DSA 112: Drachenschatten I: Der Kreis der Sechs

Der Umbilicus, ein heiliges Artefakt der Hesindekirche, ist aus dem Haupttempel der Göttin in Kuslik gestohlen worden. Gleichzeitig wird der Lehrmeister der jungen Magierin Avesa brutal ermordet. Zusammen mit ihren Freunden Horadan und Dartan macht sie sich auf die Spurensuche und stößt dabei auf einen geheimnisvollen Magier, der mit beiden Verbrechen etwas zu tun zu haben scheint. Doch gleichzeitig verdichten sich die Hinweise darauf, dass weit mächtigere Kreise hinter den Verbrechen stecken, die das Schicksal Aventuriens in andere Bahnen lenken sollen.

von Henning Mützlitz

Inhalt

Kuslik, die mächtige Hafenstadt im Horasreich, ist seit jeher auch als Zentrum des Wissens und der Gelehrsamkeit bekannt. Neben den drei Magierakademien befindet sich hier der „Immerwährende Hort der hesindianischen Gaben“, der Haupttempel von Hesinde, der Gottheit der Magie, des Wissens und der Künste. In dieser Umgebung geschieht ein Mord, der alles andere als gewöhnlich erscheint, wie die Adepta Avesa nach einigen Nachforschungen herausfindet. Hinter der Bluttat steht wahrhaftig drachische Magie!

Bei ihrer Suche nach dem Täter stößt sie auf uralte Geheimnisse und Intrigen innerhalb der Hesindekirche, die sie und ihre Gefährten, den Stadtgardisten Horadan und den Dieb Dartan, in höchste Gefahr bringen. Denn nicht nur der mysteriöse Draconiterorden, wehrhafter Bewahrer hesindianischen Wissens, der sich dem Drachen Naclador verschrieben hat, sondern noch weitaus gefährlichere Gruppen jagen dem Geheimnis des Umbilicus hinterher, dem auch Avesas Lehrmeister auf der Spur war.

Drachen und Intrigen für Experten

„Der Kreis der Sechs“ ist der erste Band der zweiteiligen Geschichte „Drachenschatten“, die in Romanform die aktuellen aventurischen Entwicklungen rund um die mächtigsten Drachen und deren Anhänger schildert. Dabei gibt es inhaltliche Verbindungen zu dem Computerspiel „Drakensang“ und der Rollenspiel-Kampagne „Drachenchronik“.

Der Roman beginnt mit einem zwar mysteriösen, dennoch zunächst trivial anmutenden Mordfall in der Akademikergesellschaft Kusliks und kommt zu Beginn nur recht schwerfällig in Gang. Die verschiedenen Erzählperspektiven (Avesa, Dartan, Killgorn) erschweren den Einstieg zusätzlich, zumal der zweite Handlungsstrang mit Killgorn in der Vergangenheit spielt und zudem aus der Ich-Perspektive geschildert wird. Dem Autor gelingt es aber zu Beginn, ein recht stimmungsvolles Bild von Kuslik zu zeichnen, auch wenn die Einführung von Dartan gemessen an seiner späteren Rolle etwas zu ausführlich ausfällt. Als Sympathieträgerin kann vor allem die Adepta Avesa identifiziert werden, die trotz ihrer (für viele „DSA“-Romane typischen) naiven Unbedarftheit ein Charakter ist, mit dem man gerne mitfiebert, wenn sie im Verlauf der sich entspinnenden Handlung mit der „großen, bösen Welt“ konfrontiert wird.

Überhaupt fällt auf, dass Michael Masberg sich sehr gut in Aventurien und Kuslik auskennt, schließlich hat er Teile des Hintergrunds zu Hesindekirche und Draconiterorden für das Pen&Paper-Rollenspiel mitentwickelt. Tatsächlich wird die Hintergrundwelt dadurch sehr lebendig und plastisch. Gleichzeitig fährt er aber hinsichtlich der Bezeichnungen und der umständlichen Sprache der Kusliker Magier und Gelehrten so schwere Geschütze auf, dass sich nicht nur der „DSA“-Kenner manchmal fragen muss, was eigentlich gemeint ist, sondern auch der Lesefluss dadurch unnötig gestört wird. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen!

Einsteigern in „Das Schwarze Auge“ ist „Der Kreis der Sechs“ deshalb nicht zu empfehlen, erfordert er doch recht umfangreiches Wissen über Aventurien und die mythologischen Hintergründe der Spielwelt, ohne die auch die sich entfaltende Bedrohung nicht wirklich in ihrer Bedeutung eingeordnet werden kann. Hier liegen aber auch die Stärken des Romans: Plätschert die Handlung zu Beginn noch etwas dahin, entspinnt sich spätestens ab der Hälfte ein Geflecht aus verschiedenen Verschwörungen, die einschneidende Veränderungen für Aventurien und ganz Dere bedeuten könnten. Die Spannung wird durch plötzliche Brüche und Wendungen zusätzlich gesteigert und das einem Cliffhanger gleichende Ende macht durchaus neugierig auf den zweiten und abschließenden Band.

Zur Ausstattung

Michael Masberg ist den „DSA“-Spielern durch seine vielfältigen Veröffentlichungen für das Pen&Paper-Rollenspiel ein Begriff, mit „Drachenschatten“ legte er nun seinen ersten Roman vor. Neben der von FanPro gewohnt guten Druckqualität ist vor allem das Titelbild von Arndt Drechsler bemerkenswert, dürfte das Antlitz doch allen „Drakensang“-Spielern bekannt vorkommen … Dem Roman ist ein umfangreiches Glossar angegliedert, was den Lesern, die sich nicht zu den „DSA“-Experten zählen, das Verständnis vieler Begriffe erleichtert.

Fazit: „Der Kreis der Sechs“ ist alles in allem ein unterhaltsamer aventurischer Roman, der seine Stärken aber erst in der zweiten Hälfte ausspielt. Ein Mordfall und ein Diebstahl entpuppen sich als Ausgangspunkt einer großen Verschwörung, und die Einbettung dieser in den aventurischen Makrokosmos macht im Gegensatz zu vielen anderen „DSA“-Romanen den besonderen Reiz aus. Um die Hintergründe zu verstehen, sollte man sich aber bereits länger mit Aventurien und dem „Schwarzen Auge“ beschäftigt haben, ansonsten besteht die Gefahr, viele Handlungselemente nicht wirklich verstehen oder einordnen zu können.


Drachenschatten I: Der Kreis der Sechs DSA-Roman Nr. 112)
Rollenspiel-Roman
Michael Masberg
Fantasy Productions 2009
ISBN: 9783890641690
351 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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