Schatten über Chicago

Willkommen zurück in Chicago, Chummer. Ob du geblieben bist, weil du nirgends anders hinkannst oder weil du eine Weile in der Zone untertauchen musst: Du wirst Geld brauchen, Connections und Gefallen. Wenn du gerade hier bist, kannst du also auch ein paar Aufgaben erledigen. Keine Sorge; das wird ein Spaziergang.

von Adaon

Der neue Abenteuerband für Shadowrun enthält wie üblich drei Missionen, die einzeln oder innerhalb einer Kampagne einschiebbar zu spielen sind. Da der Ort der Handlungen Chicago ist, wie schon im vorigen Abenteuerband „Mission Chicago“, bietet sich eine Kombination beider Abenteuerbände an, um Runner eine länge Zeit in der Stadt zu beschäftigen. Allerdings enthält „Schatten über Chicago“ dieselben sieben Seiten an Hintergrundmaterial über Chicago wie schon „Mission Chicago“. Auch dass einige der NSC, die bereits aus den vorigen Abenteuer bekannt sind, hier wieder ihren Auftritt haben, führt zwar zu einem runderen Eindruck, allerdings stört, dass die NSC – wie für diese Abenteuerbände üblich – erneut ihre ausführlichen Einträge mit Beschreibung, Werten und oftmals Porträts haben, und damit natürlich zum Teil bereits bekannten Text abspulen. Damit macht Pegasus nichts falsch, immerhin muss man davon ausgehen, dass nicht jeder beide Bände besitzt. Man sollte nur im Hinterkopf haben dass man mit beiden Bänden zum Teil Bekanntes erwirbt.

Um dem geneigten Leser den Überblick über Chicago nicht nochmals zu servieren, hier der Link zur vorigen Rezension.

Die Missionen sind, wie schon im vorigen Abenteuerband, recht kurz und gradlinig gehalten. Sie setzen keine genauen Kenntnisse von Chicago voraus, allerdings schon, dass man sich in der Stadt aufhält und den dortigen Johnsons etwas bekannt ist. Damit sind sie ideal, um nach dem ersten Band gespielt und in einer Sitzung abgeschlossen zu werden, beispielsweise auf einer Convention. Es gibt auch Tipps, wie man die Spieldauer verkürzen könnte. Wie im Vorgängerband gibt es kein verbindendes Element außer dem Schauplatz der Stadt selbst.

Achtung: Spoiler der Abenteuer folgen!

Der erste Auftrag ist eine ganz einfache Sache. Gehe zu Punkt A, hole Gegenstand, bringe ihn zu Punkt B und werde dafür bezahlt. Schiefgehen könnte das nur, wenn der derzeitige Besitzer des Gegenstandes seinerseits etwas von Punkt C haben möchte, der zufällig am Rande des Cermak-Kraters liegt, in dem vor 20 Jahren eine Atombombe hochging. Aber selbst wenn, darf man die Insektengeister, die dort seit Jahrzehnten erstarrt sind, nur einfach nicht berühren, richtig?

Der zweite Auftrag führt zu einem zwielichtigen Typ, der illegale Kämpfe veranstaltet. Der letzte Kampf lief nicht wie erwartet, und nun erpresst ihn eine Gang – aber wer steckt wirklich dahinter? So oder so, das Beweismaterial für die Erpressung muss verschwinden. Viel Zeit bleibt den Runnern nicht. Und auch wenn es schnell verdientes Geld ist, sauber ist es bestimmt nicht. Doch was tut man nicht alles, um die Rechnungen zu bezahlen?

Im dritten Auftrag gehen die Runner zu den Fischen, wenn sie für EVO im Rahmen der Operation „Rückgewinnung“ eine vor zwanzig Jahren aufgegebene Forschungsanlage des Vorgängerkonzerns Yamatetsu auf dem Grund des Michigansees untersuchen sollen. Die Dunkelheit und der Druck der Tiefe sind nicht die einzigen Gefahren hier unten. Doch zuerst muss die Gruppe das Jobinterview überstehen, zu dem offenbar alle Runnergruppen Chicagos eingeladen wurden.

Fazit: Der zweite Abenteuerband für Chicago bietet wieder für 9,95 Euro drei fertige Abenteuer an. Die Chance hier ist eindeutig, sie mit dem Vorgängerband und den Abenteuern darin für eine Kampagne in Chicago zu verbinden, um wirklich in der Stadt herumzukommen. Der Nachteil ist, mit dem Erwerb beider Abenteuerbände einiges an Informationen mehrfach zu erhalten: die Übersicht über Chicago und einige der NSC-Infos. Bei einem Preis von knapp 3,31 Euro pro fertigem Abenteuer, einschließlich NSC-Übersicht, schöner Illustrationen und zwei Handouts, bekommt man aber auf jeden Fall auch etwas für sein Geld.


Schatten über Chicago
Abenteuerband
Michael Messmer, Stephen A. Tinner, Thomas Willoughby
Pegasus Spiele 2015
ISBN: 978-3-95789-041-2
80 St., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,95

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