von Michael Wilhelm

Die beiden im schwarz-weiß gedruckten Softcover präsentierten Szenarien sind in den 1920er und 1930er Jahren angesiedelt. Erstmalig veröffentlicht wurden diese 2015 durch Chaosium in einem Sammelband mit dem Titel „Nameless Horrors“. Bei Pegasus Spiele hat man sich entschieden, immer zwei der sechs Szenarien in einem preiswerten Band paarweise zu veröffentlichen. Den Anfang machen wir also in Neuengland.

Achtung: Spoiler! Wer die beiden Abenteuer noch spielen möchte, sollte direkt zum Fazit vorspringen.

„Ein Teil fiel auf felsigen Boden“ (geschrieben von Paul Fricker) beginnt mit dem biblischen Gleichnis vom Sämann. Doch die Saat, um die es hier geht, stammt von jenseits dieser Welt. Die Spieler*innen stellen sich mit vorgefertigten Investigatoren den zunehmend beunruhigenderen Ereignissen in der einst gemütlichen Kleinstadt Stowell.

Der am Stadtrand lebende Astronom Professor Hart hat mit einer neuen Teleskop-Linse eine unerwartete und folgenschwere Entdeckung am Sternenhimmel gemacht und Kontakt zu etwas aufgenommen, das ihn und viele andere in Stowell nachhaltig verändert hat. Da er die Entdeckung nur zu gerne mit den anderen Einwohnern von Stowell teilt, breitet sich die Saat rasch in der Kleinstadt aus.

In der Rolle einer Lehrerin oder Kellnerin, eines Autoverkäufers oder Bankangestellten untersuchen die Spieler*innen die Vorkommnisse in Stowell. Als Einheimische haben sie ein großes Interesse, die Ursachen der Geschehnisse aufzudecken, da auch ihre nächsten Angehörigen von merkwürdigen und beunruhigenden Wesensänderungen betroffen sind. Die Ereignisse überschlagen sich schließlich und so kommt es zu einem Showdown in Stowell, die Spieler*innen mittendrin.

Das Szenario ist als One-Shot gedacht und sollte idealerweise mit den vorgefertigten Charakteren gespielt werden. Prinzipiell kann auch mit eigenen, auswärtigen Charakteren gespielt werden, doch die durch die Integration ins Setting bedingte Motivation der Investigatoren stellt einen wichtigen Faktor für den Fortgang der Geschichte dar.

In „Düstere Aussichten“ (von Scott Dorward) verschlägt es die Investigatoren in die Stadt Crawley in Massachusetts während der großen Wirtschaftskrise. Die Bewohner der Barackensiedlung Hooverville, eigentlich vom Leben schon schwer genug gestraft, leiden an einer mysteriösen Krankheit.

Die Quelle dieses Siechtums ist auf die Entdeckung des Physikers Dr. Aston Hawkes zurückzuführen, der acht Jahre früher einen Weg in eine andere Welt fand und von dort etwas mitbrachte. Die Arbeit von Dr. Hawkes wurde von seinem Assistenten Theodore Sedgewick weitergeführt und perfektioniert. Diesem gilt es auf die Schliche zu kommen.

Auch die Spieler*innen schlüpfen in die Rollen von vom Glück verlassenen Bewohnern Hoovervilles. Damit stehen ihnen nur begrenzte finanzielle Ressourcen zur Verfügung. Gleichzeitig sind sie von den Ereignissen in Hooverville auch selbst betroffen und bedroht. Auch in „Düstere Aussichten“ wird die Verwendung vorgefertigter Charaktere empfohlen, da sich das Szenario sonst schlecht in eine laufende Kampagne einbauen lässt. Außerdem ist, wie im ersten Szenario, die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Geschichte nicht gut ausgeht.

Fazit: „Namenloser Schrecken in Neuengland“ präsentiert zwei als One-Shots gedachte Szenarien, die sowohl für Einsteiger*innen als auch erfahrene Gruppen geeignet sind. Die Szenarien sind gut ausgearbeitet, bieten gleichzeitig aber auch reichlich Spielraum für Spielleiter*innen und Spieler*innen, vom vorgezeichneten Weg abzuweichen. In eine laufende Kampagne einzubauen sind die beiden Szenarien nur bedingt. Dessen sollte man sich bewusst sein.

Namenloser Schrecken in Neuengland
Abenteuerband
Paul Fricker, Scott Dorward
Pegasus Spiele 2020
ISBN: 978-3-95789-323-9
80 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,95

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