von Ansgar Imme
Lobenswerterweise ist auch der letzte Teil der Trilogie zeitnah erschienen und lässt im Gegensatz zu manchen berühmten Autoren nicht jahrelang auf sich warten. Die Autoren sind erneut Mháire Stritter und ihr Lebensgefährte Nicolas Mendrek, bekannt durch ihren YouTube Kanal „Orkenspalter“ sowie verschiedene „DSA“-Publikationen.
Das Ende einer Zeitreise (zum Inhalt)
Pardona ist aus den Niederhöllen zurückgekehrt und hat Acuriëns Körper sowie Kilgan und Israni dort zurückgelassen. Doch sie hat Acuriëns Bewusstsein in ein Schmuckstück gebannt und schickt ihn immer wieder in die Körper von anderen Lebewesen, um deren Fähigkeiten zu nutzen. Dabei weitet sie ihre Pläne von Aventurien nach Myranor aus und reist über unterirdische Tunnel auf den fremden Kontinent, um dort Priester des Schädelgottes der Draydal zu rekrutieren. Doch ihre Pläne führen sie schließlich bis in die Dämonenzitadelle.
Die Gefährten Israni und Kilgan werden hingegen durch das beseelte Elfenschiff Rilmandra aufgelesen, welches einst der Hochelfe Orima „diente“ und mit ihr durch Sphären und Limbus reiste. Sie kann den zurückgelassenen Körper Acuriëns nutzen. Nach der Rückkehr in die Festung der Menacoriten im Limbus schmieden sie Pläne gegen Pardona, welche sie zunächst nach Khunchom und später ebenso in die Dämonenzitadelle und sogar bis ins ewige Eis führen. Dabei müssen sie ein Bündnis mit einer zurückgelassenen Dienerin des Schädelgottes eingehen, deren Zuverlässigkeit unsicher zu sein scheint.
Mit ihrer Hilfe gelangen sie schließlich auch auf den fremden Kontinent und folgen Pardonas Spur. Es scheint jedoch, dass Pardonas Plan so umfassend zu sein scheint, dass mehr als nur einzelne Schicksale auf dem Spiel stehen. Es gilt, dass eigene Leben in die Waagschale zu werfen, um die Schöpfung zu retten.
Bewertung
Während der zweite Band zwar Anknüpfungspunkte an die Handlung des ersten Bandes hatte, aber doch große zeitliche Abstände zwischen den Handlungen der Bände lagen, knüpft der dritte Band fast nahtlos an den zweiten Band an. Und somit befindet man sich als Leser auch sofort ohne Pause in der Handlung in beiderlei Ebenen: bei Pardona und bei Israni und Kilgan. Wenn der vorherige Band vom Lesen her zeitlich zurückliegt, braucht man dann erst etwas Orientierung. In zeitnaher Lesefolge ist es hingegen optimal, da man sich wie im selben Buch fühlt.
Die beiden Handlungsstränge bieten dabei unterschiedliche Dynamiken. Während es bei Pardona ständig um große Pläne und Gefahren geht, ist bei den anderen erst mal in ruhiger Art eine Orientierung notwendig. Leider bleibt bei Pardona manches fast schon auf der Strecke beziehungsweise wird, wie in Band 2, nur etwas gestreift (beispielsweise das Aufeinandertreffen mit Borbarad), obwohl man sich durchaus eine detailliertere Beschreibung hätte vorstellen können. Ihre Pläne und Handlungen sind hingegen übermenschlich groß, und man kann ihre Macht anhand der weltumspannenden Reisen in die Dämonenzitadelle oder nach Myranor nachvollziehen. Ebenso erkennt man hier deutlich noch einmal ihren Egoismus und ihre Rücksichtslosigkeit, das alles nur auf ihre Ziele ausgerichtet ist und niemand ihr sonst etwas bedeutet.
Die Beschreibung zu Beginn des Buches über Pardons Schaffen wirkt über die ersten 50 Seiten distanziert und mehr wie eine historische Beschreibung denn wie ein Roman, als wolle man sich der Person Pardona auch nicht zu sehr nähern. Erst durch die weitere Perspektive der Schädelpriesterin Tharseïs kommt dann wieder eine persönlichere Ebene ins Spiel, die Pardona von außen betrachtet und dadurch mehr Dynamik und Spannung aufbringt. Tharseïs wirkt zunächst wie ein typischer Bösewicht, aber offenbart nach und nach mehr Facetten und zeigt eigene Ziele.
Die Handlung von Israni und Kilgan kommt erst so richtig nach 70 Seiten zum Tragen. Bis dahin war es vor allem eine Handlung um die Gefühle und Versuche des Schiffes Rilmandra sowie den Hund der Gruppe. Das machte es vom Lesen etwas schwerfällig, da eine spannende Handlung fehlte, auch wenn die Szenen gut geschrieben waren. Aber von da an verlagert sich die Handlung deutlichst zu Kilgan und Israni und später auch Acuriën. Die drei, die man über drei Bücher kennengelernt hat, haben sich entwickelt und verfolgen eigene Ziele und zeigen deutliche Gefühle, was die Autoren gut herüberbringen. Mit fortschreitender Handlung nehmen das Tempo und die Spannung immer mehr zu, allerdings werden auch die Reise und besuchte Orte immer phantastischer und geht weit über alles hinaus, was man ansonsten von der Spielwelt kennt. Dies kulminiert in einem grandiosen Finale, welches auch noch einmal den Konflikt der drei jahrtausendealten Freunde mit ihrer Erzfeindin zeigt.
Insgesamt wirkt der Band runder als die beiden vorherigen mit einer flüssigeren und durchgehenderen Handlung. Pardona wird deutlich näher beschrieben und skizziert und ihre Pläne und ihr Handeln klarer erkennbar. Die Spannung ist zwar nicht immer durchgehend hoch, flacht aber nicht so ab wie im zweiten Band. Allerdings bleiben die Handlung sowie die besuchten Orte weiter sehr phantasisch. Das Buch bewegt sich damit weit weg von den sonst oft bodenständigen Handlungen bei „Das Schwarze Auge“ und ist eher im Bereich High-Fantasy anzusiedeln.
Fazit: Der Abschluss der Trilogie stellt auch eindeutig den Höhepunkt dar. Die starke Annäherung an Pardona und ihre Pläne, die viel bessere Verflechtung durchaus besonderer Orte in die Handlung sowie starke Personen und Nebenfiguren machen den Reiz des Buches aus. Wer es dazu gerne phantastisch mag und sich an spektakuläre Orte verschlagen lässt, der ist hier genau richtig.
DSA: Pardona III – Herz der tausend Welten
Rollenspiel-Roman
Mhaire Stritter, Nicolas Mendrek
Ulisses 2022
ISBN: 978-3-96331-779-8
340 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: 14,95 EUR
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