Kuhime 1: Die Menschenfresserin

Was als Spiel beginnt, endet für alle Beteiligten in einem Kampf um das eigene Überleben. In einem verlassenen Haus in der Mitte von Nirgendwo treffen Mai und Senji während einer Mutprobe auf eine Frau im Kimono. – Leider hat diese fleischlichen Hunger und schnell ist auch schon der erste Mensch tot.

von Lars Jeske

Der Manga „Kuhime“ von Hideo Takenaka beginnt wie ein typisch amerikanischer Horrorfilm der 1990er und 2000er Jahre. Eine Gruppe Teenager (z. T. in einander verliebt, aber zu schüchtern, um es zu sagen) entschließt spontan, in einer gottverlassenen Gegend ein verlassenes Haus als Mutprobe zu betreten. Allerdings stellt sich alsbald heraus, dass das Haus doch nicht so verlassen ist. Wie sich etwas später herausstellt, haust dort die schöne Lady Nene, welche neben ihren anderen Eigenschaften auch eine Yokai zu sein scheint. Also eine monsterartige Sagengestalt, die auf Menschen eher nicht so gut zu sprechen ist. Dafür findet sie diese appetitlich, wodurch sich der Titel des Bandes ergibt „Die Menschenfesserin“. Während seine Freunde ihm nicht glauben und selber nach dem Rechten sehen wollen, flieht Senji Hals über Kopf und sieht erneut ein Mädchen mit schneeweißen langen Haaren. Kiri scheint irgendeine Art von Verbindung zu ihm zu haben und ihn weiterhin zu schützen, vor allem gegenüber Nene. Die Lady spielt noch etwas mit ihren jüngsten Leckerbissen und lässt sie dabei entkommen. Die Jugendlichen treffen auf ihrer glücklichen Flucht auf einen Mann, der ihnen helfen möchte. Oder doch nicht …

„Kuhime“ ist eindeutig ein klassischer japanischer Manga. In diesem Sinne sind sehr viele Erwartungen erfüllt. Das Format ist ein handliches Taschenbuch im Softcover. Wie für Mangas üblich, muss von den Seiten her von hinten nach vorn und von rechts oben nach links unten gelesen werden. Dazu passend sind natürlich auch das Bildlayout, der Bildaufbau sowie die Sprechblasen entsprechend anders. Daran hat man sich als Westeuropäer jedoch schnell gewöhnt. Inhaltlich geht es auch ganz klassisch um Horror, Mysterien und traditionelle Historie.

Bis auf die ersten paar farbigen Seiten (was wohl für die Erstauflage spricht), sind die übrigen knapp 140 sinntragenden Seiten comic-üblich in Schwarz-Weiß gehalten. Das passt hier recht gut, um den Suspense-Charakter nicht ganz zu verlieren, wodurch man die Kostengründe wegargumentieren könnte. Da es vor allem um die Charaktere geht, wurde auf das Zeichnen von Hintergründen der Szenen größtenteils verzichtet, wenn diese nichts zur Atmosphäre oder Geschichte beitragen können. Somit bleiben die Gesichter und deren Emotionen im Vordergrund. Man wartet auch förmlich darauf, dass einem früher oder später ein Charakter mit dem typischen „Schulmädchen-Look“ aus den Seiten anschaut; glücklicherweise wird man auch hier nicht enttäuscht.

Über fünf Kapitel (deren Unterteilung nicht zwingend notwendig gewesen wäre) stolpern dann die Protagonisten durch die selbstverständlich noch nicht abgeschlossene Geschichte. Sie sind in beinahe jedem Moment der Geschichte überfordert und planlos, was aufgrund der Ereignisse auch mehr als glaubhaft ist. Ach so, die große Offenbarung kurz vor Schluss wie im Teenie-(Horror)-Film darf natürlich nicht fehlen. Für die härteren Jungs bleibt zusätzlich noch der Cliffhanger, der jedem, der sich bereits in die Story hat reinziehen lassen, das Herz in die Hose rutschen lässt. Mir ist das dann leider schon etwas zu abgefahren, aber eine solide Story-Entwicklung, die durchaus glaubhaft daherkommt.

Wenngleich die explizite Gewaltdarstellung heutzutage wohl bereits normal ist, wäre der Vermerk auf dem Cover „ab 16 Jahren geeignet“ auch nicht schlimm gewesen. Als Bonus gibt es am Ende noch ein Nachwort des Autors zum ersten Band sowie ein paar weitere Charakterskizzen von Nene und Kiri.

Fazit: Die Story ist beinahe beliebig, aber schön in Szene gesetzt und für die Zielgruppe der Teenager optimal. Es wird noch nicht viel über die Charaktere ausgeführt, der erste Band dient eher dazu, die Szenerie vorzustellen, und macht ordentlich Tempo. Durch den Cliffhanger ist man – sofern einem die Story gefallen hat – gern bereit, sich in die nächsten Bände zu stürzen und zu erleben, welche Seite obsiegen wird. Ab August 2018 ist bereits der 2. Band „Das Haus der Monster“ erhältlich.

Kuhime 1: die Menschenfresserin
Horror/Mystery Manga
Hideo Takenaka
Manga Cult 2018
ISBN: 978-3-959817-18-9
172 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 10,00

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