König aller Barden

Das Leben eines Barden ist einfach und schön. Hier ein Liebeslied, dort ein Trinklied und alle feiern mit. Aber wehe du singst auf einer Beerdigung ein fröhliches Lied über die verflossenen Liebschaften des kürzlich verstorbenen Onkel Kuniberts! Dann bekommst du das Blumenarrangement von Tante Helga an den Kopf geworfen.

von Dennis Bisenius

„König aller Barden“ ist ein Brettspiel für drei bis sechs Spieler. Jeder Spieler verkörpert einen Barden mit einer einzigartigen Fähigkeit, der von einer Taverne zur nächsten wandert, um Ruhm und Geld erlangen. Aber wehe man betritt eine Taverne, in der schon ein anderer Barde versucht, seine Lieder an die Gäste zu bringen, denn dann kommt es zu einem musikalischen Duell und der Verlierer wird hochkant aus der Taverne geworfen.

Ziel des Spieles ist es, in fünf der sechs Tavernen mindestens einen Fan und zudem fünf Obolus zu erhalten. Um dies zu erreichen, müssen die Barden über mehrere Runden ihre Lieder dem Publikum vortragen. Die Spielregeln sind schnell gelesen und sehr verständlich. Hier und da lockern die einzelnen Barden die Spielregeln mit witzigen Sprüchen auf, welche die Regeln noch einmal etwas genauer verdeutlichen, sodass auch das Lesen der Regeln Spaß macht.

Eine Runde besteht aus vier Phasen, die alle relativ schnell abgehandelt werden.

Erste Phase: Jeder Barde überlegt im Geheimen, in welcher Taverne er seinen nächsten Auftritt haben möchte. Dies geschieht über einen Würfel, den man heimlich auf eine Seite dreht. Die Tavernen sind von eins bis sechs nummeriert, und jeder Barde geht nun in die Taverne, die der eigene Würfel anzeigt.

Zweite Phase: Haben sich zwei oder mehr Barden für dieselbe Taverne entschieden, kommt es zu einem Duell auf Leben und … Ach nein, es werden keine Waffen gezückt, sondern jeder Barde stimmt sein Instrument und es wird um die Wette musiziert. Dabei wählen alle am Duell teilnehmenden Spieler eines ihrer Lieder und tragen dieses dem Publikum vor. Der oder die Barde/n, die das Duell verlieren, wird/werden vor die Tür gesetzt und müssen diese Runde auf dem Marktplatz musizieren. Der oder die Gewinner/in des Duells bekommt einen kleinen Lohn in Form eines Helden, Obolus oder einer neuen Handkarte.



Dritte Phase: Dies ist das Herzstück von „König aller Barden“. Reihum dürfen die Barden und Bardinnen ein Konzert an ihrem Standort abhalten. Sie dürfen beliebig viele Lieder singen, solange das vorherige Lied von den Fans für gut befunden wurde. Dabei hat jedes Lied ein Thema und eine Stimmung. Jeder Barde ist spezialisiert auf ein Thema und die Gäste jeder Taverne bevorzugen entweder eine Stimmung oder ein Thema. Für jede übereinstimmung wird der Würfelwurf, der anzeigt, wie gut die Gäste das Lied fanden, um eins erhöht. Sollten noch eigene Fans am Standort zu Gast sein, heizen diese die anderen Gäste so sehr an, dass man sogar für jeden eigenen Fan auch noch einen Bonus von eins bekommt. Ist das Endergebnis 5 oder höher, bekommt man eine Belohnung und darf weiter singen. Aber man sollte sich niemals zu sicher sein, denn eine gewürfelte 1 lässt das Lied trotz genügend Bonuspunkte scheitern. Für jedes erfolgreich gesungene Lied kann sich der Barde ein Belohnung aussuchen. Er kann einen Obolus bekommen, eine neue Karte ziehen oder einen Fan in die Taverne, in der er sich befindet, legen.

Vierte Phase: Hier werden die Tavernen aufgeräumt und für den nächsten Abend vorbereitet. Jeder Spieler darf beliebig viele Karten (in der Regel Lieder, die der Barde im Re¬per¬toire hat), die er noch auf der Hand hat, abwerfen und dann auf sechs Handkarten aufziehen.

Der Barde, der als erstes fünf Fans in fünf verschiedenen Tavernen und fünf Obolus sein eigen nennt, wird der König (oder die Königin) aller Barden und hat das Spiel gewonnen.



Das Spiel sollte mit möglichst vielen Spielern gespielt werden, damit sich die Spieler gegenseitig schön ärgern können. Neben den Duellen, die bei drei Spielern deutlich seltener stattfinden als mit sechs Spielern, können die Barden auch Tricks anwenden, um sich einen Vorteil oder anderen Barden einen Nachteil zu verschaffen. Man kann auch dafür sorgen, dass sich die Fans in einer Taverne prügeln und so den geglaubten Sieg eines Bardens oder einer Bardin vereiteln.

Das Spiel zielt auf jüngere Spieler ab, aber auch ältere Semester werden ihren Spaß haben, wenn sie die Titel und Liedfetzen der Liedkarten (laut) lesen, denn aus „Major Tom“ wird etwa „Major Tim“ und der neue Textauszug lautet: „Völlig losgelöst in der Taverne, singt der Ba-arde, völlig hemmungslo-o-o-os.“ Also ein Spaß für alle Familien.
 
Fazit: Ich empfand das Spiel als sehr witzig und kurzweilig. Für Vielspieler könnte das Spiel zu einfach sein, aber wenn man sich darauf einlässt und es zum Beispiel als Absacker spielt, sollte es für die meisten Spieler ein gelungenes Spiel sein. Das Material hat eine gute Qualität und fühlt sich hochwertig an. Einzig die Füße der Barden halten nicht so gut, wie sie sollten, was aber sicher einfach zu lösen ist. Das Artwork empfinde ich als etwas zu bunt, aber für Familien, in denen Kinder mitspielen, sollte es sehr gut passen. Auf den Illustrationen ist überraschend viel los und man kann sehr viel entdecken, was zeigt, dass viel Liebe und Herzblut in dieses kleine Spiel geflossen ist.

König aller Barden
Brettspiel für 3 bis 6 Spieler ab 10 Jahren
Nikola R. Petrov
Mirakulus 2021
EAN: 7108443146293
Sprache: Deutsch
Preis: 39,00 EUR

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