Isola 2

Die verwandelte Königin Olwyn und ihr Captain Rook sind weiterhin auf dem Weg nach dem sagenumwobenen Isola, um den Fluch zu brechen. Unterwegs betreten sie ihnen unvertraute Landschaften und haben Begegnungen der mystischen Art, die ihr Vorankommen mitnichten vereinfachen. Bildgewaltige Landschaften erwarten den Betrachter.

von Lars Jeske

Sicherlich hat die aktuelle Weltlage auch etwas damit zu tun, dass der 2. Band von „Isola“ erst jetzt erschien. Zu viele Monate sind seit dem ersten Sammelband vergangen, darum noch kurz eine inhaltliche Zusammenfassung: Im Königreich Maar steht es schlecht, ob einer bevorstehenden militärischen Konfrontation mit einem Nachbarreich. Grund dafür ist die Weigerung von Königin Olwyn dessen Monarchen Bastian aus Palagrine Rock zu ehelichen. Dieser fühlt sich vor den Kopf gestoßen, wurde doch das Angebot dieser arrangierten Ehe von keinem Geringeren als Olwyns Bruder persönlich unterbreitet. Bei einer hitzigen Unterredung mit seiner Schwester benutzt besagter Bruder nunmehr magische Kräfte, um sie in einen Tiger zu verwandeln. Diesen Vorgang wird Olwyns Leibwächterin (und Geliebte) gewahr und tötet ihn während der Prozedur. Fortan sind beide flüchtig und gemeinsam unterwegs auf der Suche nach dem sagenumwobenen Land der Toten: Isola. Dort gibt es vielleicht Hilfe und eine Möglichkeit, diese Verwandlung zurückzunehmen. So es dieses Land denn überhaupt gibt.

Was so geradlinig zusammengefasst ist, muss sich der Leser jedoch erst schwierig im Laufe des ersten Comic-Sammelbandes erarbeiten. Anfänglich ist man da eher verwirrt als begeistert und ob der Farbpracht der Bilder geblendet. Im nunmehr 2. Band geht die unmögliche Reise der beiden weiter. Durch ihre überhastete Flucht vor ihren Häschern sind sie bald am Ende ihrer Kräfte und planlos verlaufen. Kurz vor Rooks Ende wird sie von der mysteriösen Miluse gefunden und gesund gepflegt. Allerdings kommt es Rook in ihren wachen Phasen merkwürdig vor, dass diese junge Frau so unbehelligt in dieser gefährlichen Wildnis leben kann, wo die Moro doch Jagd auf alle und jeden machen. Erst spät kommt sie hinter ein Geheimnis – oder ist es eine Halluzination im Delirium?

Wer dachte, die Farbpalette sei mit dem ersten Band bereits erschöpft, sieht sich getäuscht. Im zweiten Sammelband, im Deutschen einfach als „Isola 2“ betitelt, wird von Msassyk noch eines draufgesetzt. Dies auch aus gutem Grund und thematisch sehr passend. Neben den phantastischen Landschaften sind dieses Mal noch mehr mystische und mythische Themen inhaltlich mit aufgegriffen und somit hervorragend in Szene gesetzt.

Zudem gibt es auch Sequenzen von handelnden Personen im Drogenrausch, wodurch sich die Koloristin vollends austoben konnte. Somit ist das Comic erneut knallbunt geraten und ein reinster Augenschmaus. Die Geschichte verläuft jetzt verständlicher als im ersten Sammelband, zudem ist sie weniger actionlastig, um Platz für Persönlichkeitsentwicklung und Reflexion der Charaktere zu lassen. Neben den neuen Geheimnissen aus der Welt rund um Rook, die auch sie in großen Teilen weder von den Bewohnern noch der Landschaft her kennt, steht die Allgegenwart mystischer Gegner im Raum. Mitunter beklemmend surreale Szenen erschaffen eine Umgebung, die so weit weg von dem friedlichen Maar ist, welches Rook kennt. Heuer fällt jedoch die strikte farbliche Trennung zur Unterscheidung von Rückblick, Handlung, Traum und Vorsehung aus, wodurch man sich nie so ganz sicher war, was die Realität für die Kriegerin Rook, den Tiger Olwyn und erst Recht den rezipierenden Leser ist. Eine abenteuerliche Reise durch und durch, die dieses Mal die beiden nicht viel weiter zu ihrem erhofften Ziel Isola bringt, jedoch alle Beteiligten erstaunt mit neuen Eindrücken zurücklässt.
 
Als Bonus gibt es nach den circa 120 nicht nummerierten Seiten die Covergalerie der 5 Einzelbände nehmst Alternativvorschlag. Hinzu kommt als zusätzlicher Bonus Ausschnitte eines „Behind the Scenes“, natürlich ebenfalls im Comic-Look. In diesem illustriert Msassyk ihre Sicht auf den Arbeitsprozess mit Brenden Fletcher und Karl Kerschl am „Isola“-Projekt.

Fazit: Die Fortsetzung von „Isola“ überzeugt auch im zweiten Sammelband vor allem durch hochwertig-stimmungsvolle Illustrationen. Es wird eine hinreichend spannende, mystisch durchsetzte Story erzählt, die dieses Mal vor allem die Landschaft und deren unterschiedliche Bewohner im Fokus hat. Erzählt wird mehr durch Bilder als durch Text. Entsprechend ist der Comic ein optischer Augenöffner. Wer den ersten Teil gut fand, wird auch im Nachfolger mit Kurzweil versorgt. Bislang ist noch nicht abzusehen, ob es noch 2 oder 20 Bände gibt, ehe diese abenteuerliche Reise nach Isola auf die eine oder andere Art beendet wird.

Isola 2
Comic
Brenden Fletcher, Karl Kerschl, Msassyk
Cross Cult 2021
ISBN: 978-3-96658-077-9
142 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,00

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