Die Powder-Mage-Chroniken: Das Feuer der Revolution

Fünf spannende Kurzgeschichten aus dem „Powder Mage“-Universum erwarten den wissbegierigen Leser. In diesen werden noch einmal bekannte Figuren der Trilogie in den Mittelpunkt gestellt sowie kurz und knackig ein wichtiger Moment in deren Leben beleuchtet. Lohnenswerte Rückblicke auf die beliebten Helden der Saga?

von Lars Jeske

„Das Feuer der Revolution“ ist die neueste Ergänzung im „Powder Mage“-Universum des Autors Brian McClellan. Ähnlich wie beim etwas dünneren Geschichten-Band, wird von ihm die bekannte Welt um das Land Adro und die dort lebenden Pulvermagier um weitere eigenständige Erzählungen ergänzt. Im vorliegenden Buch sind fünf Novellen versammelt, die jeweils zirka 90 Seiten umfassen. Einige der Geschichten haben sogar einen Epilog, was für diese Gattung literarischer Werke eher ungewöhnlich ist. Wie auch schon aus dem Geschichten-Sammelband bekannt, gibt es die vorangestellte explizite zeitliche Einordnung, damit der Leser die Ereignisse jeweils richtig in den historischen Kontext bringen kann. Der Fokus liegt erneut auf ausgewählten Charakteren, die bereits durch die „Powder Mage Chroniken“ bekannt sind. Auch in diesen neuen Abenteuern aus deren Vorgeschichte geht es mit Pulver und Magie (und jeder Menge Blut) voll zur Sache. Allein der Abdruck einer Landkarte wäre für einige Stellen hilfreich gewesen, um sich auch geographisch zurecht zu finden. Abhilfe bietet bekanntermaßen die Trilogie.

Gleich in der ersten Geschichte „Die Abgeschworene“ treffen wir auf Erika ja Leora, die Erbherzogin von Leora, die man aus Tamas? Rückblicken immer als seine große Liebe kennt. Zum Zeitpunkt dieser Ereignisse ist sie gerade einmal 19 Jahre und eine gebrandmarkte Pulvermagierin. Nur ihr Abschwören dieser Magie und ihre hohe Stellung im Adel von Kez hat ihren vorzeitigen Tod verhindert. Aber Herzog Nikslaus, seines Zeichens Privilegierter und Magierjäger, hat in mehrerlei Hinsicht bereits ein Auge auf sie geworfen, wodurch sich ihre bereits wackelige Situation nicht gerade bessert. Als sie dann noch eine entflohene und aktuell auch verfolgte Pulvermagierin bei einem ihrer Jagdausflüge aufscheucht, stellen sich mit dieser schicksalhaften Begegnung die Weichen für ihr weiteres Leben. Es gilt Entscheidungen zu treffen, die über ihr persönliches Wohl weit hinausgehen.

Quasi zeitgleich wird in der zweiten Erzählung „Im Dienst der Krone“ die Geschichte von der anderen Seite der Grenze erzählt. Wenngleich aus gänzlich anderen Gründen macht sich Captain Tamas ebenfalls zur Grenzstadt Budwiel zwischen Adro und Kez auf. Er muss seine militärische Karriere retten, da er zu heißblütig ist und noch immer keinem Duell aus dem Weg geht, welches ihn als Bürgerlichen für die meisten Adligen unhaltbar macht. Als zusätzlicher Affront ist hierbei anzusehen, dass er ein Pulvermagier ist, welche ebenso keinen guten Ruf beim Adel haben. Das Aufeinandertreffen von Erika und Tamas und ihre Interaktion ist das Highlight unter diesen allesamt sehr lesenswerten Geschichten und wunderbar geschrieben.

Ebenso erfährt man in weiteren Geschichten mehr über den Werdegang von Wachtmeister Adamat, welchen man in einem politischen Mordfall antrifft. Taniel hingegen verschlug es ins Kriegsgebiet Fatrasta. Ausführlich wird zudem Ben Styke von den Ulanen in zwei Geschichten als wesentlicher Charakter porträtiert.

Wie gewohnt gelingt es Brian McClellan hierbei, sowohl Geschichten zu erzählen, die sich gut in das bisher vermittelte Bild dieser Welt fügen, als auch durch die neuen Facetten bekannte und zum Teil beliebte Charaktere noch einmal glänzen zu lassen. Dies alles geschieht auf überaus hohem Niveau. Beindruckenderweise werden einige der Handlungen der Hauptserie durch dieses zusätzliche Vorwissen nunmehr noch nachvollziehbarer und verständlicher für die Leser der Trilogie und bilden einen zusätzlichen Anreiz, diese erneut zu lesen. Für Neuleser in dieser Welt sind diese Kurzgeschichten auch geeignet, da keine wesentlichen Handlungen vorweggenommen werden, sie aber Lust auf mehr machen. Selbstverständlich wird man etwas intensiver in die Geschichte gezogen, wenn man die Charaktere bereits kennt. Allerdings ist Ben Styke ein toller Beweis dafür, wie gut es dem Autor gelingt, auch auf wenigen Seiten einen neuen Charakter zu entwerfen, der jedoch nicht minder faszinierend ist und sehr gut beschreiben wird.

Einige diese Vorgeschichten wurden erneut erst nach der Trilogie verfasst, passen jedoch so gut ins Gesamtkonzept und den Charakterentwicklungen, als wenn sie dem Autor bereits vor dem Verfassen der Trilogie gegenwärtig waren und nur noch nicht final zu Papier gebracht wurden. Eine rundum gelungene Zusammenstellung, welche kurzweilig ist und erneut viel zu schnell ausgelesen. Der gewählte deutsche Titel lässt sich ebenfalls gut erklären, wird doch in jeder Geschichte ein Umbruch oder Aufbruch in eine neue Zeit eingeleitet. Der Feuer der Revolution wird geschürt, hinführend zu „Blutschwur“ …

Fazit: Die „Novellen“-Sammlung ist eine lesenswerte Ergänzung der „Powder Mage“-Welt von Brian McClellan. In dieser wird ein Blick auf ausgewählte Charaktere geworfen, um diese noch besser kennen zu lernen. Wie bereits bei den „Geschichten“ wird ein einschneidendes Erlebnis der zentralen Figur in komprimierter Form wiedergegeben. Ebenso wäre es möglich, diesen Sammelband als Einstieg in die Welt von Pulver und Magie zu sehen und erst im Anschluss die Trilogie zu lesen, da einem die Szenerien und die Art der Geschichtenerzählung höchstwahrscheinlich zusagen wird und man noch viel mehr von dieser Welt erfahren möchte.

Die Powder-Mage-Chroniken: Das Feuer der Revolution

Fantasy-Roman
Brian McClellan
Cross Cult 2021
ISBN: ISBN: 978-3-96658-397-8
450 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 16,00

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