Gegen das Monster

Ein spielleiterloses Erzählspiel, in welchem wir uns auf eine Monsterhatz begeben? Das klingt interessant und landet daher natürlich auf dem Ringboten-Prüfstand!

von Jens Krohnen

Der noch recht junge Verlag Plotbunny Games hat bereits einige Erzählspiele im Programm, von denen wahrscheinlich „Fräulein Bernburgs Pensionat für junge Damen“ und „Viva la QueerBar“ nicht nur wegen ihrer progressiven Themen, sondern auch wegen erfolgreichen Crowdfunding-Kampagnen zu den bekannteren zählen dürften. Auch „Gegen das Monster“ wurde über ein Crowdfunding via Kickstarter finanziert und kann daher bereits vom Erscheinen an auf eine kleine Fanbasis aufbauen.

In „Gegen das Monster“ schlüpfen wir in die Rolle einer Gruppe Monsterjäger. Diese hat in den vergangenen Tagen ein – noch recht unbestimmtes – Monster gehetzt und steht nun kurz vor der finalen Konfrontation. Vor dem Spiel einigen sich die Spielenden kurz auf ein generelles Thema – etwa ob sie eine Fantasy-Kreatur in einer klassischen Fäntelalter-Welt, ein Alien an Bord eines Raumschiffs oder ein außerdimensionales Tentakelwesen in einem Urban-Fantasy-Setting jagen.

Der eigentliche Spielmechanismus ist dann simpel, basiert auf „Für die Königin“ und funktioniert mittels eines handelsüblichen Kartenspiels. Jeder Spieler zieht reihum eine Karte. Jeder Karte ist eine Frage zusortiert, etwa „Wer wäre stolz auf Dich, wenn Du das Monster tötest?“, „Welche Eigenschaft des Monsters macht Dir Angst?“ oder „Welche Ausrüstung hast Du bei Dir, um das Monster zu töten?“. Durch das Beantworten dieser Fragen lernen wir das Monster, die Charaktere und das Setting besser kennen. Dem Pik-König – durch dessen vorheriges Einsortieren in die Mitte, den Anfang oder das Ende des Kartenstapels die Spieldauer beeinflusst werden kann – ist dann die finale Konfrontation mit dem Monster zugeordnet, kombiniert mit der Frage, ob man es wirklich angreifen will. Wie bei vielen Erzählspielen üblich gilt es, einen Konsens bei den Antworten zu finden und von den Mitspielern geschaffene Fakten zu akzeptieren und in die eigenen Antworten zu integrieren. So entsteht ein homogenes Bild des Geschehens.

Wie bei den meisten Erzählspielen üblich, setzt „Gegen das Monster“ konsequent auf Sicherheitsmechanismen. Diese sind teils direkt in die Regeln integriert – jeder Mitspielende hat bei Fakten ein Vetorecht –, doch auch auf kleineres Unwohlsein am Spieltisch wird eingegangen. Ebenso werden gängige Mechanismen wie die „X-Karte“ empfohlen. Leider – und das meine ich wirklich ernst – ist die Vehemenz, mit der auf die geistige Unversehrtheit der Spieler geachtet wird, dem Spiel abträglich. Denn auch die den Karten zugeordneten Fragen bleiben zumeist oberflächlich, bieten kaum Reibungspunkte und wenig Potenzial, tief in die Gefühlswelt der eigenen Jäger einzutauchen. So bleibt das Spiel abseits der guten Grundidee blass und bietet nur wenig Wiederspielreiz zugunsten eines bewusst harmlosen Vergnügens.

„Gegen das Monster“ liegt als 24-seitiges A5-Softcover-Heft beziehungsweise PDF-Datei vor. Das Layout ist großzügig und verteilt wenig Text auf den Seiten. Das Buch ist großzügig mit schwarzen Kohlezeichnungen ausgestattet, welche die Silhouetten von Monstern, finsteren Wäldern und anderen Gruselmotiven darstellen. Optisch ist „Gegen das Monster“ damit stringent und stimmungsvoll.

Fazit: „Gegen das Monster“ ist ein regelleichtes, spielleiterloses Erzählspiel mit einer guten Grundidee in einer eher harmlos-langweiligen Ausführung. Ich persönlich bevorzuge Erzählspiele mit mehr potenzieller Tiefe und Konfliktpotenzial.

Gegen das Monster
Grundregelwerk
Jasmin Neitzel, Andrea Rick
Plotbunny Games 2024
24 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,95 EUR

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