Dive

Klares Wasser, weißer Sand, farbenfrohe Riffe und vielfältige Tierwelt unter der Oberfläche. „Dive” ist ein Spiel für graue Nachmittage, Hintergrundmusik mit Steeldrums und vor allem geeignet für Familien und Kids mit Zockermentalität.

von KaiM

Bei einem alljährlichen Wettstreit treten die kühnsten aller Dorfbewohner gegeneinander an. Der heilige Stein des Dorfes wird in die Tiefen der Meere geworfen, und es gilt ihn als erster zu finden und den eigenen Mut sowie die eigene Entschlossenheit unter Beweis zu stellen. Es gibt zwar auch helfende Meeresbewohner wie Schildkröten und Rochen aber auch Haie, vor denen man sich tunlichst in Acht nehmen sollte.

Also geht es auf in den Wettkampf. Die Spieler stürzen sich in die Fluten und tauchen hinab durch die Wasserwelten. Es gilt, die Kräfte richtig einzuteilen und im richtigen Moment auf die Verbündeten im Wasser zu hoffen und den Gefahren auszuweichen.

Das Material

Das nenne ich mal einen Hingucker. Das Spiel hat nicht nur eine ungewöhnliche Spielidee, es macht auch auf dem Tisch einiges her. Im Zentrum steht ein Turm mit gestapelten, transparenten Folien. Sie sind wunderschön bedruckt mit allerlei Tieren und Pflanzen aus der Wasserwelt, aber auch mit Schiffswracks, Korallen und der ein oder anderen Riesenkrake. Einige der Folien haben zudem ein paar Löcher, die im Vorfeld ausgestanzt wurden. Jeder Spieler bekommt dann noch einen standhaften Sichtschirm, einige bedruckte Holzmarker, ein Tableau für die Tauchgänge und einen kleinen Taucher für die Punkteleiste. Außerdem gibt es noch mehrere Meerestiere aus dicker Pappe, die für die kleine Erweiterung notwendig sind. Alles macht einen wertigen und schönen Eindruck, der sich direkt auf das Spielgefühl überträgt. Tatsächlich hat man bei einem Blick auf den Folienstapel das Gefühl, direkt bis in die Tiefen der Meere abzutauchen.



Das schön gestaltete Inlay trägt sein übriges zu dem runden Gesamteindruck bei, denn hat man nach dem ersten Auspacken erstmal alle Teile zusammengesetzt, können die Teile wunderbar und schnell in der Schachtel verstaut werden und auch der Aufbau ist dann zügig erledigt, sodass dem Familienspielespaß nichts im Wege steht. Ein wichtiger Teil des Auf- oder Abbaus ist das Mischen der Folien. Das ist tatsächlich etwas umständlich, weshalb ich das immer am Ende einer Partie erledigt habe. In dem Moment muss man die Folien ohnehin in die Hand nehmen und dann ist das Mischen schnell erledigt. Zu Beginn der nächsten Session kann dann gleich losgespielt werden. Besonders empfindlich scheinen die Folien nicht zu sein, denn ich konnte nicht feststellen, dass der Mischvorgang große Kratzer verursachen würde. Somit kann man bei pfleglichem Umgang auch viele Partien spielen, ohne dass der Spaß getrübt wird.

Die Regeln des Spiel sind einfach und schnell erklärt. Das hat die Redaktion aber nicht daran gehindert, das Regelbuch nett zu gestalten und mit vielen Beispielen und Bildern zu versehen. So werden alle Fragen schnell geklärt. Dem Spiel wurden außerdem Regeln für Kinder ab 6 Jahren beigelegt und auch Solospielern wurde eine Variante spendiert. Für etwas mehr Abwechslung wurde sogar noch eine kleine Erweiterung beigelegt, die den Spielern asymmetrische Fähigkeiten verleihen.



Alles in Allem bin ich von dem Material sehr angetan. Design, Qualität, Regelnheft, Inlay: Alles gut durchdacht und schön gemacht.

Das Spiel

„Dive” ist ein Spiel für scharfe Augen und gutes Schätzvermögen, was eine gute Beleuchtung über dem Spieletisch unabdingbar macht. In der ersten Phase planen alle ihren Tauchgang, denn es gilt, so viel wie möglich zu erkunden und an der richtigen Stelle schneller zu sein als alle anderen. Wer nach einer unbestimmten Anzahl von Tauchgängen genug Kühnheit unter Beweis gestellt hat, gewinnt das Spiel.

Bis zu fünf Schichten des Meeres können pro Tauchgang erkundet werden. Also konzentrieren sich alle Spiele auf die obersten Schichten des Meeresstapels. Entdeckt man dort einen Hai, ist Vorsicht geboten, denn hat man es nicht geschafft, dem Hai die richtige Schicht zuzuordnen, muss man den Tauchgang leider vorzeitig abbrechen. Macht man jedoch einen Rochen oder eine Schildkröte ausfindig und erreicht ihn vor allen anderen Spielern, helfen sie den Tauchern und bringen sie noch schneller voran.



Die Planung erfolgt über fünf Holzmarker, die Zahlen von eins bis fünf aufweisen und jeweils eine normale Seite zeigen sowie eine mit einem Haisymbol. Für jede Ebene, die man durchtauchen möchte, legt man mindestens einen der Holzmarker auf sein Tableau. Natürlich hinter dem Sichtschirm versteckt, ohne dass die Mitspieler etwas davon sehen können. Meint man einen Hai entdeckt zu haben, muss man den Marker auf die Haiseite drehen und bei der richtigen Ebene platzieren. Sieht man stattdessen eine Schildkröte oder Rochen, muss man Marker mit einer hohen Zahl wählen. Denn nur, mit dem höchsten Gesamtwert bekommt man den Bonus. Dazu kann man auch mehrere Marker für eine Ebene einsetzen, kann dann jedoch nicht mehr fünf Ebenen, sondern entsprechend weniger durchtauchen.

Haben alle ihre Planung abgeschlossen, werden die Geheimnisse gelüftet und es geht in die Auswertung. Folie für Folie wird vom Stapel entfernt und für alle Spieler sichtbar ausgewertet. Wer Glück hat, bekommt den Bonus, wer bei den Haien falsch lag, muss den Tauchgang leider pausieren und für den Rest der Runde zuschauen, wie die anderen mit der Auswertung fortfahren. Sind alle der maximal fünf Ebenen ausgewertet und die Tauchmarker aller Spieler auf dem Tauchtableau vorangesetzt, geht es in die nächste Planungsphase. Der Spieler, der am schnellsten in die Tiefe getaucht ist, findet den heiligen Stein und gewinnt das Spiel.



Jede Runde geht flott von der Hand. Die Wartezeiten sind tatsächlich nahe null. In die Planung und die Auswertung sind alle Spieler involviert, und sogar für die Unglücksraben, die sich bei einem Hai verschätzt haben, gehen die zwei Minuten Wartezeit schnell vorüber, denn es ist wichtig zu wissen, wie die anderen Tauchgänge gelaufen sind. Die frustigen Momente werden abgefedert, da die Rochen einen schönen Mechanismus zum Aufholen bieten. Im späteren Verlauf wird es für die führenden Taucher auch ein wenig schwerer, sodass alle gegen Ende auch nochmal zusammenrücken können. Aber dennoch liegen hier in jeder Auswertung Jubel und Enttäuschung sehr nahe beieinander, denn schnell kann es passieren, dass man früh abbrechen muss, während ein anderer Spieler nur so in die Tiefe rauscht.

Die verschiedenen Regelvarianten bieten einiges an Flexibilität, sodass man sie gut an die verschiedenen Bedürfnisse von Familienspielern anpassen kann. Die kleine Erweiterung bietet ein wenig Asymmetrie, aber nichts, was dem Spiel strategische Tiefe verleihen würde.



Das Prinzip mit den transparenten Folien funktioniert ganz gut, es muss jedoch für ausreichende Beleuchtung gesorgt werden. Zwar bieten die Regeln auch die Möglichkeit eine Taschenlampe einzusetzen, wir haben sie aber kaum benötigt. Dennoch kann es natürlich hin und wieder vorkommen, dass ein paar Köpfe aneinanderrasseln, denn nur von oben hat man einen wirklich guten Blick.

Spielregeln beim Verlag herunterladen

Fazit: Insgesamt ist „Dive” ein launiges Familienspiel, welches eine Menge Spaß, aber auch ein wenig Frust bieten kann. Neben der Aufmachung und dem Material weiß es auch im Gameplay zu überzeugen, selbst wenn man es vielleicht nicht hunderte von Runden hintereinander spielen wird und es auf lange Sicht nicht besonders viel Abwechslung bietet. Es bietet aber genug, um es von Zeit zu Zeit aus dem Schrank zu holen und in einem schnellen Wettrennen den begabtesten Taucher zu ermitteln.

Dive
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 8(6) Jahren
Anthony Perone, Romain Caterdjian
Pegasus Spiele 2021
EAN: 4250231728709
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,95
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