Ausverkauft

Premierenabend! Heute soll dein Theater proppenvoll sein! Aber wie lockst du die erwartungsvollen Gäste am besten zu dir? Der Kulturbetrieb in deiner Stadt ist nämlich hart umkämpft, und die Konkurrenz schläft nicht.

von Oli Clemens

Bei „Ausverkauft“ zeichnest du Formen auf deinen Spielplan ein. Damit füllst du die Sitzplätze in deinem Theater. Am Ende von 14 Runden wird dann über Siegpunkte abgeglichen, wer am effektivsten geplant hat.

Wer mitspielt, nimmt sich einen Theaterspielplan. Mich erinnert dieser direkt an den Blick auf den Bildschirm an der Kinokasse, wenn ich mir einen freien Platz aussuchen darf. Nur planen wir bei „Ausverkauft“ die beste Sitzverteilung für Theaterbesucher.

Unser Spielplan ist in vier verschiedene Farbzonen eingeteilt. Auf ihm werden wir Umrandungslinien und Kreise einzeichnen. Dabei sucht man sich aus vorgegebenen Formen genau die aus, die am besten in die eigenen Theaterplanungen passt. Auf dem Spielplan gibt es natürlich Ecken, an die man leichter und schlechter kommen wird. Die Herausforderung besteht im optimalen Planen, auch deswegen, weil die Formen nicht gedreht oder gespiegelt werden dürfen. Die passenden abwischbaren Folienstifte mit Schwämmchen kommen direkt aus der Schachtel.

Während der 14 Runden sollte man auch die vier Wertungskarten immer im Auge haben, die in jeder Partie ausliegen. Über sie macht man den Großteil der Punkte, die man zum Gewinnen braucht. So können beispielsweise die gefüllten Plätze einer Farbe, vollständige Reihen beziehungsweise Spalten oder ungeliebte Plätze hinter Säulen zum Sieg verhelfen. Weil es diese Wertungskarten in drei verschiedenen Anspruchsniveaus gibt, kann nicht nur das Spiel immer an die Erfahrung der Spielgruppe angepasst werden, sondern durch die vielfältigen Möglichkeiten, wie man die Siegpunktanforderungen kombinieren kann, erhöht sich der Wiederspielwert von „Ausverkauft“ enorm.

Der Clou des Spiels ist, dass ich vor dem Einzeichnen auf dem sogenannten Platzanweiser-Tableau erstmal zwei gewichtige Entscheidungen fällen muss. Zum einen wähle ich aus vier vorgegebenen Ticket-Formen die eine aus, die ich gleich in meinem Sitzbereich einzeichnen werde. Dabei muss aber mindestens ein Platz in dem entsprechenden farbigen Bereich meines Spieltableaus liegen. Außerdem mache ich das Ticket für die nächsten Runden kleiner, weil ich nämlich einen Kreis einfärben muss. So ändert sich die Form für alle weiteren Runden.

Zum anderen entscheide ich, ob ich mir ein paar Siegpunkte sichern oder mir für die aktuelle Spielrunde einen Regelbrecher aktivieren möchte. Bei den Siegpunkten gilt „Kleinvieh macht auch Mist“. Am Schluss können sie schon den Ausschlag über Sieg oder Niederlage geben. Die Regelbrecher erlauben mir nun die Ticketform, die ich einzeichnen werde, doch zu spiegeln oder zu drehen, die Vorgabe der Farbe zu ignorieren, einen zusätzlichen Platz einzuzeichnen oder das Ticket gleich zweimal zu entwerten.

Aber das Tableau, auf dem ich meine Entscheidungen fälle, gehört mir nicht alleine. Ich teile es mit der Person rechts und links von mir, habe also dementsprechend immer zwei davon, auf die ich abwechselnd zugreifen kann und auf denen auch die anderen ihre Entscheidungen fällen. Das, was sie an den Ticketformen verändern, gilt in allen weiteren Runden auch für mich. Deswegen ist es ein „Share“ & Write.

Nach dem Planen geht es ans konkrete Einzeichnen. Die ausgesuchte Form wird genau so übertragen und der eventuell gewählte Regelbrecher ausgeführt. Die Form trage ich mit meinem Stift als Umrandungslinie ein, die Plätze innerhalb der Form kreise ich ein. So füllt sich allmählich der eigene Theater-Spielplan. Je mehr Sitzplätze ich einkreisen darf, desto besser natürlich. Aber es werden schwer zugängliche Lücken bleiben und mein planerisches Talent ist gefordert! Und selbstverständlich sollte alles so eingezeichnet werden, dass möglichst alle vier Wertungskarten fett Punkte abwerfen.

Nach 14 Runden endet die Partie und es werden die Siegpunkte ermittelt. Errechnet dabei die Punkte der Wertungskarten, addiert die Siegpunkte der Platzanweiser-Tableaus und führt noch eine Mehrheitenwertung auf den Tickets durch. Dabei vergleicht ihr die Anzahl der ausgemalten Kreise.

Ungefähr 30 Minuten eurer Zeit beansprucht „Ausverkauft“ vom Aufbau bis zur Schlusswertung. Da man eigentlich immer gleichzeitig spielt, bleibt man immer in einem angenehmen Flow. Natürlich sollte man die notwendige Bereitschaft mitbringen, den anderen ein bisschen mehr Zeit beim Zug einzuräumen. Gerade die Frage, ob ich einen Regelbrecher aktivieren möchte oder doch auf die schnellen Siegpunkte aus bin, sollte nicht nur aus dem Bauch kommen.

„Ausverkauft“ kommt in einer kleinen, proppenvollen Schachtel. Die Stifte sind wertig, die Spielpläne können ohne Geschmiere wieder für die nächste Runde vorbereitet werden und Solo-Material ist auch noch drin.

Als Brillenträger hätte ich mir die Dimensionen des eigenen Theaters etwas größer gewünscht. Die Folienstifte hinterlassen doch recht dicke Striche. Während des Einzeichnens ist das gar nicht so problematisch, aber bei der Schlussabrechung musste ich anfänglich doch schon ganz genau schauen, ob ich Punkte für die entsprechenden Wertungskarten bekomme.

Fazit: „Ausverkauft“ setzt mit dem Teilen des Platzanweiser-Tableaus einen neuen Impuls in die Roll-&-Write-Welt. Auch wenn sich die Anleitung und die optische Aufmachung des Material alle Mühe geben, das Thema „Theaterbesuch“ zu etablieren, bleibt das Einzeichnen der Formen doch ein abstrakter Vorgang. Aber das ist okay, denn es unterhält sehr gut. Für mich befindet sich „Ausverkauft“ vom Anspruch her am oberen Ende der Familienspiel-Skala. Du fällst schon gewichtige Entscheidungen in deinem Zug.

Ausverkauft
Brettspiel für 1 bis 6 Spieler ab 8 Jahren
Elli Pujadas, Ferrand Renalias
Frostet Games 2023
EAN: 4250231735080
Sprache: Deutsch
Preis: 26,99 EUR

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