Der Riss

Was wäre, wenn unsere Welt gar nicht real wäre, sondern eine Simulation? Und wie definiert sich überhaupt die Realität? Eine mögliche Antwort darauf erfährt man in „der Riss“. Flynn Darkster ist einer der besten Hacker der Welt und wird für ein Projekt angeworben, bei dem es um die Sicherheit des Staates geht. Im Laufe seiner Arbeit findet er jedoch heraus, dass es eigentlich um etwas völlig anderes geht: nämlich die Frage, wer eigentlich die Realität kontrolliert. Schon bald steht er vor der Aufgabe, die ganze Menschheit zu retten.

von Alice

Flynn Darkster ist ein Hacker aus Leidenschaft und dringt nur aus Spaß in das Sicherheitssystem des Pentagons ein. Er will niemanden schaden, sondern sich nur beweisen, dass er es schaffen kann. Als es ihm tatsächlich gelingt, kommt man ihm jedoch auf die Schliche. Es stellt sich heraus, dass die Sicherheitslücke gezielt als Köder ausgelegt wurde, um talentierte Hacker zu finden. So gelangen Flynn und einige seiner Kollegen an den Auftrag, einen Cyberkrieg zu verhindern. Im Laufe der Arbeit findet das Team allerdings heraus, dass dies alles eine Lüge war. Eigentlich sollen sie der Frage nachgehen, wer die Realität kontrolliert und wie man diese verändern kann. Die Idee, Kontrolle über die Realität zu erhalten oder sogar diese zu zerstören, hatten bereits auch andere Gruppierungen, weshalb ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Die Handlung beginnt mit mehreren Handlungssträngen, die im Laufe der Zeit zusammengeführt werden. Zunächst erfährt man von Alma, die von Albträumen geplagt wird und teilweise sogar mit Verletzungen aufwacht. In einer psychotherapeutischen Behandlung versucht sie eine Antwort darauf zu finden, doch schon bald kommt alles anders. Sie wird zu einer Versuchsperson, da sie angeblich eine Anomalie ist, mit der sich „der Riss“ öffnen lässt. Was das bedeutet, versteht sie anfangs noch nicht, allerdings hängt dies mit der Frage zusammen, wer die Realität kontrolliert. Daraufhin lernt man Flynn und seine Kollegen kennen, die zunächst unfreiwillig genau dieser Frage nachgehen und mit ihren technischen Kenntnissen eine Bereicherung für die Nachforschungen darstellen. In einem weiteren Handlungsstrang erfährt man mehr über Dr. Hannah Tambey, die eine Maschinenintelligenz mit dem Namen Jota betreut. Diese mächtige Technologie wird bald ebenfalls Bestandteil der Nachforschungen. Aus der Perspektive von Jota zu lesen, ist übrigens ein besonderer Genuss, da ihre Denkweise mit gelungen Formulierungen dargestellt wird.

„Der Riss“ spielt in der nahen Zukunft und hinterfragt hier die Grundpfeiler der Wirklichkeit, wobei die heutige Wissenschaft noch an ihre Grenzen stößt. Es gibt beispielsweise Widersprüche zwischen Quantenphysik und der Relativitätstheorie. Zudem wird auf weitere Modelle eingegangen wie Multi-Universen, die Weltformel und die Matrix-Theorie. Wer sich für diese Themen interessiert, wird sich schnell in diesem Roman wohl fühlen. Dabei ist es völlig unproblematisch, wenn man nur wenige oder keine Vorkenntnisse mitbringt, denn am Ende des Buches werden die Begriffe so erklärt, dass sie auch von Laien verstanden werden könnten. Dies gilt auch für technische Begriffe wie Algorithmus, Emergenz oder Deep Learning. Zusätzlich findet man dort auch eine Auflistung und eine gut zusammengefasste Beschreibung der wichtigsten Charaktere. Sollte man mal den Anschluss verloren haben, kommt dadurch gut wieder in die Geschichte rein.

Technische Details werden stellenweise sehr ausführlich genannt, was zum einem eine sorgfältige Recherche aufzeigt, andererseits aber auch die Gefahr birgt, das die Inhalte schnell veraltet wirken können oder eher für Verwirrung sorgen. Da kommt unter anderem die Frage auf, warum man für nur 128 Server ganze 50 Racks benötigt oder wie es möglich ist, dass eine so mächtige Maschinenintelligenz wie Jota mit nur rund 700 GPUs funktioniert. Für das Verständnis des Romans sind diese Details nicht notwendig, daher wäre als manchmal von Vorteil gewesen, allgemeinere Formulierungen zu wählen.

Das Cover des Buches ist einfach gehalten, hat durch eine ansprechende Gestaltung dennoch einen hohen Wiedererkennungswert. Die Buchseiten dagegen stören die Lesbarkeit jedoch etwas, da man die Buchstaben der Rückseite relativ stark durchsieht.

Leseprobe

Fazit: „Der Riss“ hinterfragt auf interessante Weise die Grundpfeiler der Wirklichkeit und verpackt dies in eine durchgehend spannende Geschichte.

Der Riss
Science-Fiction-Roman
Andreas Brandhorst
Heyne 2024
ISBN: 978-3-453-27482-2
640 S., Hardcover, deutsch
Preis: 24,00 EUR

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