Harley Quinn von Paul Dini – Deluxe Edition

Wer kennt sie nicht? Die toxische Liebesbeziehung zwischen Harley Quinn und dem Joker? Doch nur wenige werden die Ursprünge der Comic-Figur Harley Quinn kennen. Seit der Auftaktgeschichte von Paul Dini, „Batman Adventures: Mad Love 1“, ist viel passiert. Die einstige Psychiaterin hat nicht nur die Psyche des Jokers analysiert, sondern auch eine Beziehung zu der Verbrecherin Poison Ivy aufgebaut. Welche irren und zugleich unterhaltsamen Abenteuer damit einhergehen, gibt es jetzt in der Deluxe Edition „Harley Quinn von Paul Dini“ zu erkunden.

von Daniel Pabst

Die Deluxe-Edition „Harley Quinn von Paul Dini“ von Panini Comics beinhaltet mit insgesamt 244 Seiten die folgenden Geschichten: „The Batman Adventures: Mad Love 1“, „Batman: Harley & Ivy 1-3“, „The Batman Adventures Annual 1 (III)“, „The Batman Adventures Holiday Special 1 (II)“, „Batman and Robin Adventures 8“, „Batgirl Adventures 1“, „Batman: Gotham Knights 14 (II)“ und „Batman Black And White 3 (V)“. Die Vielfalt der in diesem Werk abgedruckten Werke streckt sich über die Jahre 1994 bis 2014. Die Handlungen stammen von Paul Dini. Für die Zeichnungen sind eine Vielzahl an Künstlern zuständig gewesen. Neben Bruce Timm, der den Grundstein mit der Auftaktgeschichte „The Batman Adventures: Mad Love“ legte, gibt es die Harley-Quinn-Interpretationen von Dan DeCarlo, Ronnie Del Carmen, Rick Burchett und Stéphane Roux zu sehen.

An der Figur Harley Quinn führt für Comic-Fans nur schwer ein Weg vorbei. Was mit ihrem Debüt in der Animationsserie „Batman The Animated Series“ in der Folge „The Joker’s Favor“ ihren Anfang nahm, wurde mit dem Comic „Batman Adventures: Mad Love 1“ fortgesetzt. Seitdem ist Harley Quinn immer wieder im „Batman“-Universum präsent. Nicht nur hat sie ihre eigene Comic-Reihe und zahlreiche Special-Ausgaben erhalten, sondern hat spätestens durch ihre eigene Animationsserie „Harley Quinn“ (2019) und die drei Kinofilme „Suicide Squad“ (2016), „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ (2020) und „The Suicide Squad“ (2021) auch außerhalb der Comic-Szene eine große Bekanntheit erlangt. Dass dieser Hype um die Comic-Figur vorerst nicht enden wird, zeigt die Ankündigung des Filmes „Joker: Folie à Deux“, welcher noch in diesem Jahr in die Kinos kommen soll.

Wie Harley Quinn filmisch dargestellt werden kann, daran hat sich – mit großem Erfolg – keine Geringere als Margot Robbie versucht. Welch „neues“ Leben Lady Gaga der Antiheldin in „Joker: Folie à Deux“ (Regisseur: Todd Phillips) einzuhauchen vermag, bleibt abzuwarten. Das Interesse ist groß. Der Trailer von „Joker: Folie à Deux“ wurde innerhalb der ersten 24 Stunden 167 Millionen Mal aufgerufen. Fest steht: Harley Quinn ist von einer Comic-Randfigur zu einer der populärsten Antiheldin geworden, die für ein Millionenpublikum geeignet scheint. Wenn Harley Quinn bald auch gesanglich auf der Leinwand zu hören sein wird, ist das in der Umsetzung nur konsequent. Denn schon in ihrer Geschichte „Mad Love“ singt sie – sehr spärlich bekleidet – „I feel pretty, oh pretty…“, was sich in weiteren Geschichten, wie in Eigeninterpretationen von Weihnachtsliedern, so fortsetzte.

Wer sich auf den Kinofilm mit Lady Gaga und Joaquin Phoenix einstimmen möchte, der hat mit der Deluxe-Edition eine sehr passende Gelegenheit dazu. Die Edition vereint Geschichten, die zeigen, wie sich die (über-)ambitionierte Psychologin Harleen Quinzel in den Kriminellen Joker Hals über Kopf verliebt (nicht ohne Grund heißt die erste Comic-Geschichte ja „Mad Love“), sondern auch, welche inneren Zweifel, Ängste und unterdrückten Sehnsüchte diese Frau hat. Durch den Kniff, ihr die Verbrecherin Poison Ivy zur Seite zu stellen, wurde die Rolle der „Anti-Disney-Prinzessin“ noch interessanter. Ihre Gefühle füreinander werden zur Herausforderung und immer wieder durch das Auftreten des Jokers durcheinandergewirbelt. Hier ist unstillbares Chaos vorprogrammiert!

Anders als in neueren Werken – wie etwa in der herausragenden Comic-Reihe „Harleen“ von Stjepan Šeji? – sind die Zeichnungen der hier abgedruckten Geschichten sehr bunt und keinesfalls realistisch. Harley Quinn trägt ihr ikonisches rot-schwarzes Harlekin-Outfit. Insbesondere der Künstler Bruce Timm legte dabei den klaren Fokus auf ihre Körperformen, was durch ihr hautenges Outfit betont wird. Dieser Zeichenstil setzt sich bei der Figur von Poison Ivy fort. Auch sie ähnelt einem sehr schlanken Mannequin, wobei die Kleidung nochmals reduzierter ausfällt und der Körper manchmal allein durch Pflanzen bedeckt wird. Einen weiteren Unterschied zu neueren Darstellungen gibt es darin, dass Harley Quinn nahezu durchgehend ihre Narrenkappe trägt. Statt weißem Haar gab ihr Bruce Timm blondes Haar. Den in anderen Comics verwendeten überdimensionalen Hammer sucht man in den Geschichten dieser Deluxe-Edition vergebens. Dafür treten ihre „Haustiere“ – zwei (dauer-)hungrige Hyänen – auf.

Die in „Harley Quinn von Paul Dini – Deluxe Edition“ abgedruckten Geschichten sind abwechslungsreich. Zu sehen gibt es: zahlreiche Verfolgungsjagden durch Gotham City mit Batman, Batgirl sowie Robin, eine Entführung von Batman, Ausbrüche und den alltäglichen „Wahnsinn“ in Arkham Asylum, ein Urlaubsabenteuer von Poison Ivy und Harley Quinn, ein aus dem Ruder laufender Filmdreh, eine Weihnachtsfeier auf Wayne Manor sowie eine Rettungsaktion von Poison Ivy durch das ungleiche Duo von Harley Quinn und Batgirl. Bei all dem bebilderten Irrsinn, tauchen nebenbei auch Alfred, Commissioner Gordon und nicht zuletzt der Joker auf. Dabei bleibt es nicht bei einem „Katz und (Fleder-)Maus“-Spiel. Denn auch ein Bruce Wayne – alias Batman – ist den magischen Fähigkeiten einer Poison Ivy ausgeliefert, wenn sie seine Lippen zu berühren bekommt. Es braucht nur einen Kuss, um das Leben zu verändern. So sehen die Lesenden etwa, wie ein willenloser Bruce Wayne den Weihnachtseinkauf Harley Quinn und Poison Ivy überlässt oder ein Dick Grayson – alias Robin – zum Masseur wird.

Durch die Fülle an Geschichten bekommt man ein gutes Gefühl dafür, weswegen die Figur der Harley Quinn bis heute fasziniert. Durch eine Mischung aus Action, Verrücktheit, Wortwitz, Unvorhersehbarkeit und einer ordentlichen Portion Sexyness wird diese Antiheldin nicht langweilig. Da in vielen Geschichten Poison Ivy an ihrer Seite steht, ist die Deluxe-Edition nicht nur für Fans von Harley Quinn geeignet, sondern auch für alle, die die Figur von Poison Ivy nicht weniger interessant finden. Nicht stören lassen darf man sich an der „Sexploitation“ von Bruce Timm und Paul Dini. Nimmt man die figurbetonten Zeichnungen mit einem künstlerischen Augenzwinkern, dann wird man noch mehr Spaß beim Lesen haben. Auch in Anbetracht dessen, dass die ersten Zeichnungen von Harley Quinn bereits 30 Jahre alt sind, wird man diese aus einem anderen Blickwinkel betrachten müssen. Mit Spannung ist daher abzuwarten, wie dann die neueste Interpretation durch Lady Gaga auf der Kinoleinwand aussehen wird.

Fazit: Diese Comic-Edition im Hardcover-Format wird nicht nur allen Comic-Liebhabern und -Liebhaberinnen seine Freude bereiten. Hier gibt es die Ursprungsgeschichte der beliebten Anti-Heldin Harley Quinn sowie viele weitere Geschichten der Busenfreundinnen Harley Quinn und Poison Ivy. Zu lesen, welche Entwicklung eine Comic-Figur durch die Jahrzehnte genommen hat, macht große Freude. Zudem lassen sich heutige Interpretationen dieser Figur noch besser und intensiver verstehen. Ein Muss für alle, die mehr über die Figur Harley Quinn wissen möchten!

Harley Quinn von Paul Dini – Deluxe Edition
Comic
Paul Dini, Bruce Timm
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3773-5
244 S., Hardcover, deutsch
Preis: 35,00 EUR

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