Nachtgeheul

Was wäre ein Rollenspiel ohne die passenden Abenteuerpublikationen? Kein Wunder, dass ihm Rahmen des Crowdfundings zu „Die Schwarze Katze“ auch gleich mehrere Abenteueranthologien finanziert wurden. „Nachtgeheul“ ist eine dieser beiden Anthologien, und sie stellt die unheimliche Seite Havenas in den Vordergrund.

von André Frenzer

Im Zuge des erfolgreichen Crowdfundings für „Die Schwarze Katze“ sind neben dem eigentlichen Grundregelwerk und einigen Quellenbänden auch mehrere Abenteuer finanziert worden. Drei davon finden sich nun in einer Anthologie mit dem vielversprechenden Titel „Nachtgeheul“ wieder. Bereits im Grundregelwerk wurde ein gewisses Augenmerk auf die unheimliche Seite Havenas gelegt. Viele der vorgestellten Gegner – auch und insbesondere im „Bestiarium“ – sind übernatürlicher Natur. Der Geisterbaukasten aus dem Grundregelwerk lädt dazu ein, schauerliche Geschichten mit den ruhelosen Seelen Havenas zu erleben. „Nachtgeheul“ nun stellt einige vorgefertigte Abenteuer bereit, die diese Thematik aufgreifen.

Achtung, liebe Leser: Die folgenden Abenteuerzusammenfassungen enthalten Spoiler!

Eröffnet wird der Band mit „Polternde Geister“ aus der Feder von Julian Härtl. Auf der Flucht vor einem Hund gelangen die Erwachten Katzen in ein leerstehendes Anwesen. Hier stoßen sie alsbald auf die verstorbenen Bewohner, die als friedliebende Familie zusammenwohnen. Als sich neue Bewohner unrechtmäßig einnisten, bitten die Geister die Katzen um Hilfe. So dürfen die Charaktere selbst in die Rolle von Poltergeistern schlüpfen und alles daransetzen, die ungebeten Gäste zu vertreiben. „Polternde Geister“ eignet sich gut als Einstieg in „Die Schwarze Katze“, lässt es die Spieler doch reichlich mit verschiedenen Regelmechanismen experimentieren und stellt die geisterhafte Seite des Settings gekonnt vor. Schlussendlich bleibt das Abenteuer aber recht dünn und wird für erfahrenere Spieler nicht mehr als eine Nebenbeschäftigung sein.

„Jenseits des Spiegels“ von Jens Ullrich führt die Katzen dann in den Hafen Havenas und hin zum gefürchteten „Schwarzen Spiegel“, dem Meer. Nachdem dem Kater Aurel Dreibein eine seltsame Schatzkarte in die Pfoten gefallen ist, bittet er die Charaktere um Hilfe. Denn alleine kann er sich nicht daran machen, dass legendäre „Regenbogenknäul“, das in Verbindung mit Nahema steht, zu bergen. Die abenteuerliche Schatzsuche führt die Gruppe zu Nahemas Turm, der im Hafen von Havena liegt und bereits die Anreise über den schwarzen Spiegel wird zu einem eigenen Abenteuer. Einmal im Turm müssen die Katzen die Bekanntschaft einiger unangenehmer Bewohner machen – ein zünftiger, wenn auch recht kurzer Dungeoncrawl mit knackigen Rätseln und dem einen oder anderen Augenzwinkern. „Jenseits des Spiegels“ ist abwechslungsreich und fängt die Katzenperspektive auf die Dinge der Welt gekonnt ein.

Abgeschlossen wird „Nachtgeheul“ von dem schauerlichen Kriminalfall „Der Hund von Orkendorf“. Dieses Abenteuer von Carolina Möbis ist ein unheimliches Rätsel, das es für die Gruppe zu lösen gilt. Denn in Orkendorf verschwinden immer mehr Katzen, Erwachte wie Schläfer. Gleichzeitig mehren sich die Sichtungen des legendären „Hund von Orkendorf“, der doch eigentlich nur eine Legende sein sollte. Und während nachts das schaurige Geheul des Hundes durch die Gassen hallt, müssen die Helden einen kühlen Kopf bewahren und die Hinweise richtig kombinieren, um dem wahren Täter auf die Spur zu kommen. „Der Hund von Orkendorf“ ist ein klassisches Detektivabenteuer mit reichlich Indizien und damit eigentlich gut aufbereitet. Allerdings gibt es dann für meinen Geschmack doch zu wenig Möglichkeiten für Katzen, der Lage wirklich Herr zu werden – abseits der vorgeschlagenen Königslösung dürften die pelzigen Charaktere große Schwierigkeiten kriegen, wirklich etwas auszurichten. Hier sehe ich die Gefahr eines Flaschenhalses, der das Finale für den Spielleiter herausfordernd machen kann.

Allen Abenteuern ist eine vorbildliche Aufbereitung mit passenden Materialien gemein. Seien es sauber designte und gut lesbare Karten, hilfreiche Auflistungen oder auch gelungen Kästen mit Vorlesetexten für unerfahrene Spielleiter – man merkt den Abenteuern an, dass sie für den Spieltisch geschrieben wurden. Optisch bewegt sich der Abenteuerband auf dem hohen Niveau der gesamten Reihe. Gerade das Cover empfinde ich als sehr gelungen, doch auch die innenliegenden Illustrationen können sich wieder sehen lassen. Das Layout orientiert sich natürlich an dem des Grundregelwerks und wirkt ordentlich und übersichtlich. Lektorat und Korrektorat haben eine gute Arbeit abgeliefert.

Fazit: Wer Spaß an „Die Schwarze Katze“ gefunden hat, der findet hier das passende Abenteuermaterial, wenn er die dunkle Seite Havenas in seinem Spiel präsentieren möchte. Die Abenteuer sind abwechslungsreich und gut aufbereitet. Empfehlenswert.

Nachtgeheul
Abenteuerband
Julian Härtl, Jens Ullrich, Carolina Möbis
Ulisses Spiele 2019
ISBN: 978-3963312588
48 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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