LEGO Star Wars: Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden – Neuausgabe

20 Jahre wird die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen LEGO und „Star Wars“ in diesem Jahr alt. Was 1999 mit ein paar Sets zu „Episode I“ und der klassischen Trilogie begann, ist heute ein geradezu unüberschaubares Multimedia-Cross-Franchise der zwei bekannten Marken. Zum runden Jubiläum, das war klar, musste neben einigen Jubiläumsspielsets auch ein neues Begleitwerk her. Das „Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden“ ist eine Neuausgabe des vor genau zehn Jahren – zum letzten runden Jubiläum – erschienenen, gleichnamigen Werks und erweitert dieses deutlich. Schauen wir es uns mal näher an.

von Frank Stein

Hardcover, großformatig (25,8 x 30,7 x 2,7 cm), vollfarbig, mit der exklusiven Mini-Figur eines Finn im Bacta-Schlauchanzug (aus „Episode VIII“): So kommt das neue Lexikon zum Thema „LEGO Star Wars“ daher. Mit 160 Seiten ist es immerhin 64 Seiten dicker als sein Vorgänger. Aber das muss es auch sein, wenn man bedenkt, was für ein enormes Eigenleben das Cross-Franchise entwickelt hat. Denn die Spielsets sind ja nur der Kern eines viel größeren Phänomens, das die ganze Merchandise-Palette abdeckt, von der eigenen Magazin-Reihe, über Klamotten, Videospiele, Activity- und Erzählbücher bis hin zu zahlreichen animierten DVD- und Web-Produktionen.

Diesen „Begleitprodukten“ von „LEGO Star Wars“ widmet sich das Buch allerdings mit keiner Zeile. Stattdessen stehen die Spielsets, die Raumschiffe und Figuren voll und ganz im Zentrum. Rund 500 Sets sind im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte entstanden, und auch wenn wirklich viel auf den 160 Seiten präsentiert wird, warnt sogar schon der Rückseitentext des Buchs, dass nur „das Beste aus 20 Jahren“ dargeboten wird.

Das beginnt nach einer kurzen Einleitung mit einer sehr schönen Zeitleiste, die sich über vier Seiten erstreckt und  bedeutende Momente in der Entwicklung der Spielsets darstellt, etwa das erste „Ultimate Collector Series“-Modell im Jahr 2000 (ein TIE-Interceptor), Rekorde wie den zweiten Todesstern mit seinen 3441 Teilen im Jahr 2005, den ersten Adventskalender im Jahr 2011 oder die erste reine „LEGO Star Wars“-Figur JEK-14 aus dem Jahr 2013. Dieser Überblick bietet einen schönen Einstieg, hätte aber gern noch ausführlicher sein können.



Im Anschluss daran ist das Buch in fünf Bereiche unterteilt. Die ersten drei widmen sich den drei „Star Wars“-Trilogien.  Grob den Ereignissen der Filme folgend, werden dann jeweils auf Doppelseiten einzelne Themen beleuchtet, darunter Ereignisse wie Podrennen oder die Schlacht von Endor, Gruppen wie der Jedi-Orden oder die Rebellenallianz, Einzelpersonen von Anakin Skywalker bis Kylo Ren und natürlich Raumschiffe von der Jedi-Flotte bis zu den Streitkräften der Ersten Ordnung.

Diese Doppelseiten sind alle ähnlich aufgebaut. Im Zentrum stehen mehrere Abbildungen der vielen unterschiedlichen LEGO-Modelle, die sich nicht nur optisch ausgesprochen hübsch gruppieren, sondern dem jahrelangen Sammler auch Anregungen bieten, dass man seine Vitrine mal in diese oder jene Richtung thematisch umräumen könnte. Jüngere Fans, an die sich das Buch richtet, werden dagegen leider vor allem darauf gestoßen, wie viele Sets sie bereits verpasst haben. (Wobei man schon bemerkt, dass das Buch sich Mühe gibt, den Fokus auf die letzten paar Jahre zu lenken. Wann immer es von einem Modell mehrere Ausgaben gibt, wird das aktuellste gewählt.)

Jedes präsentierte Set erhält einen kleinen Infokasten, der Erscheinungsjahr, Teilezahl, Artikelnummer und die Filme nennt, in denen es zu sehen war. DK-typisch sind die Bildbeschriftungen, wie immer mal produktionshistorisch („Die Gussform des Kopfes wurde 2011 überarbeitet.“), mal deskriptiv („Tarnfeldgenerator“), mal überflüssig („Eins von zwei Schwertern“ – deutet auf eins von zwei Lichtschwertern in Asajj Ventress? Händen) und mal zum schmunzeln („Forsche Miene“). Auch drumherum wird einiges an Text geboten – in Form leicht verdaulicher Absatzhäppchen.

Diese sind locker flockig und direkt Kinderleser ansprechend formuliert. Hier merkt man deutlich, dass das Wort „Lexikon“ auf der Cover nur in Ermangelung eines besseren Begriffs gewählt wurde. Das hier ist kein erschöpfendes Nachschlagewerk für Sammler, es handelt sich um ein unterhaltsames Buch zum Stöbern und Staunen. Hier und da verstecken sich allerdings durchaus kleine Wissenshäppchen zur LEGO-Modellgeschichte. So kann man etwa erfahren, dass im Jedi-Abfangjäger von 2016 ein ganzer Astromechdroide steckt. Im Modell von 2005 saß nur eine Kuppel auf dem Flügel. Oder dass das Modell des T-16-Lufthüpfers eine Seltenheit ist, weil es eine einzelne Mini-Figur enthält, die keinen Namen hat.



In Abschnitt 4 stehen dann „Spezielle Sets“ im Rampenlicht. Dazu zählen beispielsweise die riesigen UCS-Modelle, Planeten-Sets, Microfighters, baubare Figuren oder LEGO-Technik. Den Abschluss bildet – neben einem Register – ein Blick hinter die Kulissen. Hier kommen die Entwickler kurz zu Wort, es werden Stufen des Produktionsprozesses neuer Sets verraten, man erfährt ein wenig über Werbeaktionen und über die Kreationen des Fandoms. Gerade der letzte Teil ist unglaublich interessant und könnte eigentlich schon ein eigenes Buch füllen. Denn was die Fans im Laufe der Jahre geschaffen haben, übertrifft zum Teil jedes im Handel erhältliche Set bei Weitem.

Der Redaktionsschluss für den Band lag irgendwann 2018. So ist die neue Wolkenstadt noch enthalten, die aktuellen Modell zu 20 Jahre „LEGO Star Wars“ sowie jene aus der TV-Serie „Star Wars Resistance“ finden sich nicht mehr. Damit ist das Buch natürlich schon nicht mehr aktuell, aber das ist letztlich bei allen Lexika, Enzyklopädien etc. der Fall. Sie präsentieren immer nur einen Stand der Dinge bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Das allerdings macht der vorliegende Band ganz hervorragend.

Fazit: Das „LEGO Star Wars: Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden – Neuausgabe“ ist zwar nicht wirklich ein Lexikon, aber das macht gar nichts, denn auch „bloß“ als bilderreiches Unterhaltungswerk funktioniert es ganz großartig. Die einfach gehaltenen Texte sprechen dabei vor allem junge Fans an (naheliegend, bei einem Buch zu Spielzeug), doch der Veteran, der seit zwanzig Jahren LEGO sammelt, schmökert ebenso gern durch die Seiten und erfreut sich an der Vielfalt an Figuren und Spielsets, die dieses Franchise in zwei Jahrzehnten hervorgebracht hat. Die exklusive Mini-Figur ist da nur ein Bonus.

LEGO Star Wars: Lexikon der Figuren, Raumschiffe und Droiden – Neuausgabe
Sachbuch
Simon Beecroft, Jason Fry, Simon Hugo
Dorling Kindersley 2019
ISBN: 978-3-8310-3730-8
160 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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