LEGO Star Wars: Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden (2024er Ausgabe)

25 Jahre wird die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen LEGO und „Star Wars“ in diesem Jahr alt. Was 1999 mit ein paar Sets zu „Episode I“ und der klassischen Trilogie begann, ist heute ein unglaublich vielfältiges Multimedia-Cross-Franchise der zwei bekannten Marken. Zum Jubiläum ist, neben einigen Jubiläums-Spielsets, auch ein neues Begleitwerk erschienen. Das „Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden“ liegt hier in der 3. Ausgabe vor. „Komplett neu“, wie der Werbe-Untertitel verspricht. Stimmt das?

von Frank Stein

Das „LEGO Star Wars: Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden“ hat schon eine lange Tradition. 2009 erschien die erste Ausgabe mit Luke-Skywalker-Minifigur. 2019 kam eine deutlich erweiterte Version mit Finn-Minifigur heraus. Diesmal kommt bereits fünf Jahre später schon die nächste Ausgabe. Dabei sind die Kerndaten im Wesentlichen gleich geblieben: Hardcover, Vollfarbe, großformatig (25,8 x 30,7 x 3,3 cm). Die 6 mm mehr in der Dicke haben nichts mit dem Inhalt zu tun. Der ist mit 160 Seiten exakt so umfangreich wie der des Vorgängerbands. Vielmehr liegt es an der etwas breiteren Papphülle für die exklusive Minifigur eines Darth Maul mit 25-Years-of-LEGO-Star-Wars-Rückenprint. Dass die Seitenzahl exakt gleich geblieben ist, obwohl fünf Jahre an Produkten hinzugekommen sind, stimmt mich etwas nachdenklich. Mal schauen, wie sich das im Inneren niederschlägt.

Erneut ist das Buch voll und ganz den reinen LEGO-Sets gewidmet. Dass es zu „LEGO Star Wars“ auch Videospiele, TV-Serien, Comics und mehr gibt, spielt hier keine Rolle. Zugegebenermaßen wird das auch nirgendwo versprochen. Ein kleiner Überblick am Ende wäre aber schön gewesen. Stattdessen stehen also die Raumschiffe, Fahrzeuge und Figuren im Zentrum. An die 650 Sets sind im Laufe der letzten 25 Jahre entstanden, und auch wenn viel auf den 160 Seiten Platz findet, warnt der Rückseitentext des Buchs, dass nur „das Beste aus 25 Jahren“ dargeboten wird.

Das beginnt nach einer kurzen Einleitung mit einer sehr schönen Zeitleiste, die sich über fünf Seiten erstreckt und  bedeutende Momente in der Entwicklung der Spielsets darstellt, etwa das erste „Ultimate Collector Series“-Modell im Jahr 2000 (ein TIE-Interceptor), Rekorde wie den zweiten Todesstern mit seinen 3449 Teilen im Jahr 2005, den ersten Adventskalender im Jahr 2011 oder die erste reine „LEGO Star Wars“-Figur JEK-14 aus dem Jahr 2013. Dieser Überblick bietet einen schönen Einstieg und reicht bis zu den Mech-Modellen und dem ersten Spielset zur Animationsserie „Die Abenteuer der jungen Jedi“ aus dem Jahr 2023.

Im Anschluss daran ist das Buch in fünf Bereiche unterteilt. Die ersten drei widmen sich den drei „Star Wars“-Trilogien.  Grob den Ereignissen der Filme folgend, werden dann jeweils auf Doppelseiten einzelne Themen beleuchtet, darunter Ereignisse wie Podrennen, Schauplätze wie Tatooine, Gruppen wie der Jedi-Orden oder Gefechtsdroiden, Einzelpersonen von Anakin Skywalker bis Kylo Ren und natürlich Raumschiffe von der Jedi-Flotte bis zu den Streitkräften der Ersten Ordnung.

Diese Doppelseiten sind alle ähnlich aufgebaut. Im Zentrum stehen mehrere Abbildungen der vielen unterschiedlichen LEGO-Modelle, die sich nicht nur optisch ausgesprochen hübsch gruppieren, sondern dem jahrelangen Sammler auch Anregungen bieten, dass man seine Vitrine mal in diese oder jene Richtung thematisch umräumen könnte. Jüngere Fans, an die sich das Buch richtet, werden dagegen die Erkenntnis ertragen müssen, wie viele Sets sie bereits verpasst haben. (Wobei man merkt, dass sich das Buch Mühe gibt, den Fokus auf die letzten Jahre zu lenken. So wurden einige ältere Modelle, etwa das Jedi-Shuttle oder das Kanonenboot, durch aktuelle Versionen ersetzt.)

Jedes präsentierte Set erhält einen kleinen Infokasten, der Erscheinungsjahr, Teilezahl, Artikelnummer und die Filme beziehungsweise Serien nennt, in denen es zu sehen war. DK-typisch sind die Bildbeschriftungen, wie immer mal produktionshistorisch („Die Gussform des Kopfes wurde 2011 überarbeitet.“), mal deskriptiv („Servomotorscheibe“), mal überflüssig („Eins von zwei Schwertern“ – deutet auf eins von zwei Lichtschwertern in Asajj Ventress’ Händen) und mal zum schmunzeln („Geschätzter Filzhut“). Auch drumherum wird einiges an Text geboten – in Form leicht verdaulicher Block-Häppchen.

Diese sind locker flockig und direkt Kinderleser ansprechend formuliert. Hier merkt man deutlich, dass das Wort „Lexikon“ auf der Cover nur in Ermangelung eines besseren Begriffs gewählt wurde. Das hier ist kein erschöpfendes Nachschlagewerk für Sammler, es handelt sich um ein unterhaltsames Buch zum Stöbern und Staunen. Hier und da verstecken sich allerdings durchaus kleine Wissenshäppchen zur LEGO-Modellgeschichte. So kann man etwa erfahren, dass im Modell des Sternenzerstörers von 2006 ein transparenter Stein mit Aufkleber für den Effekt eines Imperator-Hologramms sorgen sollte. Oder dass das Modell des T-16-Lufthüpfers eine Seltenheit ist, weil es eine einzelne Mini-Figur enthält, die keinen Namen hat.

In Abschnitt 4 stehen dann „Spezielle Sets“ im Rampenlicht. Dazu zählen beispielsweise die riesigen UCS-Modelle, Planeten-Sets, Microfighters, baubare Figuren oder LEGO-Technik. Den Abschluss bildet – neben einem Register – in Kapitel 5 ein Blick hinter die Kulissen. Hier kommen die Entwickler in einem Interview kurz selbst zu Wort.

Am Schluss möchte ich noch einmal auf den Untertitel „komplett neu“ zu sprechen kommen. Das stimmt nicht. Nicht einmal ansatzweise. Genau das Gegenteil ist der Fall. Denn in Wahrheit wurde zunächst das komplette Konzept der 2019er-Ausgabe genommen. Dann wurde ein bisschen das Layout modernisiert. Danach wurden ein paar Einträge umgestellt oder Bilder verkleinert, um neue Sets einfügen zu können. Hier und da wurden gleichartige Sets ausgetauscht (Stichwort: Kanonenboot). Unterm Strich sind damit an die 90% des Inhalts komplett identisch oder sehr ähnlich zum älteren Buch. Neu hinzugekommen sind vor allem ein paar Seiten zu den TV-Serien, namentlich „The Mandalorian“, „Book of Boba Fett“ und „Ahsoka“. Dadurch kamen ca. 10 neue Seiten (von 160) hinzu. Diese wurden vor allem hinten in Kapitel 5 „Hinter den Steinen“ eingespart. Das war 2019 noch umfangreicher. In den Kapiteln zuvor wurden dafür erfreulicherweise keine Einträge gekürzt. Vor allem wurde hier auf kleinere Bilder und kleineren Text gesetzt, um Platz für Neues zu schaffen. Unterm Strich hat man also die Informationsdichte nochmal erhöht.

Fazit: Das „LEGO Star Wars: Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden“ ist zwar nicht wirklich ein Lexikon, aber das macht gar nichts, denn auch „bloß“ als bilderreiches Unterhaltungswerk funktioniert es ganz großartig. Die einfach gehaltenen Texte sprechen vor allem junge Fans an (naheliegend, bei einem Buch zu Spielzeug), doch der Veteran, der seit 25 Jahren LEGO sammelt, schmökert ebenso gern durch die Seiten und erfreut sich an der Vielfalt an Figuren und Spielsets. Für neue Fans rundweg zu empfehlen, bleibt für Besitzer der 2019er-Ausgabe die Warnung, dass weite Teile des Buchs identisch sind. Im Wesentlichen wurden die Seiten für die TV-Serien hinzugefügt, auf Kosten des Blicks hinter die Kulissen. Die übrigen Änderungen sind weitestgehend kosmetischer Natur.

LEGO Star Wars: Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden (2024er Ausgabe)
Sachbuch
Simon Beecroft, Jason Fry, Simon Hugo u. a.
Dorling Kindersley 2024
ISBN: 978-3-8310-4959-2
160 S., Hardcover, deutsch
Preis: 26,95 EUR

bei amazon.de bestellen