LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren – Neuausgabe

Mehr als 20 Jahre ist die Verbindung zwischen LEGO und „Star Wars“ nun schon alt. Keine Themenwelt bei LEGO – von Klassikern wie „City“ abgesehen – gibt es länger. Mit ein paar noch etwas kantigen Sets fing 1999 alles an, heute verzaubern epische Sets wie der UCS Millennium Falke oder die brandneue Cantina Fans (und reißen Riesenlöcher in Geldbörsen). Im Zentrum des Interesses stehen dabei nach wie vor die liebevoll gestalteten Minifiguren, vom kleinen Sturmtruppler bis zum exotischen Alien. Wer da den Überblick behalten will, der braucht das „LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren“.

von Frank Stein

Das „LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren“ erschien erstmals 2012. Es hatte 208 Seiten, war empfohlen ab 7, warb mit 300 präsentierten Minifiguren, enthielt eine exklusive Han-Solo-mit-Rebellenorden-Minifigur und behandelte Sets bis zum Jahr 2011. 2016 folgte eine „erweiterte und aktualisierte“ Ausgabe, die 296 Seiten hatte, ab 6 gelistet war, ebenfalls 300 Minifiguren vorstellte und eine weiße Boba-Fett-Prototyp-Minifigur mitlieferte. Präsentiert wurden Sets bis zum Jahr 2015. Die aktuelle „Neuausgabe“ aus dem Jahr 2020 hat 224 Seiten, ist ab 6, will dem Leser „über 200 Helden, Schurken und Droiden aus der LEGO Star Wars Galaxis“ näherbringen, und auf dem Cover starrt einem ein exklusiver Darth Maul aus dem Film „Solo – A Star Wars Story“ entgegen. Die neusten präsentierten Figuren stammen dabei aus der ersten Welle LEGO-Sets zu „Star Wars – Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers“, also aus dem Oktober 2019.

Damit ist das Buch zwangsläufig schon heute nicht mehr aktuell, aber mit 4 bis 5 Jahren neuem Inhalt (laut Pressetext insgesamt 92 Figuren) ist eine Neuausgabe schon deutlich gerechtfertigt. Bedauerlicher ist allerdings der merklich reduzierte Umfang (bei gleichem Preis wohlgemerkt). Ganze 75 Seiten weniger hat diese Neuausgabe. Wer rechnen kann, sieht gleich das Problem. Klar, bei den heutzutage hunderten existierenden „Star Wars“-Minifguren hätte man so oder so kein Komplettwerk vorlegen können, es wäre immer eine Auswahl nötig gewesen. Und ein Geschenkbuch wie dieses sollte auch eine gewisse Preisschwelle nicht überschreiten, um nicht zum Ladenhüter zu werden. Kinder wird der begrenzte Umfang gewiss auch nicht stören, denn nach wie vor werden ja eine Unmenge an bekannten und weniger bekannten Helden, Schurken und Droiden dargeboten. Bloß der erwachsene Fan und „Star Wars“-Kenner vermisst die vielen selteneren Figuren, die hier weggefallen sind, beispielsweise Watto, Sebulba, Zam Wesell, Stass Allie, diverse Klone und Droide sowie Captain Antilles oder die Legends-Figuren von Darth Revan bis Jek-14.

Von der Machart her hat sich in der Neuausgabe wenig verändert. Etwas lakonisch kommt dieses Buch ohne Einleitung zu Beginn und Interview am Ende aus, das heißt, es beginnt mit einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis, dann folgen die Figurenvorstellungen in chronologischer Reihenfolge (von „Episode I“ bis „Episode IX“, inklusive „The Clone Wars“ und „Rebels“, aber seltsamerweise ohne „Resistance“) und am Schluss gibt es ein alphabetisches Register. Die erste Figur ist Qui-Gon Jinn, die letzte Poe Dameron im Abenteurer-Outfit. Von einer Handvoll Übersichtsseiten – etwa zu Protokolldroiden – abgesehen, erhält dabei jede Figur eine ganze Seite, auf der sie großformatig mit einer schicken Abbildung präsentiert wird.

Außerdem finden sich auf den Seiten (wo vorhanden) besondere Star-Varianten der Figur, eine kleine Datenbank zum abgebildeten Helden (in der etwa steht, aus welchem Set er stammt) sowie ein paar Sätze Hintergrundinformation. Unverzichtbar sind natürlich die DK-typischen und wie immer mal produktionshistorischen („Die weiße LEGO Schneebrille wurde ab 2009 für Rebellen von Hoth benutzt“), mal storytechnischen („Plo-Koon trägt eine spezielle Antiox-Atemmaske.“) und mal echt überflüssigen („Stoffkragen“ – deutet auf einen weißen Stoffkragen) Hinweiskästchen rund um das Bild. All diese Infos sind nur Schlaglichter und machen aus dem Lexikon keinesfalls ein wissenschaftliches Buch. Entgegen der eigenen Aussage „unverzichtbar für Fans und Sammler“ will es das aber auch nicht sein. Wer einen kurzen Blick ins Innere wirft, merkt das sofort. Das Buch ist primär ein Spaßprodukt mit vielen (über 500) Bildern und ein paar Aha-Effekten in Info-Häppchen-Form, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Zur besseren Zuordnung der Figuren wurde der Datenbank-Block um die Film-Episode oder Serie, in der jene auftritt, ergänzt. Dafür wurde die Symbolleiste am oberen Seitenrand (die ich sehr hübsch übersichtlich fand) gestrichen. Die Farbkante am Rand ist rein dekorativ und hat nichts auszusagen. Das Register am Ende des Buchs listet in dieser Ausgabe nur noch die Seitenzahl auf. In der vorherigen waren noch alle Set-Nummern dabei, in der die Figur (in irgendeiner Variante) enthalten war.

Eine Frage, die sich Besitzern der alten Bücher natürlich stellt, lautet: Lohnt sich die Anschaffung? Ja! Wenn man Spaß an LEGO-Minifiguren hat, lohnt der Kauf durchaus, denn zahlreiche neue Figuren aus den letzten 4 Jahren wurden hinzugefügt, darunter ein großer Schwung aus dem Film „Solo“. Die Einträge existierender Helden, Schurken und Droiden wurden auf den neusten Stand (Oktober 2019) gebracht. Die exklusive Minifigur ist obendrein ein Anreiz. Man sollte allerdings auf keinen Fall sein Buch von 2016 entsorgen, denn dort werden viele Figuren – vor allem seltenere – präsentiert, die nun weggefallen sind. Das ist ein Wermutstropfen, aber war wohl aus verkaufstechnischen Gründen nicht anders zu machen. (Auch andere DK-Lexika leiden darunter, dass das „Star Wars“-Universum immer größer wird, die Bücher aber nicht immer dicker werden dürfen.)

Fazit: Das „LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren – Neuausgabe“ ist vor allem eins: ein kunterbuntes und sehr unterhaltsam anzuschauendes Bilderbuch mit ganz vielen LEGO-Minifiguren. Gerade junge Fans dürfen davon begeistert sein, aber auch ältere Semester, deren Herz für LEGO und „Star Wars“ schlägt, schmökern hier mit viel Vergnügen. Für alle Erstkäufer eine definitive Kaufempfehlung, aber auch die Zusatzanschaffung zum Vorgänger von 2016 lohnt sich meines Erachtens. Einzig der deutlich verringerte Seitenumfang, der große Verluste in der Riege der Nebenfiguren zur Folge hatte, schmälert den Eindruck etwas. Da hatte das Vorgängerbuch mit 75 Seiten mehr doch die Nase vorn.

LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren – Neuausgabe
Sachbuch
Hannah Dolan, Clare Hibbert u.a.
Dorling Kindersley 2020
ISBN: 978-3-8310-3980-7
224 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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