Sandman – Albtraumland 2 – Das Glashaus

Rund ein Jahr hat es gedauert, bis die Fortsetzung von „Sandman – Albtraumland“ hierzulande erschienen ist. In „Das Glashaus“ folgen wir dem Treiben des Korinthers und der jungen Künstlerin Madison Flynn – wobei diese im Körper einer weißen Katze weiterlebt. Überhaupt spielen Körper(-formen) in diesem Comic eine spezielle Rolle. Ist das alles nur ein schlechter Traum, der bald vorbei sein wird, oder steckt mehr dahinter?

von Daniel Pabst

Wie schon im Auftaktcomic „Sandman – Albtraumland 1 – Der Lächelnde Mann“ hat James Tynion IV die Handlung erdacht. Der Zeichner Lisandro Estherren übernimmt wieder einen Großteil der Illustrationen und wird unterstützt durch Patricio Delpeche und Maria Llovet. Für das Cover verantwortlich ist erneut Reiko Murakami. Die Hauptfiguren des Comics sind – man sieht es bereits auf dem Cover – der Korinther und eine weiße Katze.

Die Idee, die verstorbene Künstlerin Madison Flynn in einer Katze weiterleben zu lassen, ist phantasievoll und auch irritierend. Aber James Tynion IV hat es nicht bei dieser Idee belassen. Er hat der Katze eine besondere Fähigkeit gegeben, mit der sie den Korinther kontrollieren kann! Dem Korinther scheinen plötzlich die Hände gebunden zu sein! Weiter treten in dieser „Traum-Manege“ jede Menge weitere sonderbare Figuren auf, die allesamt von Macht und unstillbarem Ehrgeiz angetrieben werden. Eine dieser Figuren ist die ebenfalls verstorbene Freundin von Madison Flynn, die jetzt in einem „Club des Schmerzes“ auftritt.

Wenn man sich jetzt fragt, worum es in der Fortsetzung geht, so gibt es darauf keine kurze Antwort. Denn auch wenn der Korinther, welcher in der Hauptreihe von „Sandman“ ein gejagter Serienmörder und Widersacher des Herrn der Träume (Dream) ist, durch die Handlung führt, verläuft die Suche nach dem ominösen „Lächelnden Mann“ über zahlreiche Umwege. Diese Umwege nehmen den Großteil der Handlung ein, weswegen sich das Ganze wie ein „Filler“ (mit Anspielungen zur „Sandman“-Reihe von Neil Gaiman) liest. Ein Ende ist noch nicht in Sicht …

Warum wurde Madison Flynn überhaupt in eine Katze verwandelt wurde? Vielleicht, um den Korinther unauffällig auf der Suche nach dem „Lächelnden Mann“ zu begleiten? Unterstützung hat der Korinther jedenfalls dringend nötig. Denn die Gegner, mit denen er es zu tun bekommt, schrecken nicht davor zurück, andere an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Hinzu kommt die Hexe Thessaly, die alle Pläne durcheinanderwirbelt. Wir erinnern uns: Thessaly war es, die in der Bonusgeschichte aus dem Vorgängerband einen aufstrebenden Autor bezirzte. Dass dies nicht so ganz ohne Hintergedanken war, wird spätestens in „Sandman – Albtraumland 2 – Das Glashaus“ deutlich.

Die Zeichnungen von Lisandro Estherren passen in ihrem rauen Stil gut in diese sehr wirre, phantastische Welt der Träume. Neben den Träumen eignen sich der verwendete Zeichenstil und die Farben (Patricio Delpeche und Maria Llovet) für die Darstellung der Kritik am Verhalten „menschlicher Götter“, die meinen, mit ihrem Geld und ihrer Macht über anderen zu stehen. Hier hat der Autor James Tynion IV möglicherweise eigene Erfahrungen in der Comic-Branche verarbeitet und kreativ abgewandelt. So richtig schlau wird man aber nach dem Lesen nicht. Hier hätte etwas mehr Handlung auf den insgesamt 196 Seiten (!) dem Comic gut getan.  

Fazit: Recht schnell wird klar, dass ein Ende der Geschichte in den Sternen steht. Zu viele Fragen werden nicht beantwortet, und Szenen sind in die Länge gezogen. Die Erwartungen, die nach dem spannenden und zugleich phantasievollen Comic „Sandman – Albtraumland 1 – Der Lächelnde Mann“ aufkamen, wurden nicht erfüllt. Dieser Comic will einfach zu viel.

Sandman – Albtraumland 2 – Das Glashaus
Comic
James Tynion IV, Lisandro Estherren u. a.
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3743-8
196 S., Softcover, deutsch
Preis: 22,00 EUR

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