English Eerie

Solo-Spiele sind zu Zeiten der Corona-Krise groß in Mode. Sie sind die ideale Alternative, wenn man seine Rollenspielabenteuer nicht ins Internet verlagern möchte. Mit „English Eerie“ legt der System-Matters-Verlag sein zweites Solo-Rollenspiel nach „Quill“ pünktlich zu dieser besonderen Zeit vor. Kann es überzeugen?

von Jens Krohnen

Es gibt mittlerweile eine Menge Spiele am Markt, die sich dem cthuloiden Horror im Stile eines H. P. Lovecrafts und seiner vielen Nacheiferer bedienen. Allerdings gab es zu jener Zeit eine Menge Autoren, die gruselige oder schauerliche Geschichten verfassten. „English Eerie“ möchte Geschichten, die aus der Feder eines Arthur Machen, eines Algernon Blackwood oder eines M. R. James stammen könnten, für den Spieler erlebbar machen. Ganz stilecht wird als Setting das ländliche England vorgeschlagen, ein wilder und ungeschliffener Landstrich, der seit jeher von Feenwesen bewohnt scheint und dessen herrschaftlichen Landhäuser ohnehin jeder seinen eigenen Spuk beherbergt.

Scott Malthouse hat mit „Quill“ bereits ein interessantes Solo-Spielkonzept vorgelegt. Bei „English Eerie“ sind wiederum Stift und Papier die Hauptwerkzeuge des Spielers. Dieses Mal werden allerdings kurze Tagebucheinträge eine gruselige Geschichte ergeben, während wir bei „Quill“ noch Briefe verfasst haben. Eine einfache Mechanik sorgt dafür, dass die Geschichten uns als Autoren auch immer wieder aufs Neue überraschen. Vor Beginn des Spiels werden einige Karten gemischt. Mithilfe dieser Karten wird dann eine Liste von Spuren, Hinweisen und Ereignissen, die in einem „English Eerie“-Abenteuer vorgegeben sind, zufällig bearbeitet. So gibt es zum Beispiel Hindernisse – etwa dass ein NSC versucht, ein Vorhaben zu unterbinden. Ein Hindernis wird dann ausgelöst, wenn eine bestimmte Kartenfarbe gezogen wird. So muss der Spieler in seiner Geschichte auf immer neue Unwägbarkeiten reagieren. Die Geschichte endet genau nach 19 Tagebucheinträgen, denn die letzte Karte führt ein abschließendes Ereignis ein, welches der Spieler in sein Ende einbauen muss. Ein simpler Punkte- und Wurfmechanismus lässt dabei unterschiedliche Reaktionen auf Hindernisse zu.

Regeltechnisch gibt es damit schlussendlich nichts zu meckern. Die simplen Regeln stören im Erzählfluss auf keinster Weise und durch die zufällig gezogenen Karten wird stets eine Note des Unvorhergesehenen aufrechterhalten. Das kleine Büchlein enthält neben den einfachen Regeln gleich fünf Szenarien, die auf den einsamen Schreiberling warten und deren Verlauf und Ausgang es zu erkunden gilt. Dabei zeigt sich, wie unterschiedlich die Geschichten sind, die sich mit „English Eerie“ erleben lassen. Denn klassische Schauergeschichten um Burggespenster und Teufelsmoore lassen sich ebenso mit Leben füllen wie moderne Horror-Slasher um Satanskulte.

„English Eerie“ erscheint im für die „Kleine Reihe“ üblichen A5-Querformat. Die großformatigen Illustrationen in dunklen Blautönen fangen gekonnt die ungewöhnliche Atmosphäre des Spiels ein. Das Buch ist klar gegliedert, mit einem sauberen und aufgeräumten Layout versehen und enthält nur noch wenige Rechtschreibfehler, was auf ein gründliches Korrektorat rückschließen lässt. Technisch gibt es damit nichts zu meckern.

Fazit: Wer auf der Suche nach einem interessanten Solo-Spielprinzip ist, wird mit „English Eerie“ fündig. Das Ergebnis einer Spielrunde kann sich mit Sicherheit sehen lassen. Wer mit dem Thema altertümlicher Gruselgeschichten nichts anzufangen weiß oder eher schreibfaul ist, wird hier allerdings nicht fündig.

English Eerie
Grundregelwerk
Scott Malthouse, Daniel Neugebauer u. a.
System Matters Verlag 2020
ISBN: 978-3963780523
60 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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