Gruselkabinett 195: Heimtückisch

Wieder einmal sind die aus der „Gruselkabinett“-Reihe mittlerweile sattsam bekannten Geisterjäger Alwyne und Colin Hargreaves gefordert. Konnten die ersten Folgen noch durch klassische Geisterelemente punkten, standen später eher Familienzwist und neckische Spielerei zwischen den beiden im Vordergrund. Wie schlägt sich da „Heimtückisch“, das neueste Hörspiel?

von André Frenzer

Der Rechtsanwalt, Lehrer, Politiker und Dichter Allen Upward schuf im Laufe seine Karriere einige Gedichte, Kurzgeschichten und Bücher. Mit der Erzählung „The Haunted Woman“ wählte Marc Gruppe den ersten Auftritt der Geisterjäger Colin Hargreaves und Alwyne Sargent für die 83. Episode der Reihe „Gruselkabinett“ aus. Unter dem Pseudonym Per McGraup schuf Gruppe dann einige weitere Episoden, welche uns weitere Fälle der Familie Hargreaves vorstellten. Zuletzt begegneten wir den beiden Geisterjägern in der 189. „Gruselkabinett“-Episode „Heimlich“.

In „Heimtückisch“ besinnt sich Gruppe den Wurzeln der Reihe. Denn hier dürfen wir dem verliebten Pärchen zu ihren Anfängen folgen. Denn immerhin hat Colin Hargreaves ein lukratives Angebot für ein Buch erhalten, sodass er einige der frühen Fälle der beiden zu Papier bringt. So beginnt diese Ausgabe mit dem Spuk im Green House. Colin Hargreaves, zu dieser Zeit noch erfolgreicher Immobilien-Makler, macht ein vermeintliches Schnäppchen und kauft das ländlich gelegene Green House für einen Bruchteil des Wertes. Leider entpuppt sich das Anwesen als waschechtes Geisterhaus, was einen Weiterverkauf schwierig gestaltet. Vielleicht könnte die mediale Begabung seiner Sekretärin, Alwyne Sargent, dabei helfen, das Geheimnis des Spukhauses zu lüften?

Angenehmerweise stellt „Heimtückisch“ gleich zwei Episoden aus den frühen Erlebnissen der Hargreaves vor. Der zweite Fall führt sie auf den frisch geerbten Landsitz des einflussreichen Sir Henry. Dieser soll alsbald veräußert werden, doch berichtet die alte Haushälterin Mrs. Musgrave von seltsamen Spukerscheinungen. Wer verursacht die nächtlichen Klopfgeräusche? Und warum kulminieren sie jede Nacht an der Stelle, wo einst das Porträt der jungen Adoptivtochter des verstorbenen Hausherrn hang? Wieder ist es Alwynes Begabung, welches Licht in das Dunkel bringen soll.

„Heimtückisch“ stellt in der laufenden Reihe der „Hargreaves“-Geschichten einen willkommenen Ruhepunkt dar. Denn tatsächlich konzentrierten sich viele Episoden weniger auf ein schauderhaftes Ereignis, sondern vielmehr auf das Zusammenspiel der Familie Hargreaves, den „Running Gag“ Tante Marilyn und nicht zuletzt Alwynes steigende Begabung. „Heimtückisch“ allerdings erzählt endlich wieder ganz klassische Geistergeschichten, wie wir es aus den Anfängen der Reihe gewöhnt sind. Dabei sorgt Gruppes Drehbuch dafür, dass die Harmonie zwischen den beiden Protagonisten zwar stimmt, sich aber nicht zu sehr in den Vordergrund drängt. „Heimtückisch“ ist damit eine der stärksten „Hargreaves“-Episoden der „Gruselkabinett“-Reihe geworden, auch oder gerade weil die zugrundeliegenden Geistergeschichten einen altbackenen Charme besitzen.

Technisch ist „Heimtückisch“ wieder einmal sehr ansprechend umgesetzt. Die ausgewählten Toneffekte wissen zu gefallen und unterstreichen schön die gruselige Stimmung. Die Besetzungsliste der einzelnen Sprecher weist wieder einige sehr bekannte Stimmen auf: So werden die Parts der beiden Protagonisten wieder von Benedikt Weber (bekannt als Moderator zahlreicher Fernsehserien oder auch als Synchronstimme von Chris Evans oder Ryan Phillippe) und Stephanie Kellner (die ihre Stimme auch Jessica Alba oder Diane Kruger leiht) übernommen. Das Coverbild stammt vom bekannten Ertugrul Edirne und reiht sich qualitativ nahtlos in die hochwertige Reihe ein.

Fazit: „Heimtückisch“ präsentiert schnörkellos gleich zwei sehr klassisch anmutende Geistergeschichten mit sympathischen Protagonisten. Davon immer sehr gerne mehr.

Gruselkabinett 195: Heimtückisch
Hörspiel nach der gleichnamigen Erzählung von Per McGraup
Marc Gruppe
Titania Medien 2025
ISBN: 978-3-78578712-0
1 CD, ca. 75 min., deutsch
Preis: 8,95 EUR

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