vierteiler „Darth Maul“, der ursprünglich zwischen September und Dezember 2000 erschienen ist – also zur Hochzeit der Prequel-Fiebers –, zum anderen den One-Shot „Soldat“ (engl. „Trooper“) aus „Star Wars Tales 10“ aus dem Dezember 2001. Wie üblich kommt der Comic-Band im Hardcover daher und umfasst ein die Story einordnendes Vorwort und eine Cover-Galerie am Schluss, die diesmal erfreulich komplett ist, also die Cover aller fünf Magazine enthält.

Das „Darth Maul“-Abenteuer – aus der Feder von Ron Marz – ist sechs Monate vor der Schlacht von Naboo, also den Ereignissen von „Die dunkle Bedrohung“, angesiedelt. Maul, der beinharte Sith-Schüler, trainiert gerade in einem geheimen Unterschlupf, als er von seinem Meister, dem mysteriösen Darth Sidious, aufgesucht wird, der ihm den Auftrag erteilt, das Verbrechersyndikat der Schwarzen Sonne aufzumischen. Sidious hat Pläne, und die dürfen nicht gestört werden. Daher müssen die ambitionierten Köpfe der galaxisweiten Unterweltorganisation ausgeschaltet werden. (Womit wohl nebenbei erklärt werden soll, warum die Schwarze Sonne in den Prequel-Geschichten sonst keine wirkliche Rolle spielte; sie war damit beschäftigt, sich von Mauls Schlag zu erholen.)

Der Rest des Comics hat dann ungefähr so viel Handlung wie ein Chuck-Norris-Actionkracher. Maul zieht von Schauplatz zu Schauplatz und kämpft sich wortkarg und mit grimmiger Miene durch Horden von Gegnern. Das könnte man schnell langweilig finden, wenn Comic-Zeichnerin Jan Duursema den tätowierten Sith-Schüler nicht so extrem cool in Szene zu setzen wüsste. In detailreichen, krachend kinetischen Panels lässt sie Maul mit seinen Gegnern die Klinge(n) kreuzen, das nur so die Fetzen fliegen. Die kurzen Ruhemomente dazwischen sind kaum mehr als ein banges Atemholen. Bevor der einsame Kämpfer, der die Schwarze Sonne das Fürchten lehrt, wieder auf der Bildfläche auftaucht.

Deutlich mehr Tiefgang hat kurioserweise der viel kürzere zweite Beitrag des Bandes, „Soldat“, von dem bekannten irischen Comic-Autor Garth Ennis („Preacher“, „The Boys“) und seinem Landsmann John McCrea. Die Geschichte beginnt zynisch mit dem Wunsch eines Troopers, bloß nicht der sein zu müssen, der bei einer Enteroperation als erster durch die gesprengte Luke muss. Denn die Person erwischt es eigentlich fast immer. Zig mal ging der Kelch schon an ihm vorüber, wird es auch diesmal klappen? Während er so bangt, lässt er sein Leben Revue passieren. Wie das Imperium auf das Drecksloch von einem Planeten kam, den er Heimat nannte. Wie er seine Chance ergriff, dem alten Leben zu entfliehen. Wie er sich durch härtesten Drill kämpfte – und zu zweifeln begann.

Aus heutiger Sicht ist das nichts, was nicht schon zig Mal in „Star Wars“-Comics erzählt wurde, zuletzt durch die Figur des Sturmtrupplers Finn in „Das Erwachen der Macht“. 2001 hingegen war die Perspektive eines kleinen Soldaten des Imperiums noch eher ungewöhnlich. Und wie es sich für Ennis gehört, wird das Ganze hier natürlich mit besonderer Brutalität erzählt. In den letzten Jahren gibt es ja immer wieder Versuche, dem Imperium „menschliche“ Figuren abzugewinnen, was nicht bloß Kalkül ist, um Imperiums-Fans glücklich zu machen, sondern, betrachtet man die Größe der imperialen Streitkräfte, durchaus etwas Realistisches hat. Es können nicht alle „böse“ sein. Doch Ennis ist eindeutig ein Vertreter der alten Schule. Sein Imperium ist geradezu übertrieben sadistisch und menschenverachtend. Allein der Verschleiß an Rekruten während der Sturmtruppen-Ausbildung ist absurd. Das dürfte wohl auch der Grund sein, warum die Geschichte nur in den „Tales“ erschienen ist, die damals Facetten des „Star Wars“-Universum erkundeten, ohne als echter Teil des alten Expanded Universe zu gelten. Dennoch: ein eindrücklicher, fieser Beitrag zum Franchise.

Fazit: Wer viel Handlung oder Tiefe erwartet, der wird bei dieser Ausgabe der „Star Wars Comic-Kollektion“ enttäuscht. Hier steht krachende Action im Vordergrund, bei der brutale, unmoralische Gegner unversöhnlich gegenüberstehen. Maul, die Schwarze Sonne und das Imperium – wer die dunkle Seite des „Star Wars“-Franchise mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

Star Wars Comic-Kollektion 111: Darth Maul
Comic
Ron Marz, Jan Duursema, Garth Ennis, John McCrea
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-7416-1599-3
122 S., Hardcover, Deutsch
Preis: EUR 14,99

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