Harry Potter: Ein Jahr in Hogwarts

Der Traum wird wahr! Hogwarts, die bekannteste Schule für Hexerei und Zauberei, hat dich angenommen! Natürlich werden nur vorbildliche junge Hexen und Zauberer die meisten Punkte für den Hauspokal sammeln. Für welches Haus du spielt – Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff oder sogar Slytherin –, entscheidet ausnahmsweise nicht der magische Hut, sondern alleine du selbst.

von Oli Clemens

Im Familienspiel „Harry Potter: Ein Jahr in Hogwarts“ tauchen wir tief ein in die magische Welt eines der wohl bekanntesten Zauberer des Universums. Wir durchstreifen die Gänge und Flure der Zaubereischule, erfüllen Missionen, bestehen Prüfungen und können uns sogar auf dem Quidditch-Feld austoben. All das bringt uns Hauspokal-Punkte. Wenn wir eine auf die gewünschte Spieldauer abgestimmte Summe gesammelt haben, ist Schluss und wir gewinnen. Die Summe orientiert sich an dem gewählten Schwierigkeitsgrad: Zauberschüler oder Erfahrene Zauberer. Außerdem bietet das Spiel gleich drei unterschiedliche Spielmodi: alle gegeneinander, im Team gegeneinander und sogar allein gegen die Todesser. Für 2 bis 4 Spieler*innen gibt es sogar noch eine Verräter-Variante, in der Peter Pettigrew die Rückkehr Lord Voldemorts vorbereiten möchte. Die anderen müssen ihn stoppen. Bei so vielen unterschiedlichen Spielmodi und Schwierigkeitsgraden kann die Spieldauer für eine Runde zwischen 30 und 90 Minuten liegen.

Die Vorbereitung für eine Runde „Harry Potter: Ein Jahr in Hogwarts“ kostet ein bisschen Zeit. Zuerst werden alle vier Spielpläne platziert. Ja, richtig gelesen, vier. Der Hauptspielplan wird ins Zentrum gelegt. Er stellt die Hogwarts-Schule als Skizze dar und erinnert in seiner Aufmachung sehr stark an die magische Karte des Rumtreibers aus den Filmen. Jedes Feld entspricht einem Raum. Das können Geheimgänge sein, durch die man verschwinden kann, und an einem anderen Teil wieder auftaucht, die Gemeinschaftsräume der verschiedenen Häuser, Klassenzimmer der Professoren, Schlosstürme oder auch Gegenstandsfelder, auf denen zu Beginn Gegenstandsplättchen verteilt werden, die gesammelt werden können.



Dabei gilt: Wirf 2 Würfel und gehe so viele Schritte in eine beliebige Richtung, wie die Augen anzeigen. Triffst du dabei auf andere Spieler, kommt es zum Duell. Ansonsten wird die Aktion des Feldes ausgeführt, auf dem man zum Stehen kommt.

Links und rechts neben dem Hauptplan werden ein Spielplan der Winkelgasse und eine Übersicht über andere wohlbekannte Orte aus dem Harry-Potter-Universum angelegt, wie etwa den Tropfenden Kessel, den Grimmauldplatz Nr. 12 oder die Halle der Prophezeiungen. Spielplan 4 – das Quidditch-Spielfeld – liegt dann für alle erreichbar noch extra.



Weil dazu noch jede*r Spieler*in einen der 15 spielbaren Charaktere auswählt und einen dazu passenden Charakterbogen vor sich platziert, geht auf dem Tisch schnell der Platz aus. Also lieber eine großzügige Fläche zum Spielen wählen. Jeder Charakter erhält jetzt noch Flohpulver-Plättchen und einen Portschlüssel – beides hervorragend, um auf den Spielplänen hin- und herzureisen – sowie eine Auswahl an Zauber-, Trank- und Buchkarten, je nachdem, wie viele davon auf dem Charaktertableau vermerkt sind. Wie gewohnt treffen wir auf bekannte Gesichter aus den vier Häusern, Die Hauptcharaktere sind natürlich wieder am Start, aber auch die Figuren aus der zweiten Reihe, wie Peter Pettigrew, Narcissa Malfoy oder Barty Crouch Junior. Jeder Charakter verfügt über Lebenspunkte und zwei Spezialfähigkeiten, eine für den aktiven Zug und eine für den Kampf. Die sind alle unterschiedlich, sodass die gewählte Figur unterschiedliche Strategien wählen kann, um an die Hauspunkte zu gelangen.

Kämpfen ist generell ein wichtiger Bestandteil des Spiels und wird über Würfel ausgetragen. Dabei geht es gegen andere Spieler, um offizielle Duelle oder sogar um Missionskämpfe – alles auf Kosten der eigenen Lebenspunkte. Egal in welchem Modus, die Kämpfe laufen immer ähnlich ab. Angriffswürfel werden gewürfelt, die individuelle Angriffsresistenz berücksichtigt, jeder jetzt noch aktive Würfel reduziert die Lebenspunkte um jeweils 1. Dabei aber immer ein Auge auf die Spezialfähigkeiten halten. Auch sollte man schauen, ob in der eigenen Kartenhand nicht ein Trank steckt oder ein Zauber, der jetzt hilfreich sein kann. Sollte man doch alle Lebenspunkte verloren haben, geht’s in den Tropfenden Kessel und nach einem Butterbier zur Stärkung zurück ins Spiel. Wer jedoch erfolgreich aus einem Kampf geht, bekommt neue Karten in die Hand, erhält Hauspunkte oder darf unterlegenen Gegnern ein Gegenstandsplättchen klauen.



Der Kernmechanismus ist das Erfüllen von Missionen auf den verschiedenen Spielplänen. Das ist wahrscheinlich auch der sicherste Weg, um das Spiel zu gewinnen, denn jede erfolgreiche Mission schüttet Punkte aus. 30 unterschiedliche Missionskarten gibt es. Sie bringen je nach Schwierigkeit zwischen 40 und 300 Hauspunkte. Generell gilt: Sammle benötigte Gegenstände vom Spielplan ein, erreiche dann das Zielfeld, das auf der Missionskarte angegeben ist, und besiege den dort wartenden Gegner im Würfelduell. Dann gilt die Mission als erfolgreich abgeschlossen. 40 Punkte werden beispielsweise ausgeschüttet, wenn eine Spielerin mit dem Auto der Weasleys im verboten Wald landet. Im Anschluss bekommt dann noch Aragog auf die Mütze. Für 150 Punkte braucht man schon einen Zauberstab und den Siegerpokal des Trimagischen Turniers. Beides muss zum Quidditchfeld getragen werden. Dafür wartet aber auch die grimmige Quidditch-Legende Viktor Krum.



Apropos Quidditch. Erreicht ein*e Spieler*in dieses Spezialfeld, kann zum Match herausgefordert werden. Dabei müssen Tore erzielt und das ganze Team mit Minimarkern taktisch über das Spielfeld bewegt werden. Natürlich geht es auch wieder hier um den goldenen Schnatz. Wer gewinnt, bekommt 40 zusätzliche Hauspunkte. Eine Partie „Harry Potter: Ein Jahr in Hogwarts“ endet, sobald eine der teilnehmenden Personen die zu Beginn festgelegte Kombination aus erfolgreichen Missionen und Hauspunkten erreicht hat.

Das Öffnen der Spieleschachtel lässt Staunen, denn es steckt so viel in ihr. Knapp 250 Karten, unterschiedliche Plättchen-Marker, Figuren-Aufsteller und Standfüße, Würfel, doppelseitige Charakterbögen. Alles ist bunt, alles weckt Erinnerungen an die „Harry Potter“-Filme, angefangen von den Illustrationen bis zu den Schriftarten. Der Karton der Karten und Plättchen ist dick und lässt sich gut greifen, die Spielbretter sind stabil. Alles wirkt wertig. „Harry Potter: Ein Jahr in Hogwarts“ spricht insbesondere die treue „Harry Potter“-Fanbase als Zielgruppe an, aber auch Familien mit Kindern.



Die Anleitung jedoch finde ich insbesondere für diese Personengruppen aber textlich überladen. Zwar lockern Illustrationen immer mal wieder den Textfluss auf, doch unterm Strich bleiben extrem viele Regeln auf 14 Seiten in eher kleiner Schriftgröße. Da können während des Spiels schnell einige Details vergessen werden. So bleibt in den ersten Partien das Blättern in der Spielregel eigentlich unerlässlich.



Fazit: „Harry Potter: Ein Jahr in Hogwarts“ bietet als Familienspiel echt viel. Dabei nimmt es einen Mechanismus auf, der fast in die Vergessenheit geraten ist: Würfeln und die eigene Spielfigur entsprechend vorrücken. Das Spiel kommt mit viel thematischer Variation und optischer Üppigkeit im Potter-Universum daher. Das macht die treuen Fans der Roman- und Filmreihe glücklich. Die Regeln zum Spiel wirken ein bisschen überladen und es kann dauern, bis sich die 1 bis 8 Spieler*innen sicher in dem eigentlich schlichten Spielablauf zurecht finden. Klasse ist, dass sich auch Teams finden können, die gemeinsam um den Hauspokal kämpfen. Und sind mal keine anderen Personen verfügbar, spielt man „Harry Potter: Ein Jahr in Hogwarts“ einfach im Solomodus.  

Harry Potter: Ein Jahr in Hogwarts
Brettspiel für 1 bis 8 Spieler*innen ab 7 Jahren
Jonathan Algaze
Asmodee 2020
EAN: 4015566601789
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 36,99

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