Heiße Ware (Heldenwerk)

Die Reihe der „Heldenwerk“-Abenteuer bleibt ihrem geographischen Abwechslungsreichtum treu. Die 44. Ausgabe führt uns zurück in das von Orks eroberte Svelttal. Ein gelungener Ausflug?

von André Frenzer

Wie bei einer Abenteuerbandbesprechung üblich, spreche ich zunächst die obligatorische Spoilerwarnung aus: Ich eröffne diese Rezension mit einer Beschreibung der Abenteuerhandlung, welche sicherlich nicht komplett spoilerfrei bleibt. Daher empfehle ich allen potenziellen Spielern, direkt zum Fazit vorzuspringen.

Wie bereits erwähnt, spielt „Heiße Ware“ im Svelttal. Hier haben sich die Menschen mittlerweile größtenteils mit den orkischen Besatzern irgendwie arrangiert, doch es gibt nach wie vor Bestrebungen, die Region von den Orks zu befreien. Vor Kurzem fiel die Festung Greyfensteyn, zuvor in den Händen marodierender Orkbanden, an den Ritterbund der Orkenwacht. Von hier aus planen die wackeren Ritter die weitere Befreiung der Donnermark.

Leider ging dabei jüngst etwas schief, denn eine wichtige Fracht ist vom rechten Kurs abgekommen. Die Ritter versuchten, eine schwere Rotze – ein Belagerungsgeschütz – in die Feste zu schaffen, doch landete der Karren mit den Einzelteilen als Ladung irrtümlich in Yrramis. Yrramis wiederum ist der Mittelpunkt der Macht des Atrrazan Ogerschelle, Statthalter des Aikar Brazoragh und nomineller Herrscher aller Orks in der Umgebung. Zum Glück für den Ritterbund hat Atrrazan keine Ahnung, welch wertvolle Fracht ihm dort in die Hände gefallen ist, sodass noch Hoffnung besteht. Daher braucht es tatkräftiger Helden, um die Rotze wieder aus Yrramis herauszuholen.

Einmal vor Ort, können sich die Helden an einen Informanten wenden, welcher den Greyfensteynern regelmäßig geheime Botschaften zukommen lässt. Doch dieser spielt ein doppeltes Spiel, denn die Orks sind mittlerweile auf seine Umtriebe aufmerksam geworden und erpressen ihn. So gilt es für die Helden nun nicht nur, mit einem gut geplanten Einbruch den Karren mit der Rotze zu stehlen, sondern darüber hinaus auch das falsche Spiel ihres Informanten zu durchschauen – und das ganze bei einem Gegner, der viel besser über ihre Schritte unterrichtet ist, als ihnen lieb sein kann.

Ihr merkt vielleicht bereits: „Heiße Ware“ bietet eine recht komplexe Handlung an. Daher ist es auch völlig zurecht für Meister wie Spielende als „komplex“ eingestuft worden. Die Chancen, bei diesem Abenteuer zu scheitern, sind recht hoch, und es gibt diverse Möglichkeiten für die Spieler und viel Bewegungsfreiheit, um ihren Auftrag dennoch zu erfüllen. Bei den wenigen Seiten, welche das „Heldenwerk“-Format anbietet, sind derart komplexe Abenteuer schwierig unterzubringen. Die beiden Autoren lösen das, indem sie wenig Handlung vorgeben, sondern viel mit Optionen, Möglichkeiten und Auflistungen möglicher Ereignisse arbeiten. Dies ist tatsächlich eine elegante Lösung, um die Handlungsmöglichkeiten der Gruppe nicht einzuschränken und den komplexen Plot zu präsentieren, macht aber ein Erfassen für den Spielleiter erst einmal etwas schwieriger. Daher ist gute Vorbereitung vonnöten, um den Raub der Rotze flüssig zu gestalten. Wer diese Zeit zu investieren bereit ist, erhält einen interessanten und abwechslungsreichen Plot, der irgendwo zwischen Intrigenspiel und Heist-Movie liegt.

Optisch unterscheidet sich „Heiße Ware“ nicht von den anderen Ausgaben der „Heldenwerk“-Reihe. Das Layout ist bekannt, die Illustrationen machen einen ordentlichen Eindruck. Hübsch aufgemacht ist auch die Karte von Yrramis, welche immerhin knapp eine halbe Seite spendiert bekommen hat. Auch das Korrektorat hat eine gute Arbeit abgeliefert. Technisch gibt es damit nichts zu meckern.

Fazit: „Heiße Ware“ gehört zu den interessanteren „Heldenwerken“. Der modulare Aufbau nutzt geschickt das auf wenige Seiten beschränkte Format, um ein abwechslungsreiches Abenteuer zu präsentieren. Nicht ganz einfach in der Vorbereitung, aber dennoch empfehlenswert.

Heiße Ware (Heldenwerk)
Abenteuerband
Ralf Lechner, Steffen Lechner
Ulisses Spiele 2022
ISBN: n. a.
16 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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