von Oli Clemens
Bei „Grease Monkey Garage“ reparierst du schicke Oldtimer, um die meisten Siegpunkte zu erspielen. Dabei flitzen deine Leute zwischen Reparaturannahme und Ersatzteillager hin und her. Hast du dann alle notwendigen Teile organisiert, kannst du die Karren wieder flott machen. Unvorhersehbare Ereignisse sorgen aber dafür, dass in der Werkstatt so manche Überraschung passieren kann.
„Grease Monkey Garage“ ist ein Worker-Placementspiel, das euch thematisch in eine Reparaturwerkstatt entführt. Dazu werden acht verschiedenen Orte in einem Schema aneinander gelegt. Außen herum verläuft eine Punkteleiste. So entsteht ein kleiner, raumsparender Spielplan. Vor sich selbst hat man eine Ablage, an der Karten abgelegt werden. Was links liegt, muss repariert werden. Später kommen Karten dann auf die rechte Seite. Die Karten bekommt man aus einer offenen Auslage. Und obwohl man denkt, dass man im Bereich Arbeitereinsetzspiel über die Jahre schon alles gesehen hat, überrascht „Grease Money Garage“ mechanisch gleich zweimal.
Außer eurer eigenen Figur, die in der Anleitung ausdrücklich als Mechanikerin benannt und gut an einem Pferdeschwanz zu erkennen ist, gibt es zusätzlich den neutralen Lehrling. Dieser steht allen zu Verfügung und wird zum Beginn des eigenen Zugs versetzt. Für den Spielverlauf bedeutet das, dass ich den Lehrling zwar für meine Pläne nutzen kann, aber die Figur oft nicht dort steht, wo ich sie brauche. Bei aller Planung musst du dich also auch auf die eigene Flexibilität verlassen, denn nicht jeder Zug wird zielführend. Für Leute, die gerne optimieren, ist das schon eine Herausforderung.
Außerdem sind Reifen, Werkzeuge und Motorteile, die es braucht, um einen defekten Oldtimer wieder zu reparieren, in ihrer Menge begrenzt. Wenn es nichts mehr im Lager gibt, nimmt man es sich einfach von den anderen Spielenden. Da kann es durchaus mal zur Schnappatmung gegenüber kommen, wenn das dringend benötigte Öl unfreiwillig über den Tisch zur Konkurrenz wandert. Ihr merkt, „Grease Monkey Garage“ unterstützt die Interaktion miteinander. Sich in die Quere kommen ist Teil des Auto-Reparatur-Business. Das spürt man vor allem bei Vollbesetzung sehr.
Die Einsetzfelder für die Worker sind schnell verinnerlicht. Das liegt an der exzellenten, sprachneutralen Symbolsprache, die uns durch das ganze Spiel begleitet. Entweder bekommst du Ressourcen, nimmst neue Aufträge an oder schließt eine Reparatur ab. Ein Feld lässt dich noch eine zweite Mechanikerin einstellen. Dann flutscht das in der Werkstatt noch besser. Das Reparieren eines Oldtimers bringt die notwendigen Punkte für den Sieg. Um die Plätze muss man sich noch nicht mal streiten, da ist für alle Platz. Die Autoauslage sollte man aber immer im Auge halten, denn alle haben noch eine geheime Bonuskarte mit einem speziellen Fahrzeugtyp und einer Farbe für Extra-Siegpunkte. Ist was auf dem Markt, heißt es schnell zuschnappen. Gespielt wird so lange, bis jemand sechs Autos geflickt hat. Das dauert so ein halbes Stündchen, vielleicht auch ein bisschen länger.
Das Material ist wirklich toll. Die Worker, Ressourcensteine und restlichen Marker sind aus Holz, farbenfroh und dazu noch bedruckt. Da hat man einfach richtig Lust, damit zu spielen. Die Plättchen des Spielplans und die eigene Spielablage sind aus dicker Pappe. Das sieht alles echt top aus und fühlt sich hochwertig an. Ins Herz geschlossen habe ich die Autokarten mit ihren Darstellungen alter Käfer, T1-Bullys, Pickups und Roadster. Ich habe keine Ahnung von Autos, aber sie erinnern mich alle an die späten 60er und 70er. Quasi mein Baujahr. Und auch hier wissen wir immer ganz genau, was wir an Ressourcen benötigen, um das Fahrzeug wieder flott zu machen.
Die Anleitung ist kurz, schnell gelesen, präzise in den Regeln und durch Illustrationen unterstützt. Was man zu „Grease Monkey Garage“ wissen muss, hat man nicht nur schnell gelesen, sondern dann auch schnell den anderen erklärt. Vom Anspruchsniveau sind wir durchgängig bei einem sprachneutralen Familienspiel. Da sind Kinder in der Partie genauso richtig wie auch die ältere Generation. Exemplarisch möchte ich „Grease Monkey Garage“ als Beispiel dafür hervorheben, wie einfach es ist, eine Spiel komplett genderneutral zu formulieren und dabei vollkommen nachvollziehbar zu bleiben. Und dass wir mit Mechanikerinnen in der Werkstatt spielen, findet nicht nur die Handwerkskammer gut!
Fazit: „Grease Monkey Garage“ ist ein familientaugliches, sprachneutrales Workerplacementspiel. Durch leichte Regeln und die tolle Optik eignet es sich auch prima dafür, Kinder mit dieser Spielmechanik vertraut zu machen, ohne jedoch ein Kinderspiel zu sein. Obwohl man sich keine Arbeitereinsetzfelder streitig machen kann, überrascht „Grease Monkey Garage“ mit einem hohen Grad an Interaktion unter den Spielenden.
Grease Monkey Garage
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren
Fedor Sosnin
Board Game Circus 2023
EAN: 4270001195609
Sprache: Deutsch
Preis: 29,95 EUR
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