Rapunzels finsterer Turm

Flo macht eine schwere Phase durch: Erst stirbt ihr bester Freund Sam, dann verliert sie auch noch ihren Job, weil ihre Arbeitsstätte niederbrennt. Sie beschließt, vor ihrem bisherigen Leben zu fliehen, um nicht täglich von traurigen Erinnerungen überwältigt zu werden, indem sie einen neuen Job annimmt, für den sie umziehen muss.

von Alice

Eigentlich ist Flo Tätowiererin, doch beschließt sie, nun als Quereinsteigerin in einem Hotel auszuhelfen – vor allem in der Verwaltung. Auch ihr neuer Wohnort unterscheidet sich sehr von dem, was sie zuvor gewohnt war: Sie ist von der Stadt aufs Land gezogen. Das Aufregendste, was es hier zu sehen gibt, sind schöne Wanderrouten im Wald, was der Grund für das Hotel ist. Schon bald findet sie jedoch heraus, dass dieses verschlafene Örtchen durchaus Geheimnisse hat. In den letzten Jahren verschwinden auffällig oft junge Frauen. Dies beunruhigt Flo so sehr, dass sie schon bald an ihrem Verstand zweifelt: Immer wieder erscheinen unheimliche Fratzen, die nur sie sehen kann, und nachts hört sie mitten aus dem Wald Gesang. Als sie eines Tages selbst gefangen in einem alten Turm aufwacht, werden ihre schlimmsten Albträume wahr.

Zunächst liest sich das Buch wie ein Krimi. Zwar werden übernatürliche Aspekte eingewoben, doch bis etwa zur Hälfte kann man sich nicht sicher sein, ob es alles nur Einbildung war und man es mit einem verrückten Entführer zu tun hat. Daraufhin findet man sich jedoch eindeutig in einer Fantasy-Geschichte wieder, die eine rasante Wendung nimmt. Die Vorgehensweise ist durchaus gelungen und ermöglicht einen einfachen Einstieg. Auch nach der Ankunft in der Fantasywelt bleiben die Ereignisse dank des flüssigen Schreibstils nachvollziehbar, zudem erfährt spätestens ab jetzt eine durchgehend spannende Handlung. Immer wenn man das Gefühl hat, dass das Rätsel nun eigentlich gelöst ist, kommt es zu neuen Erkenntnissen, die für eine überraschende Wendung sorgen.

Wer das Märchen „Rapunzel“ gelesen hat, wird sehr früh Anspielungen erkennen. Bei diesen bleibt es jedoch auch, denn schon bald entwickelt sich die Geschichte in eine deutlich andere Richtung. Man hat zudem nicht das Gefühl ein Märchen zu lesen, sondern einen spannenden Urban-Fantasy-Roman. Wer an den Anspielungen auf bekannte Märchen Freude hat, könnte an anderen Büchern von Stefanie Lasthaus ebenfalls Gefallen finden, da sie bei „Schneewittchens dunkler Kuss“ und „Frau Holles Labyrinth“ eine ähnliche Herangehensweise hat.

„Rapunzels finsterer Turm“ überzeugt nicht nur inhaltlich, sondern ist auch optisch ein Augenschmaus. Der farbige Buchschnitt ist wundervoll und als Hardcover macht das Buch vor allem als Geschenk etwas her. Farbige Buchschnitte sind inzwischen in Mode und somit nur noch bedingt eine Besonderheit, doch bei diesem Werk ist dieser außerordentlich gut gelungen. Hierbei handelt es sich um eine limitierte Erstauflage – wie das Buch künftig aussehen wird, steht noch nicht fest.

Leseprobe

Fazit: „Rapunzels finsterer Turm“ beginnt wie ein Krimi-Thriller mit Anspielungen auf ein bekanntes Märchen und entwickelt sich zu einem durchgehend spannenden Urban-Fantasy-Roman.

Rapunzels finsterer Turm
Fantasy-Roman
Stefanie Lasthaus
Heyne 2024
ISBN: 978-3-453-32336-0
432 S., Hardcover, deutsch
Preis: 18,00 EUR

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