Gezeitenkind 3 – Im Sog der Knochenschiffe

Einst war Joron ein Trunkenbold und nur halbherzig Kapitän. Inzwischen führt er eine ganze Flotte an und wird als der „schwarze Pirat“ gefürchtet. Ein Krieg steht bevor und Meas, die eigentlich das Kommando hat, befindet sich in Gefangenschaft, was die Besatzung der Gezeitenkind in eine schwierige Situation bringt. Ob und wie sie aus dieser schwierigen Lage herauskommen, wird man in diesem Band erfahren, der die Trilogie abschließt.

von Alice

Die Schiffsfrau Meas, welche eigentlich das Kommando über die Gezeitenkind hat, befindet sich in Gefangenschaft. Joron vertritt sie nun und weiß, dass der Feind ihn mit Meas als Geisel locken will, dennoch bringen er und seine Mannschaft es nicht übers Herz, sie aufzugeben. Somit planen sie eine höchst riskante Befreiungsaktion, bei der sie sich mit einer Übermacht anlegen, von der sie bereits erwartet werden, weshalb Jorons Plan besonders raffiniert sein muss. Bevor sie aber überhaupt an eine Befreiung denken können, müssen sie zunächst einmal mehreren Kriegsschiffen entkommen, die ihnen deutlich überlegen sind. Um an Geschwindigkeit zu gewinnen, werfen sie sogar wertvolle Fracht ab, doch selbst das scheint nicht auszureichen. So kommt es, dass sie in ein vernebeltes Gebiet fliehen, in der Hoffnung, die Verfolger auf diese Weise abzuschütteln, allerdings warten dort noch viel größere Schrecken auf sie.

Ein spannender Start ist diese Verfolgungsjagd, bei der man übrigens mehr über das Leben auf See und die damit verbundenen Probleme lernt. Als inzwischen erfahrene Mannschaft können die Protagonisten strategische Szenarien gut durchspielen und überlegen sich mehrere mögliche Täuschungsmanöver. Trotzdem gibt es immer unbekannte Faktoren, somit müssen sie selbst bei gut durchdachten Plänen mit bösen Überraschungen rechnen und spontan die richtigen Entscheidungen treffen. Zu einer der unvorhergesehenen Ereignisse gehört ein Angriff im Nebel. Nachdem diese Aufregung – nicht frei von Verlusten – überstanden ist, geht es weiter mit ihrem eigentlichen Ziel: Meas soll befreit werden, und daraufhin soll ein Weg gefunden werden, für mehr Frieden in der Welt zu sorgen. In dieser Welt, geprägt von Verrat und Gewalt, ist dies ein schwieriges Unterfangen, es gibt jedoch Hoffnung, wenigstens auf eine Besserung. Möglicherweise wird es ohnehin einen starken Wandel geben, denn die Prophezeiung der Gullaime nimmt ihren Lauf. Was es genau damit auf sich hat, bleibt zunächst unklar, doch klingen die Auswirkungen wie ein Weltuntergang. Für Spannung ist jedenfalls durchgehend gesorgt und im Gegensatz zum vorhergehenden Band mit weniger langatmigen Szenen.

So heldenhaft sich die Besatzung der Gezeitenkind auch schlägt, gibt es immer wieder schwierige Momente aufgrund der Verluste und Selbstzweifel. Besonders schwer trifft es Joron, der seine Rolle als Anführer hervorragend ausführt, innerlich aber Konflikte mit sich trägt, die er alleine austragen muss. Er hat inzwischen ein Bein verloren und leidet unter einer tödlichen Krankheit. Solche Situationen sorgen für Charaktertiefe, und auch Meas hat innerlich zu kämpfen, da sie während der Gefangenschaft viele Grausamkeiten aushalten muss. Insgesamt handelt es sich somit weiterhin um eine düstere Geschichte, die einerseits sehr authentisch wirkt, gleichzeitig aber durch Fantasy-Elemente außergewöhnliche Abwechslung erhält. Vor allem die seltsamen Vogelwesen, die Gullaime, kommen hervorragend zur Geltung. Zudem gibt es noch offene Fragen zu Jorons geheimnisvolle Verbindung zu den Meeresdrachen und zu der seltsamen Prophezeiung. Die Auflösung führt zu einem gelungenen Abschluss voller Überraschungen.

Fazit: Wer die Reihe bisher mochte, wird von diesem besonders starken Band begeistert sein. Durchgehende Spannung, Charaktertiefe und überraschende Wendungen sorgen für einen gelungenen Abschluss der Trilogie.

Gezeitenkind 3 – Im Sog der Knochenschiffe
Fantasy-Roman
R. J. Barker
Panini Books 2023
ISBN: 978-3-8332-4329-5
688 S., Paperback, deutsch
Preis: 20,00 EUR

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