Wer den Hintergrund der Drachenritter nicht kennt, für den sei er kurz erzählt: Drachen sind Ungeheuer, deren bloße Anwesenheit die Welt verdirbt. Das Land verödet, die Lebewesen pervertieren. Nur Jungfrauen sind dagegen immun. Sie sind die einzigen, die sich Drachen nähern und sie töten können. Die Drachenritter sind ein Orden von Jungfrauen, die sich auf das Banner geschrieben haben, die Welt von den Drachen zu befreien. Sie sind aufopferungsvolle, junge Frauen, deren größter Feind die Liebe ist! In der Reihe sind inzwischen an die 20 Bände erschienen, die lose miteinander verbunden sind und unterschiedliche Aspekte der Drachenritter beleuchten.

Doch nun zur Geschichte: In einer Stadt herrscht eine tödlich Seuche: die Pest. Tausende Menschen wurden infiziert. Um die Ausbreitung zu stoppen, verhängen die Hohepriester eine unerbittliche Vorgehendweise: Die Kranken sollen gefunden, isoliert und getötet werden. Um sicherzugehen, dass kein Kranker entkommt, werden ganze Stadtteile abgeriegelt und verbrannt. Dass dabei zahlreiche Unschuldige zu Tode kommen, versteht sich von selbst. Nur Alatea, ein 15-jähriges Mädchen, die viele Geschichten von ihrer Großmutter über Drachenritter gehört hat, glaubt, dass ein Drache und nicht die Pest die wahre Ursache für die Seuche ist. Doch niemand schenkt ihr Glauben. Als ihre kleine Schwester in einem Stadtteil eingesperrt wird, der dem Untergang verdammt ist, beschließt sie zu handeln. Und am Ende steht sie natürlich einem Drachen gegenüber …

„Das Reich des Ostens“ ist eine einfache Geschichte, die über weite Strecken mit wenigen Worten erzählt wird. Trotz der Überlänge von 62 Seiten liest sich der Comic daher schneller als viele Comics im klassischen 48-Seiten Format. Das muss nicht schlecht sein, jedoch dauert es dadurch länger, um in die Geschichte einzutauchen und dann ist sie auch schon zu Ende. Vermutlich wird man den Comic beim zweiten Lesen mehr genießen als beim ersten. Der Einstieg und das Ende sind pathetisch geschrieben, was mir gefallen hat. Die Handlung ist geradlinig, ohne großartige Wendungen. Die wenigen Hauptfiguren sind stereotypisch. Die Rüstung der Drachenritter eine Katastrophe. Ein überzeugender Grund, warum ein junges Mädchen ohne Kampfausbildung, es mit einem Drachen aufnehmen kann, wird nicht genannt. Trotzdem liest sich die Geschichte flüssig und spannend.

Die Zeichnungen sind schwer zu beurteilen, meinen Geschmack treffen sie allerdings nicht. Die Menschen sehen gut aus. Die Stadt geht noch, wobei hier auch keine Glanzpunkte gesetzt werden. Das Innere der Häuser ist zu modern geraten und wirkt daher fehl am Platze. Kleidung und Ausrüstung weisen nur wenig Details auf. Das große Manko ist allerdings die Farbsetzung. Viele Panels sind in einer grellen Hintergrundfarbe gehalten. Dabei hat man den Eindruck, als wollte der Zeichner das ganze Spektrum seiner Farbpallette nutzen, denn einige Seiten weisen bis zu 4 verschiedene Hintergrundfarben auf. Die Seiten wirken dadurch quietschend bunt. Das ist schade, denn einige Panels sind für sich allein genommen wahre Meisterwerke und sähen auf einer Leinwand großartig aus.

Fazit: Der 1000. Band von Splitter ist leider kein Meisterwerk. Sowohl die Geschichte als auch die Zeichnungen schaffen es nicht, den Comic über das Mittelmaß zu heben. Wer die (eigentlich großartige) Serie der „Drachenritter“ kennenlernen möchte, sollte zu einem anderen Band greifen.