GANTZ:G

Der Mangaka Hiroya Oku schickt in „GANTZ:G“ eine Gruppe an Schülerinnen und Schülern in den Abgrund. Sie sangen fröhlich japanische Lieder im Reisebus, bis dass der Bus die Straße unter den Reifen verlor. Actiongeladen spinnt sich die Erzählung fort, denn sie erwachen in einem Klassenzimmer, wo sie eine schwarze Kugel namens „GANTZ“ singend willkommen heißt. Mögen die Spiele beginnen …

von Daniel Pabst

Dieser Manga komplettiert das riesige „GANTZ-Universum“, welches das deutsche Publikum seit 2018 erfreut. Im Jahre 2018 nämlich begann Cross Cult – genauer: Manga Cult – „GANTZ“ als „Perfect Edition“ zu drucken. So passt „GANTZ:G“ zum Design, Layout und Format der Reihen „GANTZ“ (abgeschlossen in 12 Bänden) und „GANTZ:E“ (bisher in zwei Bänden erschienen). Mit nur 18 Kapiteln in „GANTZ:G“, stellt sich die Frage, ob hier Spannung und eine wirkliche emotionale Bindung an die Charaktere aufgebaut werden kann.

Auf den 640 Seiten entfaltet Hiroya Oku die Geschichte, in der die Protagonistin Kei Kurona auf Klassenfahrt jäh unterbrochen wird und sich alsbald in einem Zoo in Japan wiederfindet, dessen Tiere sonderbare Züge angenommen haben; harmlos ausgedrückt spielen die Tiere verrückt. Dieses Spin-off liefert jede Menge Action und neue Blicke auf die Frage, wie damit umzugehen ist, wenn nichts mehr so ist, wie es einmal war.

Wer „GANTZ“ kennt, dem wird Kei Kurona ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Statt des jungen, männlichen Helden Kei Kurono aus „GANTZ“ blicken wir auf das Abenteuer der jungen, weiblichen Heldin Kei Kurona. Auch die teuflisch, pechschwarze Kugel lässt an die Abenteuer von Kei Kurono denken. Erneut stimmt sie zu Lieder an, die in tödlichen Spielen enden. Ist „GANTZ:G“ ein guter Manga oder ein reiner „Fanservice“?

Die weiblichen Figuren zwängen sich zunächst für das Lesepublikum in die schwarzen Kampfmonturen und kämpfen sich durch jede Menge Aliens, wobei gantz-typisch Innereien und Körperteile umhergewirbelt werden, doch dabei bleibt es (zum Glück) nicht. Hiroya Oku bietet Einblicke in die Gefühlswelten der Schülerinnen, die zu Heldinnen werden. Und genau diese Einblicke machen „GANTZ:G“ zu mehr als einem bloßen Spin-off.

Die Schülerinnen sehnten sich nach einer aufregenden Klassenfahrt, die ganz anders wurde als sie sich hätten erdenken können. Das Lehrpersonal verharrt nach dem Unglücksfall in alten Strukturen und Denkmustern. Statt die neue Situation – in der es ums nackte Überleben geht – anzuerkennen, innezuhalten und eine Lösung zu finden, versuchen sie, die vermeintliche Ordnung wiederherzustellen und zurückzukehren. Kei Kurona traut dieser Illusion nicht und bleibt erst einmal im Hintergrund. Plötzlich beginnt es unaufhörlich zu ticken …

„GANTZ:G“ liest sich schnell und viele der Seiten nehmen die Kampfszenen ein, ohne dass man viel zu lesen hat. Teilweise ist das wie bei einem Daumenkino, was für einen erhöhten Pulsschlag sorgt. Die Zeichnungen von Keita Iizuka lassen wenig Unterschiede zu Okus Zeichenstil erkennen, sodass es nicht wehtut, dass Oku nur für den Text zuständig war. Das Szenario hat Tomohito Ohsaki entworfen, welches gut zu „GANTZ“ passt.

Insgesamt sind die Szenen des ersten Spiels im japanischen Zoo besonders einprägsam. Wo sonst hat man zuvor rollende Eulenköpfe, eine Giraffe mit Krokodilskopf oder einen Nashornkopf auf dem Körper einer Elchkuh gesehen? Nach knapp 150 Seiten entscheidet sich wohl, ob man gespannt weiterliest oder sich nicht unterhalten fühlt. Wer mit „GANTZ“ bislang nicht in Berührung gekommen ist, oder einen Bogen drumherum gemacht hat, der greife einmal zu „GANTZ 1“ oder aber er nimmt die weibliche Alternative „GANTZ:G“ zur Hand.
 
Leseprobe

Fazit: Der Einzelband „GANTZ:G“ schreibt die Geschichte von „GANTZ“ nicht neu. Er legt aber den Fokus auf neue Charaktere und hat seine ganz eigenen Höhepunkte. Ja, bei „GANTZ:G“ gibt es Seiten, auf denen man sieht, dass der Mangaka Oku einem „Fanservice“, der auf exploitative Darstellung abzielt, verfallen ist. Wiederum auf anderen Seiten ist die Figurenentwicklung pointiert, was bei „GANTZ“ dagegen auch mal auf der Strecke blieb. Als Einzelband ist „GANTZ:G“ für alle lesenswert, die sich auf Sonderbares einlassen wollen und sich besser erst am Ende des Lesens fragen, was sie da eigentlich erlebt haben. Gan(t)z schön gut!

GANTZ:G

Manga
Hiroya Oku, Keita Iizuka
Manga Cult 2022
ISBN: 978-3-96433-571-5
640 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 25,00

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