von Alice

Eine Gruppe von sechs Fremden überfällt einen Konvoi, um einen geheimnisvollen Container des Konzerns Militech zu rauben. Genaue Details über die Mission kennt keiner von ihnen, denn sie werden von ihrem Auftraggeber erpresst, welcher nicht mehr als unbedingt notwendig erzählt. Durch die Zusammenarbeit lernt sich die Gruppe jedoch besser kennen und stellt fest, dass sie alle ein gemeinsames Problem haben: Geldnot. Ein Plan für einen weiteren Überfall entsteht. Mit den unterschiedlichen Spezialisierungen ist das Team gut besetzt, doch eine professionelle Räuberbande sind sie deshalb noch lange nicht. Sie geraten von einer Katastrophe in die nächste, wodurch der Überfall zu einem Kampf ums Überleben wird, in einer Welt, die wenig Gnade kennt.

Fans des Genres bekommen genau, was sie erwarten: Cyberpunk. eine dystopische Welt, in der Megakonzerne um die Vorherrschaft kämpfen und in der die Verwendung von Hochtechnologie zur Überwachung der Menschheit dient, aber auch zur Optimierung des Körpers mittels Cyberware – welche sich jedoch die wenigsten leisten können. Das Übermaß an Gewalt und die ständige Konfrontation mit dem Tod verbreitet nicht nur Furcht, sondern führt häufig auch zu Depressionen oder zur Resignation. Die Aussicht auf schnelles Geld, gibt den Protagonisten jedoch Hoffnung, denn wer reich ist, kann sich Cyberware leisten, mit der sich viele Probleme lösen lassen. Der Ripperdoc der Gruppe etwa sehnt sich nach einem neuen Cyberarm, mit dem er sehr komplexe Operationen vornehmen könnte. Alternativ bietet Reichtum auch die Möglichkeit zur Flucht aus einem miesen Job, was für manch einen ebenfalls eine Option ist.

Sowohl der ursprüngliche Auftrag als auch der eigeninitiativ organisierte Raubüberfall sorgen für zahlreiche actionreiche Kampf- und Fluchtszenen. Zudem bleibt es spannend, wie die immer schlimmer werdende Katastrophe ausgehen wird, und überraschende Wendungen sorgen für Abwechslung. In ruhigeren Momenten erlebt man eine interessante Charakterentwicklung und erfährt häppchenweise, womit sie erpresst wurden, was sehr persönliche Hintergründe hat. Für Auflockerungen in dieser düsteren Welt sorgen übrigens höchst unterhaltsame, oft sarkastische Werbespots.

Etwas schwierig dagegen ist der Einstieg in den Roman. Man fühlt sich von der Anzahl der Charaktere überfordert, da man zwischen mehreren Handlungssträngen hin-und herspringt, welche nach und nach zusammengeführt werden. Zudem bleiben grundlegende Fragen zunächst offen, sodass man gar nicht richtig versteht, was überhaupt vor sich geht. Nach etwa einem Viertel des Buches legt sich das aber, und man kann sich voll und ganz auf die außergewöhnliche Welt mit einzigartigen Charakteren einlassen. Wer das dazugehörige Videospiel kennt, hat übrigens einen einfacheren Einstieg. Es gibt neuartige Begriffe, die Eigenkreationen sind und nicht erläutert werden. Einige sind selbsterklärend, andere bleibt denjenigen mit Vorkenntnissen vorbehalten. Das kann die genaue Funktion von Braindance sein oder eine detaillierte Vorstellung von Fahrzeugen der Firmen Quadra oder Militec. Das grundlegende Verständnis wird dadurch jedoch nicht gestört. Da die Handlung eigenständig ist und neue Charaktere mitbringt, sind Vorkenntnisse aus dem Videospiel nicht zwingend erforderlich.

Leseprobe

Fazit: Der Roman bietet genau, was man erwartet: Cyberpunk. Fans des Genres werden viel Freude haben, und wer die Videospiel-Vorlage „Cyberpunk 2077“ kennt, kann dieses Werk in vollem Umfang genießen, denn Vorkenntnisse, wenngleich nicht zwingend nötig, erleichtern den Einstieg in die Handlung.

Cyberpunk 2077: No Coincidence
Scienc-Fiction-Roman
Rafal Kosik
Knaur 2023
SBN: 978-3-426-22812-8
416 S., Paperback, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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