Drachengeißel

Gar fürchterlich ist es, im Schatten des Drachen zu wohnen. Diese Erfahrung müssen auch die Bewohner des kleinen Städtchens Schellacker machen, als sich ein grüner Drache in ihrer Nähe niederlässt. Doch zunächst gibt es für die Helden einige Widrigkeiten zu überstehen, bevor sie sich als Drachentöter versuchen können.

von André Frenzer

Erstmals ist es mir gelungen, bereits in der kurzen Einleitung erste Spoiler zu verstecken. Der Leser sei damit herzlich vorgewarnt: Wer „Drachengeißel“ noch als Spieler erleben möchte, dem rate ich dringend davon ab, diese Rezension weiter zu lesen. Allen anderen entbiete ich mein herzliches Willkommen und möchte euch nun näher mit dem Abenteuermodul „Drachengeißel“ vertraut machen.

Die Charaktere verweilen – aus dem einen oder anderen Grund – in dem beschaulichen Städtchen Schellacker, einem verschlafenen Nest in der taldoranischen Wildnis. Eines abends stürzt ein als „Hexenturm“ bekanntes Gebäude am Rande der Stadt urplötzlich in sich zusammen. Eine Untersuchung der Ruinen führt nicht nur einige Koboldleichen zu Tage, sondern auch den Leichnam des örtlichen Magiers, der hier im Keller von dem einstürzenden Turm erschlagen wurde. In der Folge müssen sich die Charaktere nicht nur mit dem – hervorragend gesicherten – Eigenheim des griesgrämigen Eigenbrötlers auseinandersetzen, sondern auch mit dem Koboldstamm und nicht zuletzt ihrem ganz in der Nähe hausenden Anführer: dem grünen Drachen Aeterperax, der Finsteres im Schilde führt ...

„Drachengeißel“ beginnt dabei recht harmlos und ist damit für Charaktere der ersten Stufe ausgelegt. Im Verlaufe der Handlung werden die Charaktere voraussichtlich die siebte Stufe erreichen. Damit sie es dennoch mit dem sehr gefährlichen Endgegner Aeterperax aufnehmen können, haben sie darüber hinaus die eine oder andere gute Gelegenheit, um sich mit magischen Gegenständen aufzurüsten. Außerdem können sie – sofern sie diplomatisch geschickt oder mit kühlem Kopf vorgehen – wertvolle Bündnisse während des Abenteuers schmieden und stehen so womöglich nicht alleine gegen den Grünen.

Das Abenteuer reiht dabei eigentlich nur einen Dungeoncrawl an den nächsten. Für Abwechslung sorgen nur die Interaktionen mit den Dörflern aus Schellacker. Immerhin muss man dem Abenteuer aber zugestehen, dass es seine Aufgabe sehr gut macht: Die Dungeons sind abwechslungsreich, recht plausibel gestaltet und haben ein paar nette, kleine Rätsel im Gepäck, die es zu lösen gilt. Die Szenen innerhalb des Dorfes – insbesondere die Offenbarung Aeterperax? im Rahmen einer örtlichen Versteigerung – sind abwechslungsreich und symbolreich und wirken gut inszeniert.

Die Aufmachung entspricht den „Pathfinder“-üblichen Maßstäben. Eine reichhaltige Bebilderung in hoher Qualität, das Ganze in Vollfarbe, sorgen für einen optischen Genuss. Alle relevanten Spielwerte sind aufgeführt, zahlreiche Karten – die zumeist im Umschlag abgebildet sind, teilweise aber auch als großformatiger Plan beiliegen – runden den optisch guten Eindruck ab. Auch inhaltlich wird mit einer Beschreibung Schellackers inklusive aller wichtigen Anwohner sowie zwei neuen Kreaturen für das – ohnehin umfangreiche – Bestiarium für eine runde Sache gesorgt.

Fazit: „Drachengeißel“ hat mir gut gefallen. Es präsentiert abwechslungsreiche Dungeons, die man zumindest als Ideensteinbruch verwenden kann, wenn man an der eigentlich recht klassischen Drachentöter-Geschichte kein weiteres Interesse hat. Die grafische Qualität tut ihr Übriges für eine gute Gesamtbewertung.

Drachengeißel

Abenteuerband
Mike Shel
Ulisses Spiele 2014
ISBN: 978-3868893809
64 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 24,95

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