GANTZ 11

Der vorletzte Band von „GANTZ“ entwirft ein Szenario, in dem sich die Menschen freiwillig in die Hand von Aliens begeben, um ein Paradies zu erleben. Dabei werden die Beschützerinnen und Beschützer rund um Kei verteufelt, und das Unheil nimmt weiter seinen Lauf. „GANTZ 11“ ist auf vielen Ebenen schockierend!

von Daniel Pabst

„GANTZ 11“ erschien bei Manga Cult, dem Manga Label des Verlags Cross Cult im Jahre 2021, und enthält als Sammelausgabe („Perfect Edition“) die Bände 32, 33 und 34 von „GANTZ“, dem „Kult-Manga“ von Hiroya Oku. Insgesamt werden einem hiermit 652 Seiten geboten. Ein vorletztes Mal geht es für die Leserinnen und Leser ums Gan(t)ze. Im Angesicht der Alien-Übermacht geht es für die Gruppe um Reika, Kato und Kei nicht nur um das eigene Überleben, sondern um die Rettung der Menschheit. Wird ihnen das gelingen?

Die Handlung von „GANTZ 11“ setzt dort an, wo „GANTZ 10“ endete: In einer Bilderwelt, die einem Gemälde des niederländischen Malers Hieronymus Bosch (1450-1516) gleicht. Die Aliens, die die Menschen als Unterhaltung betrachten und die grausamsten Spiele mit ihnen spielen, scheinen endgültig gewonnen zu haben, und Tae, die im letzten Band auf dem Schiff der Aliens durch die Hölle gegangen ist, ist weiter auf der Flucht. Wann nur gibt es ein Wiedersehen mit Kei? Muss die Liebe weiter warten?

Die weitere Handlung dieses Bandes umfasst, neben der verzweifelten Suche Keis nach Tae und umgekehrt, den Kampf der schwarzen Anzugsträgerinnen und Anzugsträger, die mit ihren Guns die Aliens attackieren und sich sofort wieder verteidigen müssen. Dabei werden uns allerhand unterschiedliche Aliens und Monster aufgezeigt, bei denen bewusst auf Schock-Effekte gesetzt wurde. Dies ist man aus den vorigen Bänden gewohnt, und auch der Zeichenstil beinhaltet kein Novum – abgesehen von einer Doppelseite, auf der die Panel-Anordnung abweicht und in sechs gleich-großen Panels die einzelnen Protagonisten sehr schön in Kampfpose zu sehen sind.

Heraus sticht in diesem Band aber der weitere Handlungsstrang, in dem wir der Frage nachgehen, ob die Heldinnen und Helden nicht in Wirklichkeit Terroristen sind, die die Friedensverhandlungen der Aliens mit den Überlebenden der Menschheit verhindern. So lesen wir beispielsweise Internetnachrichten in Foren, bei denen Userinnen und User die Aliens als die Retter huldigen, oder wir sehen eine Nachrichtensprecherin, die dazu aufruft, Hinweise zu dem Aufenthaltsort von Kei Kurono mitzuteilen (was sich auch seine Familie am Fernseher ansieht). Doch können die Betrachterinnen und Betrachter den Aliens trauen? Haben auch diese etwas, das mit menschlichen Gefühlen vergleichbar ist? Sollten bei einem Angebot der Aliens an die Menschheit zur „freiwilligen“ Mitnahme zu einer neuen Kolonie nicht alle Alarmglocken schrillen?

Wer dem Autor Hiroya Oku verzeihen kann, dass auch in diesem Band bestimmte Fragen auf dem Höhepunkt der Handlung unbeantwortet bleiben, der erhält hier – vordergründig – einen weiteren, sehr actiongeladenen Manga-Band präsentiert. Abermals wird der Einsatz erhöht, wobei die ominöse Kugel namens GANTZ (waren es nicht viele hundert?) bei dem Massaker zunehmend in den Hintergrund gerät. Wir erfahren auch, dass diese Kugel gehackt werden kann und GANTZ selbst bedroht wird. Endet in diesem Band das titelgebende Mysterium und lässt unsere Protagonistinnen und Protagonisten endgültig allein im Kampf gegen die Aliens?

Die Zeichnungen sind der Altersangabe von 16+ durchaus angemessen, gerade wenn man auf die Berge nackter Leichen blicken muss. Warum Tae auch in diesem Band lange Zeit unbekleidet zu sehen ist (selbst nachdem sie der Anlage mit dem reißenden Fluss entkommen ist) mag daran liegen, dass die Aliens gegenüber den Menschen riesenhaft sind, und so keine Kleidung für sie haben, und sie Tae zudem als „Haustier“ betrachten. Die Zeit, bis sie eine knappe Jacke erhält, ist vom Autor Hiroya Oku dennoch auf die Spitze getrieben worden, angesichts der vielen Panels, in der wir sie zu Gesicht bekommen werden, und fällt daher negativ auf.

Beim Lesen von „GANTZ 11“ erkennt man – hintergründig – Parallelen zur Menschheitsgeschichte, sodass man in der Gesamtschau mit dem vorigen Band die Science-Fiction-Ebene als reines Mittel zum Zweck betrachten kann. Das ist einerseits geschickt gemacht, andererseits wird man als Leserin oder Leser stark auf die Probe gestellt, „wie lange“ beziehungsweise „ob“ man durchhält. Dass dann noch ein Abschied eines sehr beliebten Charakters bevorsteht, lässt diesen Band besonders emotional zu Ende gehen. Da muss man sich erst einmal wieder sammeln, wenn man „GANTZ 11“ nach 652 Seiten zur Seite gelegt und im Regal eingereiht hat.

Leseprobe

Fazit: Ein Science-Fiction-Manga als geschichtliches Lehrstück? Obwohl auch „GANTZ 11“ voller Action ist, überwiegt auf der Zielgeraden der Reihe der Bezug zur Menschheitsgeschichte. Das ist nicht leicht zu lesen und lässt keine Ruhe. Ob Ruhe im gan(t)zen Universum eintreten wird? Darauf müssen wir uns noch gedulden, denn erst der nächste Manga-Band ist der Abschlussband dieser alarmierend außerirdischen(?) Handlung.

GANTZ 11
Manga
Hiroya Oku
Cross Cult 2021
ISBN: 978-3-96433-040-6
652 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 25,00

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