von Sabrina
Ringbote: Hallo Ralph. Schön, dass wir heute etwas zu „Pirates of Maracaibo“ von dir erfahren dürfen. Aber kommen wir erst einmal zu dir. Du hast 2016 den Brettspiel-Verlag Game’s Up ins Leben gerufen. Was waren die Beweggründe?
Ralph Bienert: Hallo Sabrina! Game’s Up ist ja ein Mini-Verlag genau genommen, der etwa alle 2 Jahre etwas rausbringt … bislang – aber immerhin. Als ich 2014 erstmalig auf der Spiel in Essen war, hatte mich das Fieber endgültig gepackt; irgendwie wollte ich Teil dieser „Bewegung“ sein, und das nicht nur als Spieler …
RB: Welche Brettspiele hast du bereits veröffentlicht und wonach wählst du diese aus?
RaB: „The Arrival“ (2016), „Carthago“ (2017), „Maracaibo“ (2019), „Maracaibo: Der Aufstand“ (2021) und nun „Pirates of Maracaibo“ (2023). Die Auswahl erfolgt intuitiv – bislang hatte ich immer kreative Köpfe, mit denen ich die Projekte durchzog: Martin Wallace, Bernd Eisenstein, Ryan Hendrickson und natürlich Alex Pfister. Es hatte sich im Vorfeld immer irgendwie ein Treffen oder intensive Korrespondenz zu den Projekten ergeben. Die Zusammenarbeit mit den Autoren ist also ziemlich persönlich.
RB: Nachdem du mit Alexander Pfister ja bereits sehr erfolgreich „Maracaibo“ auf den Markt gebracht hast, lag es wahrscheinlich nahe, dass nun auch der Nachfolger über Game's Up erscheint. Nun steht aber nicht nur Alexander auf der Box, sondern auch deine Wenigkeit und Rayn Hendrickson. Wie kam es denn zu dieser Konstellation?
RaB: Ryan hatte ursprünglich eine Idee zu einem Roll-&-Write für „Maracaibo“, die wir aufgriffen. Gemeinsam haben wir dann daran gefeilt, wobei schließlich kein Roll-&-Write daraus wurde – es hat sich einfach in eine andere, aber sehr spannende Richtung entwickelt. Mein Beitrag ging über den eines Redakteurs merklich hinaus, somit wollten wir zu Dritt als Autoren auf die Schachtel.
RB: Dass Ryan Hendrickson in Amerika seine Heimat hat, war nicht schwierig in der Zusammenarbeit? Zeitverschiebung, sprachliche Herausforderungen …? Wobei er ja bereits Erfahrungen mitbringt, über den Ozean hinaus Brettspiele zu entwickeln. Mit Reiner Stockhausen hat er 2022 „Johanna – Orléans D&W“ herausgebracht. Wie dürfen wir uns eure Zusammenarbeit vorstellen? Wer hat was übernommen?
RaB: Wir haben tatsächlich zu Dritt die Entwicklung virtuell mit Tabletop Simulator gemacht, jeder saß woanders (USA, Österreich und Deutschland). Ein Zeitfenster hat sich immer gefunden. Jeder hatte zudem seine Life-Tester zuhause. Das ging ganz gut!
RB: Beschreib doch mal kurz, worum es bei „Pirates of Maracaibo“ geht und wo vor allem die Unterschiede zu „Maracaibo“ liegen.
RaB: Bei „Pirates“ handelt es sich um ein kartengetriebenes Strategiespiel auf Kennerspielniveau – anders als das Original „Maracaibo“, aber doch mit gewissen Anleihen. Wir halten es regeltechnisch für etwas zugänglicher.
Thematisch sind wir wieder piratenmäßig unterwegs und machen eben in der Karibik typisches Piraten-Business: segeln, nach Schätzen suchen, die Gegend erkunden – und das auf einer Spielfläche, die aus Karten besteht und sich laufend verändert.
RB: Wer ist eure Zielgruppe beziehungsweise wer könnte an „Pirates of Maracaibo“ Gefallen finden?
RaB: Jede oder jeder, der Brettspiele auf Kennerspiel-Niveau mag! Alte Fans von „Maracaibo“ natürlich auch. Man muss das Original aber nicht kennen. Und natürlich Leute, die auf Piratenflair stehen.
RB: Warum habt ihr euch entschieden, das Spiel „Pirates of Maracaibo“ zu nennen? Besteht da nicht die Gefahr, dass es einige für eine Erweiterung halten und nicht für ein eigenständiges Spiel?
RaB: Wir wollten klarstellen, dass hier das Piratenthema im Vordergrund steht und es sich zugleich im „Maracaibo-Kosmos“ bewegt. Wir versuchen dabei zu kommunizieren, dass es sich um ein komplett eigenständiges Spiel handelt, haben das sogar auf die Vorderseite der Schachtel gepackt.
RB: Mit Corona hat es sich fast schon etabliert, dass Brettspiele auch einen Solomodus beinhalten. So auch „Pirates of Maracaibo“. Wie schwierig ist die Entwicklung eines Solomodus beziehungsweise wie dürfen wir uns die Entwicklung vorstellen?
RaB: Den hat Alex im Wesentlichen allein gemacht, deshalb kann ich dazu wenig sagen. Von meiner Zeit als Redakteur bei Lookout weiß ich aber, dass es stark auf das Spiel selbst ankommt, wie kompliziert so ein Solo-Modus ist. Da bin ich aber kein Experte, deshalb schweige ich mich da eher aus. ;-)
RB: Viele Spiele werden im fernen Asien produziert. Vor allem aus Kostengründen. Game’s Up lässt erfreulicherweise auch in den Niederlanden und Deutschland produzieren. Aus Nachhaltigkeitsgründen oder was steckt dahinter?
RaB: Auch das, ja. Und natürlich geht es da um das aufgebaute Vertrauen zu den europäischen Partnern über die Jahre sowie die kürzeren Lieferwege. All das zusammen genommen ist mir eben wichtiger als der Preis allein.
RB: Die letzte Frage muss wie immer gestellt werden. Auf was dürfen wir uns als nächstes freuen? Vielleicht kannst du etwas aus dem Nähkästchen beziehungsweise Spielekästchen plaudern?
RaB: Wenn „Pirates“ gut läuft, gibt es wahrscheinlich eine Erweiterung – Ideen liegen schon reichlich vor. Ansonsten lass ich mich immer überraschen, wie sich die nächsten Monate entwickeln. Auch digital wird sich was tun. Eine App zu „Maracaibo“ gibt es bereits, vielleicht kommt da auch was für „Pirates“. Und auch bei Online-Plattformen bin ich gerade in der Diskussion. Da ich das nebenbei mache, hab ich auch nicht diesen Druck. Es bleibt spannend – wie immer bei Game’s Up!
RB: Vielen Dank, Ralph, für das interessante Interview und natürlich weiterhin viel Erfolg. Ich freue mich schon darauf, „Pirates of Maracaibo“ bald auch in der Endfassung spielen zu können. Der Prototyp war ja schon sehr vielversprechend.
Natürlich gibt es dann dazu auch einen Bericht.
Pirates of Maracaibo
Brettspiel für 1 bis 4 Spielende ab 12 Jahren
Alexander Pfister, Ryan Hendrickson, Ralph Bienert u. a.
Verlag: Game’s Up / dlp games
EAN: 4260184330836
Sprache: Deutsch
Preis: 62,50 EUR