Metallum

Der Heidelberger Spieleverlag ist bekannt für sein umfangreiches Programm an Fantasy- und Science-Fiction-Spielen. Ein Großteil sind natürlich Übersetzungen von Fantasy-Flight-Games-Produkten aus den USA. Doch es gibt auch andere Perlen dazwischen. Beispielsweise „Metallum“ des polnischen Spieleverlags Galakta, das aus der Feder von Wojciech Krupnik und Wojciech Wójcik stammt und uns auf die Jagd nach Ressourcen und Credits durchs All schickt.

von Bernd Perplies

„Metallum“ ist ein Spiel für 2 Personen, das in einer fernen Zukunft angesiedelt ist. Überlichtschnelle Flüge haben sich für die Menschheit aus gesundheitlichen Gründen als unmöglich herausgestellt, deshalb erobern stattdessen automatisierte, von auf der Erde stationierten Programmierern gesteuerte Fabrikraumschiffe das All, fliegen von Planet zu Planet und fördern mithilfe von Robotern, was es eben zu fördern gibt. Da diese Art der Weltraumerkundung furchtbar teuer ist, haben sich im Laufe der Jahrzehnte eine Handvoll großer Konzerne herausgebildet, die praktisch das Monopol auf die Ausbeutung ferner Welten entwickelt hat.

Plötzlich wird eines Tages in einem System Metallum entdeckt, eine Substanz, die es lebenden Organismen ermöglicht, überlichtschnell zu reisen. Da dieser Fund die gesamte Raumfahrt umkrempeln könnte, setzen die Konzerne natürlich alles daran, sich möglichst viel davon unter den Nagel zu reißen. Denn mit Metallum lässt sich richtig viel Geld machen – und wer am Ende die meisten Credits hat, gewinnt.

Der Vorgeschichte entsprechend, spielt „Metallum“ in einem einzelnen Planetensystem, das sieben Planeten hat. Zwei, der Alpha- und der Omega-Planet, bilden die Grenzen. Die übrigen fünf werden aus sieben verfügbaren Planetenplättchen zufällig gewählt und verdeckt zwischen den beiden erstgenannten Welten angeordnet, um erkundet und ausgebeutet zu werden. Jeder der beiden Spieler hat die Kontrolle über ein Fabrikraumschiff, das zu Spielbeginn auf dem Alpha-Planeten startet, sowie 25 Bergbauroboter in Form farbiger Holzklötzchen, mit denen die Kontrolle über einzelne Planeten hergestellt wird. Des Weiteren erhält jeder Spieler einen Punktezähler, einen Sichtschirm und zwölf puzzlestückartige Subroutinen, mit denen das Fabrikraumschiff gesteuert wird.

Diese Subroutinen, mit denen man sich beispielsweise bewegt, Roboter platziert, eine Sonderwertung durchführt oder eine Modulkarte (= Ereigniskarte) kauft, sind das wesentliche Spielelement von „Metallum“. Eine Partie erstreckt sich über drei Sequenzen zu exakt drei Runden. In jeder Sequenz haben die Spieler diese zwölf Marker zur Auswahl, um ihr Raumschiff zu bewegen, Bergbauroboter zu platzieren und Spezialaktionen durchzuführen. Dabei können maximal vier Subroutinen pro Runde in „Phase 1 – Programmierung“ verdeckt vorbereitet werden. Allerdings gilt es, darauf zu achten, dass die Subroutinen mindestens eine Bewegung enthalten, dass die Puzzleteile ineinander greifen und dass auch die farblichen Verbindungen stimmen. Sonst ist die Programmierung ungültig.

In „Phase 2 – Aktionen“ werden die Programmierungen von beiden Spielern dann enthüllt. Jede Subroutine hat einen gewissen Komplexitätsgrad, und der Spieler mit der einfacheren Programmierung entscheidet, wer zuerst dran ist. Abgehandelt werden die Subroutinen von einem Spieler in völlig freier Reihenfolge, außerdem darf der Spieler in seiner Aktionsphase auch eine Planeteninstallation auf der Welt, auf der sein Schiff steht, auslösen und eine Modulkarte spielen. Die richtige Reihenfolge ist dabei von entscheidender Bedeutung, um maximalen Profit in der folgenden Wertungsphase zu erzielen. So ist es wichtig, möglichst die Oberhand oder die Alleinherrschaft über einen Planeten zu erzielen, denn das gibt am meisten Credits.

In „Phase 3 – Wertung“ werden alle Planeten nacheinander gewertet und die Spieler bekommen Credits. Sogenannte „Vorkommensmarker“ können dabei die Wertigkeit einer Welt nach oben oder unten verändern. Im Optimalfall kann ein Spieler so für einen Planeten 5 Credits erhalten, im schlimmsten Fall gibt es gar kein Geld. In „Phase 4 – Ende der Spielrunde“ wird schließlich noch das Angebot an Modulkarten aufgefrischt, die man auf dem Markt erwerben kann (zur Auswahl stehen stets vier, die beispielsweise Minenstationen, Kraftschilde oder Militärsatelliten ins Spiel bringen). Dazu werden alle Karten, die an einer speziellen Modulkartenleiste anliegen, eine Position nach rechts verschoben, sodass mindestens eine Karte auf den Ablagestapel wandert, freie Lücken werden vom Zugstapel aufgefüllt.

Nach drei Runden bekommen die Spieler all ihre Subroutinen zurück, nach der zweiten Sequenz (also sechs Runden) werden die Planetenmodulkarten durch die offensiveren Aktionsmodulkarten ausgetauscht, die für mehr Dramatik im Endgame sorgen. Nach neun Runden wird ausgezählt. Der reichste Konzernboss gewinnt.

Ein abschließendes Wort noch zur Aufmachung. „Metallum“ kommt in einer überschaubar kleinen Box mit schön futuristischem Artwork daher. Auch das Spielmaterial ist durch die Bank als wertig zu bezeichnen: Schön illustrierte Spielkarten und stabile, ebenfalls sehr stimmungsvolle Planetenplättchen und Subroutinenmarker sorgen für Atmosphäre auf dem Spieltisch. Da stört es auch überhaupt nicht, dass die Bergbauroboter aus Holzklötzchen bestehen und die Fabrikraumschiffe Pappmarker auf Ständern sind. Es muss nicht immer einer Plastikorgie sein.

Fazit: „Metallum“ ist ein schönes, spannendes Spiel mit optisch sehr ansprechendem Spielmaterial und einer überschaubaren Dauer von etwa einer Stunde. Die Regeln sind leicht zu erlernen, dennoch ist jede Partie eine Herausforderung, denn man muss ständig die Züge des Gegners antizipieren und entsprechend gegenhalten, um im Kampf um die Vorherrschaft über die Metallum-Welten nicht schnell abgeschlagen dazustehen. Insofern ist es auch wichtig, dass die Kontrahenten ungefähr gleich stark im Vorausplanen von Zügen sind, sonst entsteht schnell eine Schieflage. Für zusätzliche Abwechslung bei mehreren Partien sorgen der variable Systemaufbau und die Modulkarten. Das einzige Manko ist die Beschränkung auf zwei Spieler, denn bei Spieleabenden kommen normalerweise eher mehr Personen zusammen. Natürlich kann man das Spiel theoretisch mit einer zweiten Box eigenständig auf vier Spieler erweitern, aber damit dürfte jede Vorausplanung hinfällig und der Sieg zur reinen Glückssache werden.


Metallum
Brettspiel für 2 Personen ab 10 Jahren
Wojciech Krupnik, Wojciech Wójcik
Galakta / Heidelberger Spieleverlag 2014
EAN: 4015566032989
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,95

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