Monster Expedition

Noch vor einem Jahr wurden Austellungen organisiert und die Massen begeistert. Heute schauen wir uns die Arbeit der Monsterjäger genauer an. Schnappt eure Fallen, verstärkt die Käfige, putzt die Schuhe und auf geht’s.

von KaiM

Der Spieleautor Alexander Pfister ist nicht nur für seine großen und sehr beliebten Spiele bekannt. Vielmehr schafft er es auch immer wieder, kurzweilige, kleinere Spiele zu schaffen, die sich von der breiten Masse abheben. Der Verlag hatte bereits letztes Jahr den geistigen Vater des Spiels „Carnival of Monsters“ auf den Markt gebracht, was damals von Richard Garfield erdacht worden war. Die Crème de la Crème der deutschen Spieleillustratoren steuerten die Bilder bei. Nun ist „Monster Expedition“ erschienen, wie gesagt von Pfister.

Das Spiel selber kommt in einer handlichen Box daher, ist auch für Solospieler oder in der Gruppe mit bis zu vier Spielern geeignet. Eine Partie dauert ca. 30 Minuten, und das Ganze wird ab einem Alter von 12 Jahren empfohlen. Das Mindestalter lässt sich wohl am besten durch das Thema erklären, da die Monster durchaus etwas gruselig wirken. Die Spielmechaniken hingegen sind einigermaßen einfach zu verstehen, sodass man das Spiel problemlos auch schon mit jüngeren Kindern spielen kann.

Das Material




Neben diversen Würfeln gibt es ein kleines Tableau, ein paar Pappmarker und viele Karten. Hier gibt es keine Überraschungen, alles ist von guter Qualität. Wie beim großen Bruder auch, haben die Grafiken namhafte Künstler beigesteuert, und daher ist es nicht verwunderlich, dass die Bilder von Dennis Lohhausen, Oliver Schlemmer und Michael Menzel zu begeistern wissen. Der Boxdeckel hat die perfekte Größe, um als Würfelkasten genutzt zu werden, was eine wunderbare Idee ist. Wenn später bis zu neun Würfel geworfen werden wollen, kommt diese Spielhilfe gerade recht.

Die Anleitung ist geradlinig und einfach geschrieben; man kommt schnell ins Spiel hinein, und uns sind keine Unklarheiten begegnet. Die zusätzlichen Regeln für Solospieler bieten Szenarien, sodass man sich von Episode zu Episode weiterarbeiten kann. Dieses Merkmal ist eine Spezialität von Alexander Pfister; durch Szenarien baut er auch immer wieder leichte Veränderungen in das Spiel ein. Eine wundervolle Angewohnheit, die sich meiner Meinung nach bisher zu wenig Spieleautoren abgeschaut haben.

Das Thema ist schnell erklärt: Die Spieler wetteifern darum, die seltensten und mächtigsten Monster zu fangen. Der Wert jedes Monsters drückt sich dabei in Siegpunkten aus. Wer am Ende die meisten hat, gewinnt das Spiel. Hierfür kann man in drei verschiedenen Regionen der Monsterwelt auf Jagd gehen und startet dann jede Runde von den Basiscamps aus auf eine kleine Expedition, in der Hoffnung, ein oder gar mehrere Monster zu fangen.

Das Spiel



Der Grundmechanismus im Spielablauf erinnert an den modernen Klassiker „Heckmeck am Bratwurmeck“. Man beginnt jede Runde mit einer Handvoll Würfel und wirft sie. Dann sucht man sich eine gewürfelte Zahl aus und nimmt sich alle Würfel, die diese Zahl zeigen. Dann würfelt man die übrig gebliebenen Würfel erneut und fährt mit der Prozedur so lange fort, bis alle Würfel herausgelegt wurden oder man nicht mehr weiter würfeln möchte. Doch Vorsicht, denn würfelt man nur Zahlen, die man bereits herausgelegt hat, ist das ein Fehlwurf und man büßt den wertvollsten aller bisher herausgelegten Würfel ein.

Ist die Würfelphase beendet, kann man sich für die Summe der Würfelwerte ein Monster schnappen, was in einer allgemeinen Auslage liegt. Es gilt: Je höher das Ergebnis, desto besser die Ausbeute, also wird man während des Würfelns immer versuchen, das Meiste herauszuschlagen. Aber tatsächlich ist das gar nicht immer gut, aber dazu muss der Spielablauf noch etwas näher erläutert werden.

Jeder Spieler verfügt über drei Camps, die sich auf die Monster eines bestimmten Landschaftstyps spezialisiert haben, denn es gibt in dieser Welt Wald-, Wolken- und Wassermonster. Außerdem gibt es eine allgemeine Auslage mit „Monstersichtungen“, also Monstern, zu denen man eine Spur hat und die man fangen könnte. Jede Runde sucht man sich nun ein Camp aus, welches dem Spieler immer den Spezialwürfel der Landschaft sowie ein bestimmte Menge von allgemeinen Würfeln zur Verfügung stellt. Jedes Camp beginnt schlecht ausgebaut, weshalb man nur mit insgesamt drei Würfeln beginnt. In der maximalen Ausbaustufe sind es derer sogar sieben.



Jede Runde aktiviert man also ein Camp und geht auf die Jagd nach den Monstern dieses Landschaftstyps. Dabei sind hohe Zahlen wichtig, aber sollte man kein Glück haben und nur kleine Zahlen würfeln, ist das nur teilweise schlecht, denn diese werden genutzt, um die Camps aufzuwerten, womit in der nächsten Runde mehr Würfel zur Verfügung stehen könnten. Sind die Monster gefangen, geben sie nicht nur Siegpunkte, sondern auch Spezialeffekte, die es erlauben, noch mehr Würfel einzusetzen, bei der Verbesserung eines Camps zu helfen oder anderen Spielern Karten abzujagen.

Ein paar weitere kleine Regeln sorgen immer wieder dafür, dass fehlendes Würfelglück ausgeglichen wird und man sich zwischen interessanten Optionen bei der Auswahl der Würfel und der Monster entscheiden kann. Natürlich kann das fehlende Würfelglück immer nur zu einem Teil ausgeglichen werden, und es besteht auch für einen guten Spieler kaum eine Chance zu gewinnen, wenn er einfach Pech hat. Aber dies ist nicht nur Teil des Konzept von „Push-your-luck“-Spielen, sondern macht „Monster Expedition“ auch zu einem schönen Familienspiel mit emotionalen Momenten. Dafür sprechen auch die überschaubaren Regeln und die kurze Spieldauer.

Der einzige wesentliche Kritikpunkt, den ich an dem Spiel habe, ist der Wiederspielreiz. Zwar kam das Spiel überall gut an und wurde auch gerne nochmal gespielt, aber man hat immer den gleichen Spielaufbau und nur eingeschränkte strategische Möglichkeiten, die im Zweifel durch ungünstiges Würfeln wieder zunichte gemacht werden.    



Der Solomodus ist eine nette Ergänzung und bietet durch die Kampagne den Reiz der Herausforderung, denn wie bei Alexander Pfister üblich, werden die Szenarien immer schwerer.

Fazit: Hier wird kurzweilige, emotionale Familienunterhaltung in einer Monsterwelt geboten. Die Glückskomponente bringt Spannung ins Spiel, und kleine Regelkniffe schaffen immer wieder interessante Entscheidungssituationen. Ein wenig mehr Abwechslung könnte dem Spiel nicht schaden, aber es gibt auf jeden Fall eine Menge Potenzial für Erweiterungen.

Monster Expedition
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Alexander Pfister
Amigo Spiel + Freitzeit 2000
EAN: 4007396020540
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 24,99

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