Eine vergessene Mine (Heldenwerk)

Weiterhin führen uns die „Heldenwerke“ – kurze, dem „Aventurischen Boten“ beiliegende Abenteuer – quer durch Aventurien. Dieses Mal geht es nach Uhdenberg, jene freie Stadt an der Nordgrenze des Mittelreiches, in der in zahlreichen Minen nach Erdschätzen gegraben wird. Was gibt es hier Abenteuerliches zu erleben?

von André Frenzer

Wie könnte es anders sein, wenn es nach Uhdenberg geht: Eine Mine ist Stein des Anstoßes. Tatsächlich hat ein Mitglied der Minenloge – ein Konsortium reicher Minenbesitzer, das die Stadt regiert – eine neue Mine in der Roten Sichel eintragen lassen. Das Misstrauen der übrigen Minenbesitzer ist rasch geweckt, denn der Standort der Mine wirft Fragen auf. Schnell dringen Gerüchte bis nach Trallop, die Mine befände sich möglicherweise nicht auf Uhdenberger Grund, sondern stünde der Herzogin von Weiden zu …

Die Helden werden von der Grenzgrevin Hermine Moosdörfer als Geleitschutz angeheuert. Diese soll im Auftrag des Tralloper Stadtmeisters klären, ob die Mine korrekt verzeichnet ist und wie die Grenzverläufe innerhalb der Roten Sichel tatsächlich verlaufen. Vor Ort in Uhdenberg stoßen die Helden rasch auf die Spuren einer Intrige. Und als sie die fragliche Mine aufsuchen, müssen sie feststellen, dass auch hier nicht alles Rechtens zugeht. Ein finsterer Schurke verfolgt seine ganz eigenen Pläne.

Wie bereits öfters erwähnt, leiden „Heldenwerk“-Abenteuer mitunter unter der geringen Seitenzahl, die das besondere Format zur Verfügung stellt. Abenteuer kurz und prägnant zu präsentieren, erfordert eine besondere Herangehensweise an die Ausarbeitung. Das gelingt der vorliegenden 38. Ausgabe eher durchwachsen. Während die besuchten Ortschaften ausreichend vorgestellt werden und auch die eigentliche Handlung nicht so ausufernd ist, dass sie den Rahmen des Heldenwerks sprengen würde, so bleibt gerade der Antagonist des Abenteuers eher blass. Außerdem wird dem Besuch der Mine in meinen Augen zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Hier geht der Autor von der Idee aus, dass die Helden möglicherweise länger vor Ort bleiben, um die Gegebenheiten auszukundschaften. Für den eigentlichen Auftrag ist das jedoch völlig unerheblich, geht es doch schlicht darum, die Grenzgrevin bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

„Eine vergessene Mine“ verfolgt damit eine reizvolle und unverbrauchte Grundidee, verliert sich aber im Laufe des Textes in Stückwerk. Statt der Intrige mehr Gewicht zu verleihen und den Fokus auf das Misstrauen der Minenbesitzer zu legen, pendelt das Abenteuer zwischen Ermittlung, Wildnis, Kampf und Moral hin und her, ohne dabei einem Aspekt sonderlich gerecht zu werden. Da wäre definitiv mehr drin gewesen, vor allem vor dem interessanten Hintergrund Uhdenbergs. Immerhin weiß die finale Verhandlungsrunde vor der Minenloge zu gefallen und das Abenteuer zeigt sich erfreulich ergebnisoffen.

Optisch unterscheidet sich „Eine vergessene Mine“, wie eigentlich immer, kaum von den anderen Ausgaben der „Heldenwerk“-Reihe. Das Layout ist bekannt, die Illustrationen machen einen guten Eindruck. Als Bonus gibt es eine hübsche, seitengroße Karte der Stadt Uhdenberg, die sicherlich auch Abseits des Abenteuers Verwendung finden kann. Das Korrektorat hat wiederum eine gute Arbeit abgeliefert, sodass ich technisch zufrieden bin.

Fazit: Eine reizvolle und unverbrauchte Grundidee zerfasert leider im Laufe des Abenteuers in eine bunte Mischung unterschiedlichster Aspekte. Durch die Kürze des Textes fehlt es so den einzelnen Teilen an Tiefe. Es gibt stärkere „Heldenwerk“-Abenteuer, dieses ist aber als Steinbruch sicher gut zu gebrauchen.

Eine vergessene Mine (Heldenwerk)
Abenteuerband
Andreas Landmesser
Ulisses Spiele 2021
16 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 4,99

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