Dreamquest – Episode 1: Das Traumschwert

Abenteuerspielebücher gibt es schon viele Jahrzehnte. Auch Spielecomics und Brettspiele der Sorte „choose your own adventure” sind in den letzten Jahren herausgekommen. „Dreamquest“ versucht nun diese Art der spielbaren Geschichte auch für jüngere Kinder ab 6 Jahren zugänglich zu machen. Dann schauen wir mal, welcher Ansatz dafür gewählt wurde und welche Überraschungen sich der Verlag noch hat einfallen lassen.

von KaiM

Wenn man sich auf dem Markt der spielbaren Geschichten umschaut, findet man bestimmte Eigenschaften immer wieder: Häufig ist man im klassischen Fantasy-Genre unterwegs, die Geschichten bieten viele Stunden Spielspaß, die Handlung ist für kleinere Kinder oft eher ungeeignet, was sich auch im gewaltsamen und detailliert beschriebenen Ableben von Helden und Feinden widerspiegelt. Die Anzahl der zu beachtenden Regeln ist häufig nicht zu verachten, und Frustration kann auch aufkommen, wenn man mal wieder durch eine Falltür und einen gescheiterten Geschicklichkeitswurf aufgespießt wird und von vorne anfangen muss.
 
Mit anderen Worten: Für kleinere Kinder bis 10 Jahre ist in diesem Bereich nur wenig bis gar kein Material zu finden.

„Dreamquest“ ist konzipiert für ein Kind und jemanden, der durch das Spiel leiten kann. Das Kind (der/die Träumer*in) sollte dafür mindestens 6 Jahre alt sein, der/die Wächter*in mindestens 10. Dies mag in dieser Konstellation nicht unmöglich sein, aber am besten wird es wohl dann doch mit einer erwachsenen Person und einem Kind funktionieren.

In der Box findet sich eine Geschichte, bestehend aus zwei Teilen, die jeweils mit 30 Minuten Spieldauer angegeben sind. Mit allem drum und dran kann es auch etwas länger dauern, aber die Zeitangabe kommt gut hin. Zumindest ist das Spielerlebnis kurz genug, um auch ungeduldigere Zappelzwerge das Ende der Geschichte erleben zu lassen.

Das Material

Das kurze Regelbuch ist schnell überflogen. Hie und da gibt es ein paar kleine Unklarheiten, aber das ist bei dieser Art Spiel kein Problem, man muss sich nur entscheiden, wie man spielen möchte. Während man die Regeln gemeinsam durchliest, wird das Spiel aufgebaut und man stößt auf einige Sticker, die auf ein Legendenblatt geklebt werden können. So erleben die Kinder nicht nur eine Geschichte, sondern auch eine, zugegebenermaßen oberflächliche, Charakterentwicklung. Aber auf Tiefgang kommt es ja auch nicht an, denn die meisten Kinder haben schon an ein klein wenig Individualisierung ihren Spaß.

Weiterhin gibt es Charaktertafeln für Träumer und Wächter, Würfel für Proben und Kämpfe, Gegenstandskarten und große Abenteuerkarten, die die großen Geheimnisse des Spiels bergen, die es zu erkunden gilt. Schließlich gibt es noch die beiden Abenteuerbücher, die auf jeweils ca. 50 Seiten je einen Teil der Geschichte beschreiben. Je Doppelseite gibt es etwas Text zur Geschichte und eine Herausforderung zu meistern beziehungsweise eine Entscheidung zu treffen. Auf der anderen Seite ist eine passende Illustration im Comicstil, wie man ihn schon auf der Packung bewundern kann.

Alles in allem ist das Material durch liebevolle Gestaltung und kindgerechte, feste Materialien wirklich sehr schön.  

Das Spiel

Durch Meister Soho wird das träumende Kind und seine Begleitung in das Lalaland teleportiert. Um das Land zu retten, muss ein böser Nachtalb besiegt werden, der seinem Gefängnis entkommen konnte und nun das schöne Land und seine Bewohner tyrannisiert. Gleich zu Beginn trifft das ungleiche paar Helden auch direkt auf eine gemeine Bande Krötobolde, die eine Farfallina durch den Wald jagt. Natürlich retten wir sie und sie bittet uns um Hilfe, um ihre Familie aus den Klauen der bösen Vogelscheuche zu befreien. Natürlich willigen wir ein und hangeln uns dabei von Kampf zu Kampf, von Probe zu Probe, von Entscheidung zu Entscheidung.

Die zu lesenden Abschnitte sind kurz und knackig und die große Schrift lädt dazu ein, die Kinder auch ein paar Worte selbst lesen zu lassen. Dabei ist die Zeit zwischen Action und Lesepassagen gut gewählt, sodass dem Kind eigentlich nie langweilig werden sollte. Neben einfachen Entscheidungen (rechts oder links) gilt es auch mal Risiko und Chancen abzuwägen und auch mal was zu riskieren, um einen hilfreichen Gegenstand zu bekommen.


 
Insgesamt kann man die zwei Kapitel der Geschichte zwei bis drei mal durchspielen, bis man alles gesehen hat. Die geheimnisvollen Abenteuerkarten erhöhen die Variabilität durch kleine Überraschungen zusätzlich, die an dieser Stelle aber nicht verraten werden sollen.

Wenn das Kind Spaß an der Geschichte, dem Würfeln und den in ihrem Maßstab sicher spannenden Entscheidungen hat, dann ist es auch für das Elternteil schön mitzuspielen, wenn man sich für Abenteuer mit Feuer, Schwert und fiesen kleinen Monstern erwärmen kann. Sicherlich ist diese Box nicht für die Ewigkeit gemacht. Aber zwei bis drei schöne Spielstunden kann man hier zusammen mit einem Kind erleben.

Ein schönes Gimmick: Man soll sich bestimmte, durchlebte Abschnitte der Geschichte notieren und anschließend kann man diese auf der Homepage des Autorenteams eingeben und sich daraus ein kleines E-Book kreieren lassen. Mit ein wenig Individualisierung durch die Eingabe der Namen wird daraus dann eine kleine Geschichte, die man gemeinsam wirklich so erlebt hat. Das PDF erhält man nach Anmeldung mit der Mailadresse direkt zum Download. Weitere Daten werden nicht benötigt, in wenigen Minuten ist das erledigt und man bekommt die Geschichte fertig zum Ausdrucken.
 
Fazit: Ein innovatives Eltern-Kind-Abenteuer mit viel Spannung und der Möglichkeit, einiges zu entdecken. Insgesamt ein wirklich rundes, wenn auch recht kurzlebiges Gesamtpaket.

DreamQuest – Episode 1: Das Traumschwert
Brettspiel für 2 Spieler ab 6 bzw. 10 Jahren
Fabien Vincourt
Asmodee / SpaceCow 2023
EAN: 3558380100041
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 24,99

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