GANTZ 4

Der Autor Hiroya Oku liefert in „GANTZ 4“ Gewaltorgien, die diesen Band zu dem bisher heftigsten der Reihe machen. Neben den aussichtslosen Kämpfen gegen Alien-Dinosaurier, in die auch Unbeteiligte hineingeraten und bei denen jede Menge Körperteile abgetrennt werden, eröffnet dieser Band mit der Darstellung eines Massakers, das vom Austauschschüler Izumi begangen wird und das Kei verzweifelt versucht zu stoppen …

von Daniel Pabst

„GANTZ 4“ erschien bei Manga Cult, dem Manga Label des Verlags Cross Cult im Jahre 2019 und enthält als Sammelausgabe („Perfect Edition“) die Bände 11, 12 und 13 von „GANTZ“. Wieder einmal umfasst die Ausgabe insgesamt 600 Seiten. Diesmal wird am Ende des Bandes jedoch auf Bonus-Material verzichtet.

Gleich zu Beginn erfahren wir die wahren Absichten des in „GANTZ 3“ vorgestellten verschwiegenen Austauschschülers Izumi. Seine Fassade ist nur Schein, denn tief im Innern giert er danach, wie Kei in den Raum mit „GANTZ“ zu kommen, um dort (wieder?) zum Helden zu werden. Kei teilt er dieses Geheimnis mit, bevor er sich zu seiner tödlichen Mission aufmacht. Mit mehreren geladenen Waffen eilt Izumi sodann mordend durch die Innenstadt, um von GANTZ auserwählt zu werden, scheinbar berufen durch die Inschrift einer kleinen schwarzen Kugel mit dem Satz: „Wer in das Zimmer will, der bringe so viele Menschen mit wie möglich“. Als Leserin oder Leser sind die folgenden Seiten besonders schwer zu lesen, spielen sie doch scheinbar in der „Realität“ und nicht in der bösen Spielwelt von GANTZ. Wie besessen lässt sich Izumi nicht aufhalten.

In dieser Phase von „GANTZ 4“ treten Charaktere auf, die in „GANTZ 3“ eingeführt wurden und die sich wie zufällig an dem Ort des Massakers befinden. Da wären ein „Muskelriese“ sowie zwei „Auserwählte“, die mit ihren Gedanken Menschen schweben sowie deren Adern platzen lassen können. Werden sie Izumi aufhalten?

Zu allem Übel ist auch Keis Freundin Tae in der Innenstadt. Keis Anruf zu ihr wird je unterbrochen, und so eilt er zu ihr, um zu retten, was zu retten ist. Eine wohlverdiente Ruhepause nach all dem Leid aus den vergangenen Bänden wird Kei und damit auch uns also nicht gegönnt.

Nach etwa der Hälfte von „GANTZ 4“ sehen sich Kei und Izumi im Raum von GANTZ wieder. Ebenfalls dabei ist die Frau, die Kei zu Beginn von „GANTZ 1“ im Pin-Up-Magazin angeblickt hatte. Kann es sich hierbei überhaupt noch um einen Zufall handeln? Ehe diese Frage aufkommt, müssen sich die Beteiligten in der fiktiven Alien-Welt den Dinosauriern stellen. Auch hier geht es abermals um eine Mission von GANTZ, bei der fleißig Punkte gesammelt werden sollen. Es geht um „Leben und Tod“. Gut, dass Kei den Ablauf bereits kennt, und sich so – wenn auch ungewollt – in die Rolle eines mutigen „Anführers“ begeben kann.

Neben all den abgeschlagenen Körperteilen und Leichen, bietet das Lesen der chaotischen Kampfszenen dennoch eine gewisse Komik. Der Autor Hiroya Oku lässt so zum Beispiel einen niedlichen Pandabären auftauchen, der durch die Szenen stolpert. An anderer Stelle wird eine Gruppe aus amerikanischen Touristen präsentiert, die im Kampfgeschehen mit amerikanischen Ausdrücken die Szene beschreiben. Das Alien, das es neben den Dinosauriern zu besiegen gilt, heißt diesmal „Tölpelianer“ (wir erinnern uns an den „Lauchianer“ aus „GANTZ 1“) und spricht mit starkem Dialekt, der da in deutscher Übersetzung hieße: „Isch babbel ganz noomaal“.

In gewohnt absurder, brutaler, stellenweise komischer Manier präsentiert „GANTZ 4“ eine erneut überraschende Geschichte, bei der man sich die Frage stellt: Wie soll sich diese Story überhaupt noch weiter steigern?

Das Lesen vergeht schnell, was man aufgrund der hohen Seitenanzahl von 600 Seiten nicht erwartet hätte. Die vielen großen Manga-Panels, die eine kurzen Zeitabschnitt gerne über mehrere Seiten darstellen, offenbaren in „GANTZ 4“ äußerst brutale Kampfszenen, sodass auch hier die Altersempfehlung von 16+ zutreffend ist.

Neben den körper- und brustbetonten Abbildungen auf den zahlreichen Covern, die die Kapitel wie schon in den vorigen „GANTZ“-Bänden aufteilen, fällt diesmal bei aller (bewussten) Überzeichnung sehr negativ auf, dass Reika (das Model des Pin-Up-Magazins) in den Kampfszenen eine reine Statistenrolle einnimmt. Selbstbewusst in ihrer Kampfmontur möchte sie Kei bei seinem Kampf unterstützen, wird von diesem jedoch in seinen Gedanken beschrieben als „Ihre Aura ist schon irre … wie eine Puppe … ist die überhaupt ein Mensch?“ und hört sich mit dem Satz konfrontiert: „Hier wird es jetzt gefährlich … du als Frau wartest lieber hier …“, dem sie ohne Gegenworte nachkommt. Anders als im Jahr 2000, in dem dieser Band auf japanisch erschien, wäre dieser Satz so heute besser nicht mehr zu finden gewesen.

Damit kann ab „GANTZ 4“ ein Teil der Leserschaft gut und gerne verloren gehen. Kann man darüber hinwegsehen und es als „Kunst“ betrachten, ist GANTZ auch weiterhin sehr interessant. Vor allem da die Frage über die Grenzen der Realität abermals unbeantwortet werden. So langsam möchte man aber schon weitere Hinweise für den zukünftigen Verlauf der Handlung, das Schicksal von Kei und die Pläne der schwarzen Kugel erhalten. Oder hat es diese gegeben und wurden sie neben der Gewalt den Leserinnen und Lesern in Symbolen versteckt mitgeteilt? Sollte man erneut in „GANTZ 1-3“ hineinschauen?
 
Leseprobe

Fazit: Bei „GANTZ 4“ fühlt man sich zuerst wie in einem schlechten (Splatter-)Film, dann wie in „Jurassic Park“ und zuletzt kommt dieser Band mit einem Cliffhanger daher. Das allein macht „GANTZ 4“ nicht empfehlenswert. Mit dem Motiv der Gewalt hat es der Autor Hiroya Oku an dieser Stelle übertrieben, sodass durch die Anhäufung kein Schockeffekt mehr entsteht. Einzig die Frage, wie alles miteinander zusammenhängt, hält die Spannung. Nach einem Drittel der „GANTZ“-Reihe bleibt abzuwarten, ob diese weiter „Sinn“ ergeben wird.

GANTZ 4
Manga
Hiroya Oku
Cross Cult 2019
ISBN: 978-3-96433-012-3
600 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 20,00

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