von Daniel Pabst

„God of War“ als Comic? Ursprünglich kennt man den Gott Kratos aus einem Videospiel. Was sucht dieser im Comic-Universum? Erschienen ist „God of War – Fallen God“ bei Dark Horse, von Cross Cult wurde es ins Deutsche übersetzt. Den Text verfasste Chris Roberson, die Zeichnungen lieferte Tony Parker, die Farbgestaltung machte Dan Jackson und die Cover stammen von Gabrielle Dell’Otto und Dave Rapoza.

Der Comic spielt zwischen der alten „God of War“-Trilogie (2005-2010) und „God of War“ von 2018. Nach der Konfrontation des griechischen Pantheons sucht Kratos nach dem Sinn. Seine Reise treibt ihn durch Täler und über Berge. Sein Umherstreifen führt ihn in diesem Comic schlussendlich in ein ägyptisches Dorf. Dort wartet eine Aufgabe auf ihn. Zudem belehrt ihn ein weißhaariger Mann über das Schicksal und göttliche Prophezeiungen. Kratos fühlt sich müde, doch er wird um diese Herausforderungen kaum herumkommen.

Dieser dargestellte innere Konflikt Kratos teilt den Comic für die Leser und Leserinnen in zwei Gemütslagen. Mal wirkt es zermürbend und beinahe deprimierend mitanzusehen, wie Kratos keine Ruhe findet. Mal entlädt sich dann aber die angestaute Wut Kratos geradezu auf den Seiten und wir sehen ihn in göttlicher Größe kämpfen. Gestaltet wurden die Comic-Panels durchgehend wie eine alte, abgenutzten ägyptische Papyrusrolle.

Von der Aufmachung und den Covern sowie der Panelgestaltung her macht dieser Comic gewiss Eindruck. Preislich gesehen liegt der Comic mit 15 Euro bei nur 94 Seiten über dem Durchschnitt für eine Comic-Seite. Da muss man sich in besonderer Weise fragen, ob sich dieses Abenteuer auch für die Leserschaft lohnt. Dient die Handlung im Land des Nils vielleicht nur als Teaser eines zukünftigen Videospiels, welches nach der nordischen Reihe von „God of War“ ansetzt (im Sinne eines geheimen „God of War Egypt“)?

Liebhaber der preisgekrönten Videospiele werden sich von der Handlung mehr erhofft haben. Wir erleben hier ein Intermezzo zwischen den Videospielen von „God of War“, welches leider nicht die fundamentalen, offenen Fragen über Kratos und die Welt der Götter beantwortet. Unbeantwortet bleibt zum Beispiel, welche Verbindung die ägyptische Mythologie mit der griechischen Mythologie hat. Auch für diejenigen, die Kratos vorher nicht durch das Videospiel kannten, werden nicht ganz warm hiermit. Der Comic lässt durch die zwei Gemütslagen Kratos sogar offen, ob die dargestellten Handlungen am Ende nicht nur Visionen eines übermüdeten Gottes waren …

Wer allerdings spektakuläre Actionszenen und Kratos' Chaos-Klingen sehen möchte, der wird nicht so sehr enttäuscht. Kratos kämpft gegen ein riesiges Krokodil am Ufer des Nils, um die Bewohnerinnen und Bewohner eines Dorfes zu retten, und trifft danach gleich auf ein weiteres Monster. Das ist in „God of War – Fallen God“ definitiv gelungen inszeniert worden.

Vielleicht noch ein paar Worte zum Verhältnis der beiden aktuellen „God of War“-Comics von Cross Cult. Diese beiden sind unabhängig voneinander zu lesen, da sie außer Kratos keinen Bezug zueinander nehmen. Bei Interesse ist es ratsam, dass man „Fallen God“ dem ersterschienen Comic von „God of War“ vorzieht. „Fallen God“ ist spannender konzipiert und zeigt durch die Monster eher, wodurch die Videospiele populär wurden.

Leseprobe

Fazit: Wer die Abenteuer aus dem Videospiel „God of War“ gemeistert hat, der kann mit diesem Comic eine kurze Zeit verbringen. Der Preis für diesen Comic ist vermutlich durch die Lizenzen derart gestiegen. Ein paar Seiten und Handlungsstränge mehr über Kratos wären wünschenswert gewesen. So kann dieser Comic nur den Fans von „God of War“ empfohlen werden, die ihr Wissen über Kratos komplettieren möchten und Comics mögen.

God of War - Fallen God
Comic
Chris Roberson, Tony Parker
Cross Cult 2021
ISBN: 978-3-96658-550-7
94 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 15,00

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