Der Lotuskrieg – Last Stormdancer

„Last Stormdancer“ spielt 100 Jahre vor der „Lotuskrieg“-Trilogie, deren erster Band 2021 in Deutschland erschienen ist. Man erfährt, worin die Zusammenarbeit mit der Gilde ihren Ursprung hat und warum die Donnertiger aus Shima geflohen sind.

von Alice

Der Shogun stirbt und hinterlässt Zwillingssöhne, die nun um die Nachfolge kämpfen. Sie führen gegeneinander Krieg mit der Absicht, dass nur der Stärkere überleben kann. Doch nicht nur auf Stärke kommt es an, sondern auch auf Schläue. Beide verhandeln mit der Gilde, um diese als Bündnispartner für sich zu gewinnen. Mit ihren einzigartigen Maschinen kann die Gilde das Blatt wenden, und entscheiden wird sie sich für den Meistbietenden, denn sie verfolgt ihre eigenen Ziele.

Für ihre Maschinen benötigt sie Treibstoff, den sie durch den Anbau von Blutlotus gewinnt. Dieser ist giftig, wodurch jeder erkrankt, der mit dieser Pflanze arbeitet. Zudem kommt es zu verheerenden Umweltschäden durch die Fabriken. Das sonst von feudaler japanischer Kultur geprägte Inselreich Shima durchlebt den Beginn einer Industrialisierung, die zahlreichen Menschen, insbesondere den Bedürftigen, schadet und auch dem Tierreich.

Das Leid der Tiere spürt Jun jeden Tag, denn er besitzt die Gabe, mit ihnen zu sprechen. Seine tiefe Verbundenheit mit dem Tierreich führt dazu, dass er gegen die Gilde vorgehen möchte, indem er die mächtigsten Tierwesen auf Shima um Hilfe bittet: die Donnertiger, bei denen es sich um Greifen mit dem Hinterleib eines Tigers handelt. Diese mischen sich nur ungern in Angelegenheiten der Menschen ein, jedoch steht ihre Heimat auf dem Spiel, weshalb ein innerer Konflikt entsteht: Sollen sie unter den Menschen Verbündete gegen die Gilde suchen oder Shima lieber verlassen?

„Last Stormdancer“ liest sich wie eine kleine Variante der „Lotuskrieg“-Trilogie, denn viele Elemente erkennt man wieder: die Gilde, die für Mensch und Tier zugleich eine Bedrohung darstellt, und ein Sturmtänzer, der versucht, mit Donnertigern zu verhandeln. Eine weitere Gemeinsamkeit besteht darin, dass die Geschichte genau so packt, was bei nur 130 Seiten erstaunlich ist. Der Ankunft in die einzigartige Welt gelingt dem Leser schnell, und man kann sowohl mit dem Sturmtänzer als auch mit der Donnertigerin hervorragend mitfühlen. Vermutlich wird man das Buch an einem Stück durchlesen, was bei der Kürze sogar ein realistisches Vorhaben ist.

Grundsätzlich sind keine Vorkenntnisse notwendig, trotzdem ist es empfehlenswert, die „Lotuskrieg“-Trilogie bereits zu kennen, denn diese bietet einen viel detailreicheren Einstieg in eine Welt, die feudale japanische Kultur mit Steampunk- und Fantasy-Elementen auf einzigartige Weise verbindet. Zudem hat man ein tieferes Verständnis dafür, um was es in der Geschichte geht und welche Auswirkungen dies hat. Man erfährt, wie die Zusammenarbeit mit der Gilde entstanden ist und weshalb die Donnertiger damals ihre Heimat verlassen haben.

Neben „Last Stormdancer“ enthält dieses Buch die Kurzgeschichte „Wollte es doch regnen“, welche zeitlich zwischen „Last Stormdancer“ und der „Lotuskrieg“-Trilogie einzuordnen ist. Ein wohlhabendes, jedoch einsames Mädchen verliebt sich in einen Raffineriearbeiter der Gilde, der ihr in seiner nur kurzen Pause täglich Gesellschaft leistet. Als er erfährt, dass Miho mit Tieren sprechen kann, kommt es allerdings zu einem Konflikt, denn für die Gilde gilt jemand mit solch einer Gabe als unrein und wird hingerichtet.

Auch dieser Geschichte gelingt es, den Leser innerhalb kurzer Zeit in ihren Bann zu ziehen. Die Kombination eines gekonnten Schreibstils mit einer außergewöhnlichen Welt ermöglicht dies.

Leseprobe

Fazit: „Last Stormdancer“ liest sich wie eine kleine Variante der „Lotuskrieg“-Trilogie mit ähnlicher Handlung und einem ebenso packenden Schreibstil. Fans werden davon schnell begeistert sein und zudem neue spannende Hintergründe erfahren.
 
Der Lotuskrieg – Last Stormdancer
Fantasy-Roman
Jay Kristoff
Cross Cult 2023
ISBN: 978-3-96658-977-2
160 S., Paperback, deutsch
Preis: 12,00 EUR

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