Flammendes Erbe (Krieg der Drachen 2)

Die Magier-Novizen konnten ihren Lehrmeistern entkommen, ehe diese das Ritual zur Vernichtung vollendeten. Doch die einst besiegten Drachen um ihren König Yolsulgur sind zurückgekehrt. Dieser überzieht die Lande mit Krieg und schafft eine Armee aus Toten. Einzig die Elfen, mit deren Hilfe der Drachenkönig einst besiegt werden konnte, mögen Hilfe bringen. Doch die sind verschwunden. Bedroht von ihren Lehrmeistern und den Drachen versuchen die Novizen, Bündnisse zu schmieden, die Elfen zu finden und in die legendäre Bibliothek der Toten vorzudringen, die ein besonderes Geheimnis birgt.

von Ansgar Imme

Im Gegensatz zu seinen Kollegen George R. R. Martin oder Patrick Rothfuss, die ihre Leser auf die Fortsetzung ihrer Bücher bereits mehrere Jahre warten lassen, muteten die fünfzehn Monate bei F. I. Thomas alias Thomas Finn geradezu kurz an.

Die Handlung setzt zeitlich nur zwei Wochen nach dem Ende vom ersten Teil „Glühender Zorn“ ein. Zunächst stehen nicht die Novizen im Vordergrund, sondern man begleitet den Magier Rasgath Tiefwasser bei der Suche nach einer Waffe gegen den mächtigen Drachenkönig in der Hafenstadt Wyverhaven. Doch die Feinde sind bereits nah, und Rasgaths Pläne nehmen einen ungeplanten Verlauf.

Sein Kollege und Meister des Magierordens, Walmar der Weise, ist unterdessen nicht untätig und unterrichtet die den Novizen abtrünnigen Schwestern Dania und Vala. Sowohl die Schwestern als auch die verbliebenen Novizen Geron, Tandurin, Kyrell und Boltan begeben sich auf die Suche nach Hinterlassenschaften der Magier. Ihre Suchen führen sie in die Burg einer alten Meisterin, in der unliebsame Überraschungen auf sie warten und stärker als gedacht in Gefahr bringen. Nur eine Seite der Novizen kann den Auftrag erfüllen, während die andere hoffnungslos zurückbleibt.

Die Wege der Novizen trennen sich wieder und führen sie auf die Spuren zweier alter Völker, die einst den Drachenkönig bekämpften: die Trolle und die Elfen. Doch diese überhaupt zu finden, stellt bereits das größte Hindernis dar. Doch ohne ihre Hilfe ist der Kampf gegen den Drachenkönig, welcher die Jungen Königreiche zu überrennen droht, verloren. Hilfe scheint die Bibliothek der Toten zu bieten, doch als Sterblicher hat man dort keinen Zugang ...

Als Yolsulgur schließlich sein Ritual beginnt, scheint alles verloren. Ein unerwartetes Ass gibt es aber doch noch im Hintergrund, doch kann dieses wirklich Hilfe bringen?

Bewertung

Würde man Bücher nur nach dem Cover kaufen, wäre „Flammendes Erbe“ sicherlich nicht die erste Wahl. Wie schon der erste Teil „Glühender Zorn“ wirkt der Hintergrund der grünen Drachenschuppen wie irgendeine Dutzendware. Im Inneren aber verbirgt sich die spannende Fortsetzung um den Krieg der Drachen. Man kann den deutschen Verlagen oft nur wünschen, mal nur wenig innovativer zu sein, wenn sie auch Bücher verkaufen wollen.

Der Beginn des Buches lässt Tolles vermuten – man wird sogleich in die spannende Handlung geworfen, die sich zeitlich eng vom Vorgängerband fortsetzt. Und wie beim ersten Band kann man sich insgesamt über Spannung, Abwechslung, Überraschungen und Dramatik in der Handlung sowie alte und neue abwechslungsreiche Orte nicht beschweren. Die Handlung wird wieder quer durch die Jungen Königreiche getrieben, sodass man sowohl bekannte Städte oder Festungen „wiedersieht“, aber auch ganz neue kennenlernt. Manche werden nur wenig gestreift, sodass man sich oft wünscht, mehr dort zu verweilen oder Näheres zu erfahren.

Ebenso verhält es sich bei Personen, die nicht zu den Protagonisten gehören. Man trifft alte Bekannte wieder und begegnet neuen Freunden oder Gegnern, die wiederum ganz besondere Eigenarten haben und fast immer gut getroffen sind. Dabei schafft Thomas Finn es immer wieder, überraschende Wendungen einzubauen, die vorherigen Beziehungen fortzusetzen und zu vertiefen oder dem Ganzen eine ganze neue Sichtweise zu verleihen. Auch hier wünscht man sich mehrfach, diese Personen noch einmal wieder zu sehen und einige der Geheimnisse zu lüften.

Allerdings kann der zweite Band nicht ganz mit dem Auftaktband mithalten. Während die ersten zwei Drittel auf demselben Niveau spielen, was Handlung, Spannung, Wendungen etc. betreffen, so fällt das letzte Drittel leider etwas ab. Einerseits wird das Tempo der Handlung sehr stark angezogen, was manche Szenen doch sehr gehetzt wirken lässt. Die Auflösung und der Kampf gegen den Drachenherrscher wirken dadurch weniger wertvoll und viel mehr wie ein Lösung im Vorbeigehen. Dazu kommen mehrfach recht melodramatische Szenen vor, die besser in Hollywood-Filme passen als in dieses Buch.

Viele Szenen in diesem letzten Drittel wirken dadurch sehr vorhersehbar und weniger überraschend als die hervorragenden Kapitel davor. An manchen Stellen wirkt es fast, als hätte nicht mehr Tom Finn die Handlung verfasst, sondern für das letzte Drittel wen anders an die Feder gelassen. Das ist insofern schade, dass es den tollen Zweiteiler ein klein wenig entwertet. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die beiden Bände sind immer noch toll, bieten Spannung und Wendungen pur sowie wirklich phantastische Orte, wie man es sich nur wünschen kann. Aber es wäre zum Ende mehr drin gewesen.

Fazit: Auch der zweite Band bietet tollen Lesestoff. Auch wenn das letzte Drittel etwas abfällt im Vergleich zum Rest, so erwartet den Leser doch auch hier wieder eine Handlung voller Überraschungen und Wendungen, die einen das Buch nicht weglegen lassen. Für die letzten Winter- oder die ersten Frühlingstage also eine passende Lektüre.

Flammendes Erbe (Krieg der Drachen 2)
Fantasy-Roman
F. I. Thomas (Thomas Finn)
Piper Verlag 2019
ISBN: 3492281362
512 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 14,00

Bei amazon.de bestellen