DSA 151: Der Ring des Namenlosen

Zeitgleich werden die Freunde und Adlerritter Gion und Darian in Ereignisse verwickelt, hinter denen dunkle Mächte stecken, die man längst besiegt glaubte. Während Gion auf den Zyklopeninseln einen Mord im Haus des Ephoren Amaranthis klären muss, wird Darian mit seiner Verlobten Sela und seinem maraskanischen Gefährten Taperian in die Jagd auf einen ehemaligen Freund verwickelt, der die Kirchen und das Reich hintergangen hat. Sie ahnen nicht, dass dieselbe Macht hinter den Geschehnissen steckt und ihr Leben bedroht.

von Ansgar Imme

Der 37-jährige Autor Henning Mützlitz aus Nürnberg hatte sein Debüt mit dem „DSA“-Roman „Das Zepter des Horas“ (zussammen mit Co-Autor Christian Kopp), welches auch den Vorgänger dieses Romans bildet. Darüber hinaus war er mit einer Kurzgeschichte und einer Novelle sowie Beiträgen für den „Aventurischen Boten“ bereits in der Welt des „Schwarzen Auges“ unterwegs.

Zum Inhalt

Aufgrund eines Mordfalls im Haus eines hochrangigen Beamten des Seekönigs, dem Ephor Amaranthis, wird der Adlerritter Gion auf die Zyklopeninseln geschickt, um dies aufzuklären. Da es in Neetha und Methumis bereits ähnliche Mordfälle gab, glaubt der Adlerorden, einen Zusammenhang zu erkennen. Bei seinen Nachforschungen zeigt sich, dass die Ermordete der Zyklopeninseln in den Namenlosen Tagen geboren wurde, und auch weitere Hinweise deuten in die Richtung von Machenschaften des Dreizehnten Gottes. Doch die Suche Gions lässt den Mörder auf den Plan treten. Und bei einer Jagd mit dem Ephoren und dem Gubernator von Rethis wird Gion plötzlich angegriffen und verschwindet spurlos. Seine Geliebte Xelena, Tochter des Gubernators, befürchtet das Schlimmste.

Gions Freund Darian hat den Adlerorden unterdessen vor einiger Zeit verlassen. Als allerdings sein ehemaliger Kampfgefährte, der Maraskaner Taperian, auftaucht und vom Verrat des ehemaligen Freundes Magister Crano berichtet, der zudem in namenlose Machenschaften verwickelt sein scheint, entschließt sich Darian, ein letztes Mal für den Adlerorden aktiv zu werden und die Taten aufzuklären. Gemeinsam mit seiner Verlobten Sela machen sich die drei auf die Spur des Magisters in Kuslik. Dieser hat nach der Bergung des Zepters des Horas den sogenannten Ring des Anath im Zepter entdeckt und im Ring spezielle mächtige Kräfte erkannt, wie Ihnen mit Hilfe des Instituts der Arkanen Analysen mitgeteilt wird. Bei der Suche nach weiteren Hinweise bekommen sie über die ehemalige Botschafterin des Mittelreichs Arela Weißblatt unerwartete Unterstützung durch den Söldner Castor. Ihre Nachforschungen führen sie nicht nur in eine der schlimmsten Gegenden der Stadt, sondern auch in den Palazzo eines reichen Kuslikers, wo es schneller um Leben und Tod geht, als sie erwartet haben.  

Doch die Suche ist in Kuslik nicht zu Ende. Nachdem sie im Institut der Arkanen Anlysen weitere erschreckende Kunde bekommen, führt sie ihr Weg schließlich auch auf die Zyklopeninseln, wo es gilt, die Anhänger des Dreizehnten zu finden und deren unheiliges Ritual zu stoppen. Doch bisher waren seine Anhänger ihnen immer einen Schritt voraus ...

Kritik

Beim Lesen des Romans fühlt man sich manchmal an einen normalen Wochentag erinnert – er ist nicht richtig schlecht, aber er hat auch nichts Besonderes oder Herausragendes. Die Verbindung und lose Weiterführung der Ereignisse aus „Das Zepter des Horas“ sowie die Einbindung weitestgehend bekannter Figuren sind gute Ideen und schaffen – für Leser des Vorgängerbandes – Verbindendes, was man kennt. Aber auch Erstleser, die den vorherigen Roman nicht kennen, können die neue Geschichte weitestgehend bedenkenlos verfolgen. Ein paar Szenen werden sie jedoch ratlos zurücklassen (mit wem trifft sich Arela zu Anfang des Bandes, was hat Arela mit der Handlung zu tun u.ä.). Für die Handlung sind diese aber auch nicht so wichtig, sondern bereichern nur den Hintergrund.

Jedoch sowohl in der Geschichte selbst, als auch bei den Figuren und der Beschreibung der Orte fehlt ein wenig der letzte Pep. Die Geschichte ist durchaus immer wieder spannend, vermag es aber nicht, diese durchgehend aufrecht beziehungsweise auf einem höheren Niveau zu erhalten. Von der Handlung gibt es zwar einen Abschluss, aber man merkt, dass hier die Möglichkeit für eine Fortsetzung gelassen wurde. An manchen Stellen plätschert die Handlung zudem eher ein wenig dahin oder wird durch zu lange Recherche- oder Gesprächspassagen unterbrochen. Dabei gibt sich der Autor durchaus Mühe, Abwechslung und Spannungsbögen sowie Cliffhanger zu schaffen, indem er mehrfach – an durchaus unklaren Stellen, wie es für den Protagonisten weitergeht – zwischen Gion und Xelena sowie Darian, Sela und Taperian hin- und herspringt.

Den Protagonisten selber fehlt eine letzte Tiefe, ein wenig Hintergrund, um sie noch genauer kennenzulernen und eine Verbindung zum Leser zu schaffen, sodass er mehr mit ihnen mitfiebert. Gerade für Neuleser wirken Gion und Darian doch sehr ähnlich und schnell verwechselbar, mit dem größten Unterschied, dass der eine bereits eine Partnerin hat, während der andere sich noch verliebt. Sela wird da deutlich besser getroffen. Zudem gerät sie auch in persönliche Zwänge, die ihr Leben beeinflussen und ihre „Karriere“ beenden können. Die Nebenfiguren bleiben dann noch weiter auf der Strecke – vor allem Taperian und zum Teil Castor dienen aber zumindest für humorvolle Einwürfe. Insgesamt fehlt auch noch ein wenig Beschreibung des Äußeren bei allen auftretenden Figuren, sodass man stärker ein Bild vor Augen hat. Es hat schon wesentlich schlechtere Charakterisierungen in Romanen gegeben, dies muss auch gesagt werden. Aber hier wäre noch Verbesserungspotential gewesen.

Beim Hintergrundwissen zeigt der Autor dagegen wieder klar seine Stärke: Geographie, Götter, Bewohner, politische sowie geschichtliche Gegebenheiten entsprechen dem aventurischen Hintergrund und werden immer wieder in Nebensätzen eingebunden. Innerhalb der Städte wird durch Verweise auf örtliche Besonderheiten versucht, Lokalkolorit elegant und unaufdringlich in die Geschichte und Schilderung der Ereignisse einzubauen, sodass man sich als „DSA“-Spieler heimisch fühlt. An der einen oder anderen Stelle – speziell Kämpfen – wird es etwas übertrieben, aber darüber kann man hinwegsehen. Einzig etwas mehr atmosphärisch hätten die Beschreibungen sein können. Vergleicht es beispielsweise mit „Salon der Schatten“ von Michael Masberg, welches auch im Horasreich spielt, so merkt man deutliche Unterschiede.

Fazit: Insgesamt kein schlechtes Werk, aber auch nicht herausragend unter den Romanen. Die Geschichte besticht durch eine gute „aventurische“ Einbindung und Beschreibungen, hat eine durchaus oft spannende Handlung und sympathische Personen. Aufgrund einiger Schwächen ist es ein Roman, den man nicht unbedingt haben muss, aber mit dem auch nichts falsch macht, wenn man eine aventurische Geschichte genießen möchte.

Der Ring des Namenlosen

Rollenspiel-Roman
Henning Mützlitz
Ulisses Spiele 2013
ISBN: 3868892990
300 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,99 (epub)

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