Star Crossed

Ein Spiel für zwei über verbotene Liebe? Wirklich? So verspricht es zumindest der Untertitel der neuesten Publikation aus der „Kleinen Reihe“ des System-Matters-Verlages. Schauen wir doch mal, was es damit auf sich hat.

von Jens Krohnen

In der sogenannten „Kleinen Reihe“ veröffentlicht der System-Matters-Verlag Spiele, die man wohl am ehesten als Indy- oder Erzählspiele definieren kann. „Star Crossed“ ist ein waschechtes Erzählspiel, richtet sich an zwei Spieler und erzählt die Geschichte einer verbotenen, dramatischen Liebe.

Wie man es von modernen Erzählspielen wohl gewohnt sein darf, ist der Regelkern, den Autor Alex Roberts geschaffen hat, recht simpel gehalten. Zunächst einmal schlüpft jeder Spieler in die Rolle eines Liebenden, der sich aus wenigen Eigenschaften zusammensetzt. Interessant ist hier vielleicht, dass die Spieler die versteckten, aber attraktiven Attribute des anderen Spielercharakters festlegen dürfen. Von dort an hangelt sich die Geschichte durch insgesamt acht festgeschriebene Szenen, die außer einem vielsagenden Titel wie „Ein erstes Zusammentreffen“ oder „Harte Arbeit“ nicht weiter ausdefiniert sind. Stattdessen ist es an den Spielern, diese mit Leben zu füllen.

Innerhalb der Szenen stehen jedem Spieler ein paar Spielzüge zur Verfügung, die er zur Ausgestaltung der Szene nutzen darf. Die Beschreibung einer Handlung ist dabei meist frei, es sei denn, man legt es auf intime Geständnisse oder gar Berührungen zwischen den Charakteren an. Diese sind sorgsam einzusetzen. Als besonderes Gimmick nutzt „Star Crossed“ noch den bereits von „Dread“ bekannten „Jenga“-Turm, um weitere Spannung zu erzeugen. Denn bestimmte Handlungen erfordern das Ziehen eines Steines und insbesondere ein Dialog fordert, den Turm mindestens zu berühren. So bleibt immer eine gewisse Anspannung auch zwischen den Spielern bestehen, die sich auf die Charaktere im Spiel übertragen soll. Ebenso ist die in Erzählspielerkreisen beliebte „X-Card“ fester Bestandteil des Regelwerks und will dafür sorgen, unangenehme Spielinhalte diskussionslos aus dem Spiel zu entfernen.

Ist die achte und letzte Szene gespielt oder stürzt der „Jenga“-Turm ein, so endet das Spiel. Anhand einer einfachen Punkteregelung dürfen sich die beiden Spieler nun einen Epilog erzählen, der das voraussichtlich dramatische Ende der Beziehung zwischen den Spielercharakteren beschreibt.

Den besonderen Reiz zieht „Star Crossed“ aber nicht aus den schwammigen Regeln, sondern aus der interessanten Konstellation der Charaktere. So betrachte ich es durchaus als reizvoll, möglichst gegensätzliche oder unmögliche Paare zu entwerfen, die sich zueinander hingezogen fühlen. Das Regelwerk liefert dafür – insbesondere in Form der hervorragenden Illustrationen von Jess Fink – einige nette Beispiele. Ein Feuer- und ein Wasserelementar. Zwei Nonnen. Die Kaiserin des Sternenreiches und ihr Wesir. Liebe, die nicht sein darf und doch ist. Damit liefert „Star Crossed“ die Anregung, eine wirklich dramatische Geschichte zu erschaffen, und schafft dafür einen passenden Rahmen. Mehr allerdings nicht, den Rest müssen die erzählfreudigen und bestenfalls nicht allzu prüden Spieler an den Tisch bringen.

„Star Crossed“ erscheint im für die „Kleine Reihe“ üblichen A5-Querformat. Das Layout ist sauber und großzügig, Hinweise des Autors lockern den Text auf. Die Illustrationen von Jess Fink habe ich bereits über den Klee gelobt, doch das wiederhole ich an dieser Stelle gerne. Lektorat und Korrektorat haben gute Arbeit geleistet. Rundum: Technisch gibt es hier nichts zu meckern.

Fazit: Wie so oft bei den im Rahmen der „Kleinen Reihe“ veröffentlichten Spiele steht und fällt „Star Crossed“ mit den Spielenden. Wer Spaß daran hat, eine dramatische Liebesbeziehung zwischen zwei unmöglich Verliebten zu erzählen, findet hier neben Inspiration auch einen passenden Regelrahmen. Wer mit dem Thema nichts anzufangen weiß oder generell eher dem Würfel als dem Erzählen zugeneigt ist, wird hier nicht glücklich werden.

Star Crossed
Grundregelwerk
Alex Roberts, Harald Eckmüller u. a.
System Matters Verlag 2019
ISBN: 978-3963780363
60 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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